Gedenken zum Anschlags vom 9. Oktober 2019: Bürgermeister Geier und Ministerpräsident Haseloff appellieren an sozialen Zusammenhalt

10. Oktober 2022 | Soziales | Keine Kommentare

Gestern jährte sich der Anschlag von Halle (Saale) zum dritten Mal. Die Stadt Halle und die Jüdische Gemeinde zu Halle haben deshalb gemeinsam der Opfer des antisemitisch und rechtsextremistisch motivierten Terroranschlags vom 09. Oktober 2019 gedacht.

Die Gedenkzeremonie fand im Hof der Synagoge unter anderem im Beisein von Sachsen-Anhalts
Ministerpräsident Reiner Haseloff, Gemeinde-Vorstand Max Privorozki und Betroffenen des
Anschlags, statt.

Unter anderem legte die Stadt vor der Synagoge und dem ehemaligen Kiez-Döner in der
Ludwig-Wucherer-Straße – dem zweiten Anschlagsort – Kränze nieder. Weitere Veranstaltungen im Kontext des Gedenkens waren unter anderem außerdem Kirchenglocken-Geläut zum Zeitpunkt des Beginns des Anschlags um 12.03 Uhr stadtweit, eine Andacht in der Marktkirche um 12.30 Uhr und ein Carillon-Konzert vom Roten Turm auf dem Marktplatz um 19 Uhr. Ferner stoppte die HAVAG ihre Fahrzeuge und informierte mittels Durchsagen in den Fahrzeugen und Haltestellen zum Gedenken.

„Der antisemitische und rassistische Terroranschlag von Halle war eine tiefe Zäsur und hat unser Land verändert. Für viele Menschen ist das Leben seither nicht mehr dasselbe. Es gab eine Zeit vor und es gibt eine Zeit nach dem 9. Oktober 2019.“, so Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff gestern Mittag bei seiner Teilnahme an der Gedenkveranstaltung im Hof der Synagoge.

In seiner Gedenkrede erinnerte Haseloff an die Opfer des Anschlags und betonte die gesamtgesellschaftliche Verantwortung. „Wir alle tragen Verantwortung: für uns selbst, für unsere Handlungen und Unterlassungen, aber vor allem für unsere Mitmenschen. Auch die Zivilgesellschaft muss die Rolle der Mahn-, Gedenk- und Gedächtnisinstanz übernehmen. Die Verbrechen der Nationalsozialisten und ihrer Schergen, die Verhöhnung und schließlich Zerstörung aller sittlichen Normen und die Unmenschlichkeit dieser Diktatur dürfen und wollen wir niemals vergessen.“

Haseloff warnte eindringlich vor den Gefahren des Antisemitismus und Rassismus. „Wir müssen eine eindeutige und klare Haltung zeigen und für ein Klima der Toleranz und gegenseitigen Achtung in unserer Gesellschaft sorgen. Allen Menschen steht das gleiche Recht auf Achtung und Würde zu. Antisemitismus und Rassismus unterminieren die Grundlagen unseres demokratischen Staates und gefährden den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft. Dagegen müssen wir uns mit aller Entschiedenheit wehren.“

Halles Bürgermeister Egbert Geier äußerte unter anderem, man wisse heute, dass solch starker Hass, wie derjenige des Täters des Anschlags, nicht zuletzt in der sozialen Abgeschiedenheit und Anonymität des Internets verstärkt werde. „Entgegentreten können wir dieser hässlichen Fratze des Rassismus nur im offenen Dialog, in einer möglichst offenen Gesellschaft. Je vielfältiger unsere Gesellschaft ist, je mehr Miteinander es gibt, umso weniger stark sind Stereotype ausgeprägt.“

Geier betonte, dass das wichtigste und stabilste Bollwerk gegen Rassismus, gegen Hass und Intoleranz am Ende wir selbst seien. Es seien folglich unsere Einstellungen und Werte und unser Wille, respektvoll aufeinander zuzugehen und sich kennenlernen zu wollen.

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