Schmeckt sauer & bringt kein Glück

6. März 2023 | Bild der Woche | Ein Kommentar

Unsere Rätselpflanze wächst in feuchten Laub- und Nadelwäldern der gemäßigten Breiten Europas und Asiens. Sie bildet im Frühjahr u.U. große Teppiche auf dem Waldboden. Ihr Gattungsname deutet darauf hin, dass die Blätter säuerlich schmecken. Ihr Gehalt an Oxalsäure und Kaliumhydrogenoxalat ist nämlich recht hoch, weshalb sie nicht oder nur in geringen Mengen verzehrt werden sollten. 

Die herzförmigen, zu dritt angeordneten Blätter sind über ein Gelenk mit dem Stiel verbunden und können regenschirmartig zusammenklappen. Das machen sie bei Erschütterung oder wenn Wärmestrahlung und Licht auf sie treffen. Sie kommt mit erstaunlich wenig Licht aus. Schon 10% des Tageslichts ermöglichen die volle Photosyntheseleistung. Diesen Vorteil nutzt die Pflanze im Frühjahr, wenn die Laubbildung  der Waldbäume zu Lichtmangel bei Frühblühern führt. Der Klapptrick schützt auch vor Wasserverlust durch Transpiration. Die Spaltöffnungen auf den Blattunterseiten legen sich nämlich so aufeinander. Die weißen Blüten mit violetten, aderartigen  Strichen fallen im Wald natürlich auf. Sie öffnen sich nur bei Sonnenschein. Blühzeit ist April und Mai.

Bienen, Hummels und Schmetterlinge besuchen sie gern.

Die Pflanze ist ein sogenannter Saftstreuer. Sie streut ihre Samen mit Druck um die 15 bar. Der Schleudermechanismus unterstützt wirkungsvoll die Ausbreitung. 

Welcher Frühblüher ist gesucht?

(Hans Ferenz)

Auflösung der letzten Pflanze der Woche (Auf der Peißnitz werden schon die Büsche grün – ein Werk der Klimaerwärmung?)

Nhu Deng hatte die Lösung zu vielen Fragen parat. Wir suchten ein Geißblattgewächs, Jelängerjelieber, auch genannt Lonicera. Genauer gesagt: es ging um das Tatarische Geißblatt, Lonicera tatarica.  Die Klimaerwärmung mag allenfalls das Ergrünen des Busches ein paar wenige Tage vorverlegt haben. Dass der Busch aber schon im Februar grünt, ist die Besonderheit seiner Art. Dieses Geißblatt ist bekannt dafür, sehr früh im Jahr junge Blätter zu treiben. Das ist auch einer der Gründe, weswegen es als Zierpflanze so geschätzt wird. Ein weiterer Grund sind die rosa Blüten, die im Mai erscheinen. Leider duften sie nicht, da sind sie eine Ausnahme unter den vielen Geißblatt-Arten. Die roten Beeren sind leicht giftig.

Die Gattung ist nach Adam Lonitzer (1528-1586, latinisiert Adamus Lonicerus) benannt. Er war war ein deutscher Naturforscher, Arzt, Botaniker und Verfasser eines Kräuterbuchs. Linné benannte nach ihm die Gattung Lonicera.

Das Thema „Grün“ hat uns dann etwas in die Farbtheorie geführt. Es ist richtig, Nhu-Deng, Chlorophyll absorbiert rotes und blaues Licht. Grün wird reflektiert – dummerweise möchte man meinen, denn der größte Anteil des Sonnenlichts ist grün. Diesen mengenmäßig größten Teil des Lichts nutzt die  Pflanze praktisch nicht zur Photosynthese. Das Phänomen nennt man Grünlücke. Die Natur ist offenbar nicht immer perfekt.  Es gibt jedoch Rotalgen und manche Cyanobakterien, die auch das grüne Licht nutzen können. Sie haben Phycobiliproteide, die chemisch dem Chlorophyll nicht ganz unähnlich sind, aber auch grünes Licht verwerten können. Sie leben beispielsweise in tieferen Gewässerzonen, sie nutzen dann das grüne Licht, dass die weiter oben schwimmenden Grünalgen nicht verwertet haben. Photosynthese von der Resterampe. Über Chlorophyll und die Photosynthese hat hier auch schon einmal Kollege Hans Ferenz einen interessanten Aufsatz verfasst.

Ein Ausflug in die graue Theorie der bunten Farben

Warum rote und grüne Punkte nebeneinander gesetzt einen gelben Farbeindruck erzeugen: Es sind zwei der drei Grundfarben der additiven Farbmischung. Trifft gelbes Licht (Beispiel das von der Natriumdampflampe in unserem Bild) auf die Netzhaut unserer Augen, dann reizt es die für Rot und die für Grün empfindlichen Zapfen (Lichtsensoren) im Auge gleichermaßen. Die Stäbchen für „Blau“ werden nicht erregt. So ergibt sich im Gehirn der Farbeindruck „gelb“. Man nennt das additive Farbmischung. Das gleiche passiert, wenn man eine Fläche betrachtet, wo ein fleißiger Mensch grüne und rote Punkte nebeneinander gesetzt hat: Aus gebührendem Abstand betrachtet, erscheint die Fläche gelb.

Mischen impossible?

Wer aber denkt, es sich einfach machen zu können, und die Farben einfach schon im Schulmalkasten durcheinander zu mischen, wird enttäuscht sein: Ergebnis wird kein leuchtendes Gelb sein, sondern ein stumpfes Braun. Denn die einzelnen Farbpigmente (also z.B. Rot und Grün) kommen in recht dichten Schichten übereinander auf dem weißen Papier zu liegen. Dann funktionieren die Farbträger wie ein Filter. Das Licht muss diese Filter auf dem Weg auf das weiße Papier durchlaufen und dann wieder zurück kommen. Die rote Farbe schluckt einen großen Teil des grünen und blauen Lichts, das Grün absorbiert weite Teile von rot und blau: am Ende kommt nur ein gedämpfter bräunlicher Farbton heraus, weil überwiegend blau fehlt, aber auch die anderen Farben gedämpft sind. Dieses Mischprinzip nennt sich subtraktive Farbmischung. Additive Farbmischung kommt immer da zum Einsatz, wo sich farbige Lichtwellen mischen, wie beispielsweise den roten, grünen und blauen Pixeln auf einem Display. In der Malerei oder auch im Farbdruck, wo verschiedene Farben über- und durcheinander aufgetragen werden, braucht man da andere „Grundfarben“:  Es sind Cyan, Gelb und Magenta. Diese sind  Additionsprodukte aus jeweils zwei der echten Grundfarben. Sie sind immer transparent für zwei Farben, blockieren jeweils nur die Dritte, die nicht enthalten ist. Werden solche Farben übereinander gedruckt, so entstehen wieder (fast)reine Töne. Fällt also weißes Licht erst durch eine Schicht Cyan (lässt Grün und Blau durch) und dann durch Gelb (lässt rot und grün durch), so bleibt als Ergebnis Grün übrig.

(HW)

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