Uwe Pfeiffers Kopftheater

19. September 2019 | Rezensionen | 5 Kommentare

Wenn Uwe Pfeiffer ein Brückengeländer (siehe Beitragsbild) malt, erzählt er eine Geschichte. Diese Geschichte muß aber der Betrachter vollenden oder erfinden. Die Bilder laden ein zum Fabulieren. Sie zwingen geradezu zum Denken und Fühlen.

Uwe Pfeiffer, Jahrgang 1947, Schüler von Wolfgang Mattheuer und Werner Tübke, ist jetzt schon eine Legende der Halleschen Malerszene. Seine handwerkliche Brillanz und seine immer überraschende und glasklare Bildsprache finden nicht ihresgleichen.
Zur Spielzeiteröffnung im neuen theater stellt er Bilder aus, die zwischen 1980 und 2018 entstanden sind. Und das ist wirklich faszinierend.

Organisiert und zu Wege gebracht hat die Ausstellung der Freundeskreis des neuen theaters. Am Donnerstag war die Vernissage. Viele sind gekommen, das Foyer des Theaters war rammelvoll.

Eine Vernissage folgt ja immer einem bestimmten Ritual. Die Gäste werden begrüßt und allen Beteiligten der Dank ausgesprochen (Ramona Fitzner), Musik erklingt (sehr schön Schauspielstudent Tristan Beckers selbst geschriebene und mit der Gitarre begleiteten Lieder), Intendant Matthias Brenner findet emotionale und bewegende Worte („Wenn ich nach einem anstrengenden Tag in Strieses Biertunnel gehe und Uwe Pfeiffer treffe gibt es immer ein Lächeln“), und eine Laudatorin führt ein in die Bilderwelt des Künstlers ( sehr persönlich und poetisch Christin Müller-Wenzel). Zwischendurch und dann wieder Musik.

Auch Uwe Pfeiffer bedankte sich natürlich aufrichtig artig und verwies darauf, daß er vor 31. Jahren schon einmal eine Ausstellung in diesen Räumen hatte – zu damaligen Premiere von HAMLET. Und Brenner zitiert ein Gedicht aus der damaligen Einladung: Heinz Czechowskis WIR.

(Habe ich leider nicht im Netz gefunden, sonst hätte ich es verlinkt. Hat das jemand? Ich wäre dankbar, es ist unglaublich aktuell)

Hier noch ein aufschlußreiches Zitat aus der Einladung zur Vernissage:

„Bilder entstehen, wenn die Seele schwingt, und sie schwingt auch bei unbequemen Wahrheiten. In der Kunstlandschaft tummelt sich heute leider all zu viel Kopfgesteuertes im wortwörtlich armseligen Gewand. Weil aber unsere Seelen mittels der Bilder in Korrespondenz treten können, wird die Malerei und Grafik einen wesentlichen Platz im breiten Kunstspektrum der Welt behalten. Wenn wir daran zweifeln, dann fragen wir doch die Kinder. Die werden die Frage nicht verstehen und weiter malen, und das ist dann auch die Antwort.“

Die Ausstellung im neuen theater kann eine Stunde vor Beginn der Vorstellungen erlebt werden. Ein Besuch lohnt sich wirklich! Die Bilder hängen bis zum 24. Januar 2020.

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