„Anwalts Liebling“ unterliegt vor Gericht

22. Januar 2024 | Bild der Woche | 3 Kommentare

Ein bizarrer Streit zwischen zwei Eierlikörproduzenten beschäftigte im April letzten Jahres das Düsseldorfer Oberlandesgericht. „Gericht erlaubt Ei Ei Ei“ titelte die Tagesschau.

Das Traditionsunternehmen „Verpoorten warb seit Jahren mit dem  Slogan „Eieiei-Verpoorten“. Dazu hatte es sich auch die Wortmarke „EiEiEi“ beim Patent-und Markenamt schon in den 1970er Jahren eintragen lassen. Jetzt hatte aber auch ein anderer Likörhersteller sein Produkt mit gleich fünf „Ei Ei Ei Ei Ei“ beworben.

Verpoorten sah darin eine Markenverletzung und ging gegen den Konkurrenten gerichtlich vor. Und scheiterte krachend. Denn, so sagte das Gericht, es könne einem Eierlikörhersteller nicht untersagt werden, auf den Grundstoff Ei hinzuweisen . Der bloße Hinweis auf die Grundlage allen Eierlikörs sei nicht schutzfähig, hieß es. „Advocaat ist Anwalts Liebling“ – die Anwälte jedenfalls dürften sich über reichlich Honorar gefreut haben.

Eierlikör unterliegt vielfachen gesetzlichen Bestimmungen. Als „Advocaat“ darf nur ein Eierlikör bezeichnet werden, der mindestens 140 g Eigelb je Liter und mindestens 150 g Zucker je Liter beinhaltet. Sein Alkoholgehalt muss mindestens 14% betragen. Bis 2019 war der Zusatz von Milchprodukten verboten. Einer Eierlikör-Manufaktur aus Altenweddingen, die nach DDR-Tradition trotzdem Kondensmilch hineintat, wurde dies noch 2018 vom EuGH höchstrichterlich untersagt.

Über das „richtige“ Rezept  für traditionellen Eierlikör stritten sich auch neulich Elfriede und Heino von der Hallespektrum-Pflanzenredaktion. Elfriede bestand auf ihrem DDR-Rezept, natürlich mit Kondensmilch. Heino fand, die eklige Kondensmilch sei einfach nur „russisch“. Außerdem fand Heino, ein echter, traditioneller Advocaat müsse vegan sein, und „Verpoorten“ sei, historisch gesehen, eine Produktfälschung.

„Eierlikör ohne Eier?“ Elfriede schüttelte sich, als Heino ihr eines Tages eine minzgrüne, cremige Flüssigkeit im Likörglas vorsetzte.  „Probier doch einfach mal!“ ordnete er ihr an. „Meine Kreation. Der Ur-Advocaat, rein pflanzlich. Indianerehrenwort“.

Mißtrauisch nippte Elfriede an dem giftgrünen Zeug. Zunächst roch sie eine ordentliche Portion Alkohol, mit einer gewissen Rum-Note. Dann die cremige Konsistenz, die Süße, und  eine zart vanillige Komponente, und ganz leicht zitronig angesäuert. „Tatsächlich, nicht schlecht“ musste sie zugeben. „Sehr gut sogar“, fand sie, und griff gleich nochmal zur Flasche und goss sich nach. „Wow !“

Sie ärgerte sich nur, dass Heino die „Eierfrüchte“ aufgebraucht hatte, mit der sie eigentlich diesen pikanten Dip machen wollte, den sie so liebte. Sie hatten den einmal im Frankreichurlaub in der „Auberge des deux Oeufs“ kennengelernt, und gehörte seitdem zu ihrem Küchenrepertoir. Auch wenn Heino fand, dass das Zeug immer ein wenig „seifig“ schmeckte.

Lassen wir nun die beiden Schnapsdrosseln sich ruhig weiter mit der grünen Fee abfüllen. Das Rezept von Heinos grünem veganen Eierlikör liefern wir in der Auflösung, wenn Ihr die vielen Fragen gelöst habt, die da sind:

Die Frucht welcher Pflanze hat Heino verwendet, um den „veganen“ „Eier“likör herzustellen?

Aus welcher Sprache lässt sich  die Bezeichnung der Frucht herleiten ?

Es ist nicht ganz verkehrt, hier von einer „Eierfrucht“ zu sprechen. Wessen „Eier“ könnten es sein?

Wenn ein Gemüseladen Hass-erfüllt ist, muss das schlimm sein?

Der pikante Dip, den Elfriede eigentlich machen wollte, heißt wie?

Leider wird der schnell braun (was aber am Geschmack nichts ändert). Wie kann man das verhindern?

Umweltschützern ist die Frucht, trotz der leckeren veganen Gerichte, ein Dorn im Auge. Warum?

Auflösung der letzten Pflanze der Woche („Toskana-Feeling im Böhmerwald„) Elaeagnus angustifolia, schmalblättrige Ölweide, Böhmischer Ölbaum

Agricola wusste wohl schnell Bescheid, und holte aber nur  mit Andeutungen aus („Mamas Spezialität klingt etwas schmalblättrig“: Genau. angustifolia=schmalblättrig 🙂 ), und Nhu Deng schlug dann zielgerichtet zu: „Olivo di Boemia kann man auf dem Rätselbild entziffern. Der Böhmische Olivenbaum ist winterhart, also auch für die Wintertemperaturen in Halle geeignet. Die Früchte, es handelt sich um Steinfrüchte, sollen essbar sein und aromatisch schmecken. Der Böhmische Olivenbaum lebt in Symbiose mit Luftstickstoff bindenden Frankia-Bakterien, was den reduzierten Bedarf an Stickstoffdünger erklärt. Aber was sagt uns der Pinocchio??? Eventuell das „follio angusto“ Quatsch ist.!“

Was der Pinocchio zu sagen hat: es ist ein Fake-Olivenbaum. Denn der Baum sieht aus wie eine echte Olive, auch die Früchte. Aber sie sind nicht einmal entfernt verwandt. Die Gattung Elaeagnus gehört in die Ordnung der  Rosenartigen (Rosales), während der echte Olkivenbaum in die Ordnung der Lippenblüterartigen (Lamiales) gehört. Die Schmalblättrige Ölweide ist in Zentralasien heimisch. Sie wurde erst im 17. Jahrhundert in den Mittelmeerraum eingeführt und ist dort weit verbreitet. In Mitteleuropa wird die Schmalblättrige Ölweide oft als Ziergehölz kultiviert und ist stellenweise verwildert. Unsere Aufnahme stammt aus Halle, und zwar finden wir die Ölweide im Tagebaurestloch Ammendorf. Dort trug sie diesen Sommer auch ordentlich Früchte. Sie geben aber kein Öl, werden aber im Orient getrocknet gegessen. Sie sollen dann Nussartig schmecken. Es gibt Kultursorten mit 2 Zentimeter langen Früchten.  Sie enthalten viel Eiweiß und Zucker.  Wer Knieprobleme hat, sollte sich vertrauensvoll an den Baum wenden: Eine experimentelle klinische Studie hat gezeigt, dass Symptome von Osteoarthritis mit E. angustifolia-Extrakt im gkleichen Maß gesenkt werden können wie mit einer Standardtherapie.

Alle seit 2016 vergangenen Wochenpflanzen findet Ihr hier im Archiv

 

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