Auf der Peißnitz werden schon die Sträucher grün: ein Werk der Klimaerwärmung?

27. Februar 2023 | Bild der Woche | 5 Kommentare

Träume ich? rief Elfriede, als sie und  Heino an jenem trüben Februartag über die Peißnitz spazierten. Der Klimawandel – schau was er hier schon angerichtet hat ! In der Tat entfaltete sich am Wegesrand ein seltsames Schauspiel auf: die Büsche erstrahlten in jungem frischen Grün. Farbtupfer Ein von einem gelblichen, frischen Grün, wie man es sonst nur von Anfang April kennt, hatten sich über die graue Februarlandschaft gelegt. „Seltsam“, fand auch Heino, der neugierig die frischen , zarten Blätter befingerte. „Zweifellos, die Büsche schlagen aus. Das sind keine immer grünen, ledrigen Blätter, wie sie manche Immergrüne tragen“. Seltsam.  Zwar war der Winter schon mild, ein Glück für wohl die meisten unserer Leser, in Anbetracht der gestiegenen Gaspreise. „Eigentlich nicht dumm von den Pflanzen, jetzt schon auszutreiben, dann haben sie einige Monate voraus, und können Photosynthese betreiben“, fand Elfriede. „Aber was, wenn Frost kommt“ ? Heino wusste keine Antwort. Er war zu sehr beschäftigt, herauszufinden, um welche Pflanze es sich handelt. Erst zu Hause führte ein Weg über verschiedenste Apps langsam zum Ziel. Der Verdacht, dass es sich wohl nicht um ein einheimisches Gewächs handelt, bestätigte sich. Heino stellte sich vor, wie dereinst  wilde Tataren-Truppen mit Pfeil und Bogen durch die  Steppen jenseits des schwarzen Meeres gen Halle trabten, im satten Sprung über grüne Hecken mit roten, aber ungenießbaren Beeren.  Unter den Hufen ihrer Pferde haben sie vielleicht Samen bis hier auf die Peißnitz verschleppt. Wahrscheinlich war es aber anders. Vielleicht brachte irgend ein Forschungsreisender brachte die Samen her. Die Pflanzengattung hat Linne (wer sonst) benannt, zu Ehren eines anderen, älteren Botanikers, dem Verfasser eines renaissancezeitlichen Kreuterbuchs.

Heino versuchte, die Bilder, die er von dem wundersam grünen Gesträuch aufgenommen hatte, mit der Lupe zu betrachten. Doch zwischen dem Grau sprenkelten nur farbige Punkte umher, grüne und rote, besonders da, wo er fand, dass die Farbe doch eigentlich eher gelblich war. Rot hatte er überhaupt gar nicht bemerkt. Aber die Sache mit dem Farbspektrum hatte er schon in der Schule nie richtig verstanden.  Neulich hatte er gelesen, dass die Sonne überwiegend grünes Licht aussendet. Eine grüne Sonne hatte er aber nie gesehen. Beim Kunstunterricht hat er immer peinlich darauf geachtet, dass er nicht mit grünen Farbresten am Pinsel in den roten Napf kam, mit der die Sonne malte. Weil dann nur schmutziges braun herauskam. „Aber, eigentlich ist die Natur doch ziemlich schlau, wenn die Sonne grünes Licht aussendet, auch die Pflanzen grün sind, damit sie mit ihrem Blattgrün das meiste Licht zur Photosynthese einfangen können“, fand Heino. „Nein, das ist nicht logisch“, widersprach Elfriede. Ganz im Gegenteil: „da hat der liebe Gott bei der Evolution wohl nicht aufgepasst“

Viele Fragen haben wir da angeschnittten.

– Um was für ein Strauchwerk handelt es sich, das da auf der Peißnitz schon Mitte Februar grün wird?

– Nach wem ist die Gattung benannt?

– Warum findet Heino mit der Lupe grüne und rote Punkte, besonders da, wo die Farben ins Gelbliche spielen?

– Und warum hatte er damals nur ein schmutziges Braun am Pinsel, wenn er Grün und Rot mischte?

–  Ist es für die Pflanze gut, dass sie grün ist, oder wären andere Farben  nicht eigentlich besser für die Photosynthese geeignet?

(HW)

Auflösung der letzten Pflanze der Woche (Turbanblüte und güldene Zwiebel): Türkenbundlilie (Lilium martagon)

Wegen der charakteristischen Blütenform war das Rätsel leicht zu lösen. Wilde Türkenbundlilien dürften selten gesichtet werden. ; am ehesten wohl in alpinen Höhen bis ca. 2000m. Aber da sie auch beliebte Gartenpflanzen und Schnittblumen sind , kennt man sie . Es wird berichtet, dass Rehe ganz wild auf die Blütenknospen sind.

(Hans Ferenz)

Lust auf mehr Grünzeug? In unserem Archiv werden alle Pflanzen der Woche verwahrt, seit 2016. Hier könnt Ihr stöbern.

 

Print Friendly, PDF & Email
5 Kommentare

Kommentar schreiben