Feuer im Barbieland

7. August 2023 | Bild der Woche | 4 Kommentare

„Gut, dass Sie endlich da sind“, rief Barbie, als der Löschzug der freiwilligen Feuerwehr Angersdorf endlich eintraf. „Die Erde brennt, Hilfe, tun Sie doch was !“. Die Feuerwehrleute stiegen gemächlich aus ihren Fahrzeugen und sahen sich irritiert um. „Hier ist nichts“, stellten sie fest. „Dooch, die Erde brennt !“ schrie Barbie.

„Wo denn? welche denn?“

Barbie wies auf ein Feld: „alles total voll Rauch, die ganze Erde“.

„Wir sehen hier gar nichts“, sagte der Oberbrandmeister Ken Tacki.

„Da… meine Lieblingsblumen, in Rosa, die müssen alle verbrennen“ schrieb die Puppe weiter.

„Die da?“ Natürlich fiel auch den Brandbekämpfern auf, dass die kleine Pflanzen, die über dem Boden verzweigt wuchsen, auffällig ähnliche Blütenfarben in dem Kindergartenrosa zeigten, wie auch diese blöde Blondiepuppe, die hier einen hysterischen Veitstanz aufführte.
Wenn man wirklich die Augfen zusammen kniff, dann hätte man wirklich denken können, dass die Erde raucht. Das lag aber eher an den kleinen, graublauen Blättchen, die aus der Ferne diesen rauchartigen Eindruck hervorrief.
Aber war Barbie wirklich so blind? Den Männern fiel auf, dass ihre Augen tränten. War ihr vielleicht etwas hineingeraten?

Schon vor zweitausend Jahren schrieben Dioscorides in „De Materia Medica“ und Plinius der Ältere in „Naturalis Historia“, dass das Reiben der Augen mit dem Saft oder dem Latex der Pflanze Tränen verursache, ähnlich wie der Rauch es mit den Augen mache. In der Antike wurde die Pflanze auch als Heilmittel verwendet.
Auch heutzutage wird sie in Apotheklen als Heildroge verkauft – die Anwendung ist allerdings umstritten, da einige der enthaltenen Alkaloide (1,25% in der ganzen Pflanze) starke Nebenwirkungen aufweisen.  Diese Inhaltsstoffe haben aber eine leicht krampflösende Wirkung und können die Gallentätigkeit unterstützen. Die Pflanze soll bei krampfartigen Beschwerden im Bereich der Gallenwege und des Magen-Darm-Trakts helfen. Künstlich hergestellte Derivate der Inhaltsstoffe werden oft zur Behandlung von Schuppenflechte eingesetzt, um eine übermäßige Immunreaktion zu unterdrücken. Diese Mittel haben jedoch potenziell starke Nebenwirkungen und sollten unter ärztlicher Aufsicht eingenommen werden. Zu bedenken ist auch, dass die enthaltenen Alkaloide Bauchschmerzen verursachen können. Zudem enthält die Pflanze Fumarsäure: diese Säure verdankt der Pflanze sogar ihren Namen.

Und da wären wir auch schon am Ende:

– Wie heißt diese Barbiepflanze mit den pinkfarbenen Blüten und den graublauen Blättern?
– Wie heißen die wirksamen Inhaltsstoffe, und zu welcher Substanzklasse gehören sie?
– Fumarsäure: das klingt giftig, sie ist aber Lebensotwendig. Wo?
– Ein ungarischer Wissenschaftler erhielt unter anderem wegen der Entdeckung der biologischen Funktion der Fumarsäure den Nobelpreis. Aber nicht nur dafür. Wofür noch?

Auflösung der letzten Pflanze der Woche: „Ohne Farbfilm im Land der Nordischen Zitronen unterwegs“: Sanddorn (Hippophae rhamnoides)

Das war schon klar. Wer denkt nicht beui Farbfilm vergessen an „Nina Hagen und dem Lied „Da hast den Farbfilm vergessen,“ und der ersten Liedzeile „Hoch stand der Sanddorn, am Strand von Hiddensee“. Rati hatte es schnell raus. Nur mit Schwarzweißfilmen hatte unser Ratefreund wohl selten was zu tun: Der Unterschied der beiden verwendete Filmarten ist die spektrale Empfindlichkeit. Ältere Filme (bis in die 1920er Jahre) waren orthochromatisch, sie waren für Licht von violett über blau, grün und gelb empfindlich, rot „sahen“ sie nicht. In der Folge erschienen rote Gegenstände, aber auch Pickel auf der Haut, im orthochromatischen Fotos auffallend dunkel. Das änderte sich erst mit dem Aufkommen panchromatischer Filme. Sie waren dann für alle Farben annähernd gleich empfindlich.

Zurück zum Sanddorn: Der Strauch ist in verschiedenen Regionen der Welt verbreitet, darunter Europa, Asien und Nordamerika. Ursprünglich soll er aus der Himalaya-Region stammen. Er gedeiht oft in sandigen Küstengebieten und auf trockenen Böden. Sanddorn ist eigentlich anspruchslos im Anbau und kann in verschiedenen Böden wachsen. Auf Stickstoffdünger ist er nicht angewiesen: seinen Stickstoffbedarf deckt er durch Symbiose mit Francia-Bakterien, die für ihn die Stickstofffixierung aus der Luft übernehmen. Sanddorn ist jedoch besonders in sandigen oder gut durchlässigen Böden ertragreich, auch ist er sehr trockenheitsresistent. Leider sind gerade in Ostdeutschland viele Plantagen durch eine sich ausbreitende Pflanzenkrankheit bedroht, den Erreger kennt man noch nicht.

Die Beeren des Sanddorns sind auffällig orange und reich an Nährstoffen wie Vitaminen (insbesondere Vitamin C), Mineralien, Antioxidantien und essentiellen Fettsäuren. Sie werden oft für Lebensmittel und Getränke verwendet, darunter Säfte, Marmeladen, Sirups und Tees. Sanddornbeeren gelten als reichhaltige Quelle von Vitamin C.

Beim Ernten der Beeren ist Vorsicht geboten, da die Pflanze Dornen hat. Maschinell werden die beeren meist geerntet, indem man fruchttragende Zweige abschneidet, diese schockfrostet und die hartgefrorenen Beeren anschließend abklopft.

Neugierig auf mehr rätselhafte Gewächse? Alle vergangenen Wochenpflanzen findet Ihr bei uns im Archiv.

 

 

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