Mikrokosmos, Makrokosmos

Natürlich erschien das ganze Herumgestapfe auf der in Dunkelheit gehüllten Wiese am Saugraben sinnlos. Der Spot der  Taschenampe ließ zwar immer wieder diese gefiederten Blätter aufblitzen, aber die Gesuchte blieb spurlos verschwunden. Dabei hatte der Pfingstnachmittag für Elfriede und Heino so schön angefangen, bis sie das Fehlen ihrer Lesebrille bemerkte. Schuld war natürlich Heino, da war sich Elfriede sicher. Was sollten denn auch seine blöden Spielereien?  OK, die alte Multispektralkamera von VEB Zeiss Jena bei Ebay zu ersteigern, war ja noch in Ordnung, und mochte ihretwegen praktisch sein, wenn man damit im Weltraum herumflog. Aber damit im Saugraben im Auftrag der Redaktion Pflanzen zu suchen, erschien ihr ziemlich daneben, zumal man nur unscharfe Bilder bekam. Besonders  dann, wenn man so einen Winzling mit einem Apparat abbilden wollte, der nur auf „Unendlich“ einzustellen war.  Beim Versuch, einfach Elfriedes Lesebrille vor die Linse des High-Tech-Gerätes zu halten, um die rosa Mini-Blütchen scharf zu bekommen,  muss Elfriedes Apollo-12-Optik ins Gras gefallen sein – in diese sowieso blöden Wiese, die von lauter Wildschweinherden und den Abwassern aus Halle-Neustadt restlos überdüngt war, und wo allenfalls Störche hätten nach Fröschen schnäbeln können. Die Mini-Pflanze war ein deutlicher Hinweis darauf, denn, das konnte man nachlesen, sie ist ein Nährstoffanzeiger.

Immerhin, die entwickelten Bilder, die Heino später aus seiner Dunkelkammer hervorbrachte, schienen wenigsten halbwegs etwas geworden zu sein. Man kann sogar etwas drauf erkennen – aber was bloß?

(HW)

Auflösung der letzten Pflanze der Woche (Blühpracht 50 Tage nach Ostern, manchmal): Netzblatt-Pfingstrose, Paeonia tenuifolia

Agricola hatte die richtige Spur gelegt: wir suchten die Netzblatt-Pfingstrose, Paeonia tenuifolia, einer in unseren Gärten seltenen Schönheit aus Zentralasien.

(Hans Ferenz)

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