2.100 Bau-Unfälle in Sachsen-Anhalt
23. April 2020 | Wirtschaft | 4 KommentareSturz von der Leiter, Ausrutscher mit der Motorsäge, Hantieren mit Asbest: Wer in Halle auf dem Bau oder in der Landwirtschaft arbeitet, hat ein besonders hohes Risiko, im Job einen Unfall zu haben oder krank zu werden. Darauf weist die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) zum Internationalen Workers’ Memorial Day am 28. April hin – und ruft Beschäftigte in der Stadt zu einer Gedenkminute auf.
Gedenkminute für verunglückte Arbeitnehmer in Halle
„Ob im Home-Office oder auf der Baustelle: Um 12 Uhr sollte am Dienstag jeder kurz die Arbeit beiseitelegen und an die Menschen denken, die im Job tödlich verunglückt oder berufsunfähig geworden sind“, so IG BAU-Bezirksvorsitzender Karlheinz Weniger.
Die IG BAU Sachsen-Anhalt Süd fordert zugleich stärkere Anstrengungen beim Arbeitsschutz. „Jeder Unfall ist einer zu viel. Die Arbeitssicherheit ist keine lästige Pflicht, sondern ein Muss. Daran darf der Chef keinen Cent sparen“, sagt Weniger. In Zeiten von Corona sei dies wichtiger denn je. In der Gebäudereinigung müssten Beschäftigte besonders vor Ansteckungen geschützt werden. Hier seien ausreichend Desinfektionsmittel und Zeit für das gründliche Reinigen nötig.
„Auf dem Bau haben Arbeitgeber dafür zu sorgen, dass die Abstands- und Hygieneregeln eingehalten werden. Der Mindestabstand von 1,5 Metern – besser gleich eine ganze Zollstocklänge von zwei Metern – ist entscheidend“, betont Weniger. Außerdem müsse es genug Masken und Schutzhandschuhe geben, ebenso wie Toiletten mit Wasseranschluss zum Händewaschen.
Allerdings gehe auf vielen Baustellen Schnelligkeit allzu oft vor Sicherheit. Nach Angaben der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG Bau) kam es in der Branche im vergangenen Jahr zu rund 2.100 Arbeitsunfällen in Sachsen-Anhalt – zwei davon mit tödlichem Ende.
Schwerpunkt des Workers’ Memorial Day ist in diesem Jahr Asbest. „Ob in der alten Fassade, im Nachtspeicherofen oder im Schuppendach – Asbest ist oft versteckt. Gerade bei Sanierungen alter Gebäude kommt der giftige Stoff dann zum Vorschein. Das ist eine unsichtbare Gefahr für Handwerker“, so Weniger.
Atemschutzmaske: nicht nur wegen Corona, sondern auch wegen Asbest
Wie bei Corona sei auch beim Thema Asbest das Tragen einer Atemschutzmaske unabdingbar. Wer den Stoff heute einatme, könne viele Jahre später Lungenkrebs bekommen, warnt der Gewerkschafter. 68 Neuerkrankungen im Zusammenhang mit Asbest gab es in Sachsen-Anhalt allein im Jahr 2018. Das geht aus Zahlen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung hervor. Innerhalb von zehn Jahren erkrankten im Bundesland rund 900 Menschen durch den Gefahrstoff.
Der Workers’ Memorial Day fand erstmals 1984 in Kanada statt: Die Gewerkschaft für Angestellte im öffentlichen Dienst rief damals dazu auf, der im Arbeitsleben verstorbenen Mitarbeiter zu gedenken. Seit 1989 wird der Gedenktag weltweit begangen.
Einen Video-Appell zum Workers’ Memorial Day hat die IG BAU online gestellt unter: https://youtu.be/5wDbHWkjTgY. Auch die Politik ruft zu mehr Anstrengungen beim Arbeitsschutz auf – Link zum Video: https://youtu.be/8Wzi3iJYGZU
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Leicht gesagt und gedacht. Es sind nicht immer die Arbeitgeber. Es sind auch Arbeitnehmer die uneinsichtig sind und da liegt ein grosses Problem. Du mußt Deine Augen und Ohren überall haben um manche Menschen vor sich selbst zu schüzuen und das ist nicht immer so einfach. Sieht nach Aussen immer ein wenig anders aus.
Na mindestens, der Knitterfreie. Aber was man als Fußgänger und Passant mal immer so auf baustellen und bei kranarbeiten sieht, ist schon echt haarsträubend… Kopfschutz, Handschutz, Augenschutz, Gehörschutz… vielfach Fehlanzeige. zum Glück sind es nicht mehr meine Baustellen, sonst hätte ich da die Arbeit einstellen lassen… (Mehr als 1x auch getan…)
Daß Arbeitgeber in der Pflicht sind, ist gesetzlich vorgegeben. Arbeitnehmer hingegen sind oft zu sorglos, unbedacht und auch unbedarft, zu erkennen, wo Gefahrenstellen lauern. Hier kann unbedingt nachgebessert werden, denn gegen menschliche Dummheit …
Und ja, Mitarbeiter sind das wertvollste Gut einer Firma; deshalb sollten sie auch NEIN sagen in unklaren Fällen.
Lieber fünf Minuten feige (oder wohlüberlegt!), als ein Leben lang tot!