Charité-Studie: Kaum Ansteckungen im ÖPNV
11. Mai 2021 | Bildung und Wissenschaft, Natur & Gesundheit, Umwelt + Verkehr | 4 Kommentare
Im Vergleich zum Individualverkehr führt die regelmäßige Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV), unter Beachtung der Schutzmaßnahmen, nicht zu einem erhöhten Risiko einer SARS-CoV-2-Infektion. Das haben Wissenschaftler der Charité erstmals in einer Studie herausgefunden, die die Bundesländer und der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) in Auftrag gegeben hatten.
Die Charité Research Organisation (CRO) hat im Frühjahr 2021 über vier Wochen lang insgesamt 681 Freiwillige (16 bis 65 Jahre) auf dem Weg zur Arbeit, Schule oder Ausbildung begleitet. Dabei wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zufällig auf die beiden Gruppen ÖPNV und Individualverkehr (z. B. Auto oder Fahrrad) aufgeteilt. Medizinische Untersuchungen in Form von PCR- oder Antikörper-Testung fanden zu Beginn und Ende des Beobachtungszeitraums, sowie eine Woche danach statt. Darüber hinaus führten alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein digitales Tagebuch, in dem zusätzlich tägliche Kontakte, Erkältungssymptome und die Einhaltung der Hygieneregeln im ÖPNV festgehalten wurden.
Die Wissenschaftler der Charité konnten keinen Unterschied in Hinblick auf das SARS-CoV2-Infektionsrisiko bei der Wahl des Verkehrsmittels feststellen. Somit führte die ÖPNV-Nutzung nicht zu einem erhöhten Infektionsrisiko. Auch in der Einzelbetrachtung verschiedener öffentlicher Verkehrsmittel hat die Studie keinen Unterschied festgestellt. Die Nutzung von Bussen, Straßenbahnen oder U- und S-Bahnen war gleichermaßen sicher.
Die Pflicht zum Tragen einer medizinischen bzw. FFP2-Maske, Abstand, Lüften und zusätzliche Hygienemaßnahmen der Verkehrsunternehmen tragen zum positiven Studienergebnis bei.
„Schon seit Beginn der Pandemie unternehmen wir als HAVAG große Anstrengungen zum Schutz unserer Fahrgäste und Mitarbeitenden. Wir sehen uns durch die erfreulichen Erkenntnisse der Studie bestätigt, in Zeiten der Pandemie durch unsere konsequenten Maßnahmen Verlässlichkeit und eine sichere Mobilität zu gewährleisten.“, erklärte nun auch Vinzenz Schwarz, Vorstand der Halleschen Verkehrs-AG. So werden etwa die Straßenbahntüren und die mittleren Bustüren an allen Haltestellen automatisch geöffnet, um einen möglichst hohen Luftaustausch zu gewährleisten. Alle Fahrzeuge werden außerdem täglich fachkundig gereinigt. Zudem setzt die HAVAG größere Fahrzeuge ein, damit sich die Fahrgäste besser verteilen können.
Laut Infektionsschutzgesetz sind alle Fahrgäste (exkl. Ausnahmefälle, z. B. bei Schwangerschaft) verpflichtet, eine FFP2- bzw. vergleichbare Atemschutzmaske zu tragen. Die HAVAG verstärkt ihre Kontrollen zur Einhaltung dieser Verpflichtung durch zusätzliche Kontrollteams und durch Servicepersonale, welche auch durch die Polizei Halle (Saale) unterstützt werden. Darüber hinaus verteilten Azubi-Teams kostenlose FFP2-Masken in den Fahrzeugen.
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Ich frage mich, welchen Sinn diese Studien ergeben soll. Hier werden völlig verschiedene Dinge vermengt.
Immer wieder spannend, welche Schlussfolgerungen unsere Wissenschaftler so ziehen. (z.B. Wirkung FFP2-Maseken in der StraBa)
Es wurden von 337 ÖPNV-Nutzern 12 (3,5%) nach 5 Wochen positiv getestet und von 328 Fußgänger/Rad/Auto 14 (4,3%) postiv getestet. Die Zahlen sind geringer als der Anteil bei allen Getesteten (6 – 6,5 % in dem Zeitraum), berücksichtigt allerdings auch nicht die Altersgruppe über 61.
Auch die China-Studie lässt offen, ob das Hauptkriterium der Sitzabstand oder die erhöhte Ansteckung der Tatsache geschuldet ist, dass zu einem größeren Anteil Familienmitglieder oder enge Bekannte (Geschäftspartner) nebeneinander sitzen und enger kommunizieren. Im letztern Fall ist es wurscht, ob sie im Zug, Büro oder zu Hause auf dem Sofa die Nase aneinanderreiben.
Einfach überall etwas mehr auf Distanz gehen, die wirksamste Maßnahme ohne Regelwerk und Bußgeldkatalog.
Da, wo man Personen tatsächlich als ÖPNV-Teilnehmer erfassen kann, und auch weiß, wo sie während der Fahrt gesessen haben, kennt man das tatsächliche Ansteckungsriskiko. Solche Studien gibt es aus China und Korea. Im Ergebnis: Natürlich erfolgen Ansteckungen:
https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2020/08/11/infektionsgefahr-in-der-bahn-mindestens-zwei-sitzplaetze-freihalten
Und wo ist der Unterschied zwischen einer vollbesetzten Straßenbahn und einem Ladengeschäft oder Restaurant?
Ich halte diese Studie für bestellt.