Zwei rechtsextreme Identitäre posen öffentlich-rechtlich vor Uni-Löwen

1. Juni 2017 | Politik | 35 Kommentare

War es ein ganz normaler Vorgang mit einer off. Drehgenehmigung zum Zweck der „Ermöglichung einer unabhängigen Berichterstattung“ oder war es ein Eklat wie der „Störungsmelder“ von Zeit-online schrieb? Sicher ist, dass am Di. dieser Woche ab 10 Uhr die Identitären Till-Lucas Wessels und Melanie Schmitz vor den Löwen des gleichnamigen Universitätsgebäude ein Interview gaben, obwohl die Drehgenehmigung nur für den Universitätsplatz galt (s.u. Stellungnahme der Universität). Vorbild der Identitären sind Öko-Aktionisten wie Greenpeace und die suchen sich stets den spektakulärsten Platz aus. So agierten auch die zwei Rechtsextremen. Sie stellten sich vor das Löwengebäude. Lt. Störungsmelder bekamen die zwei bekannten Identitären eine Viertelstunde lang Gelegenheit ihre Ansichten auszubreiten, bevor sie durch Studenten bemerkt wurden. Es  kam zu Störungen des Interviews durch Studenten, die zum Abbruch des Interviews und dem Rückzug der Identitären führten. Allerdings tauchte wenig später die Verstärkung auf, die die versammelten Studenten bedrohte und beleidigte. Der vollständige Bericht im Störungsmelder…

Dazu die Stellungnahme der Universität: „Die Universität hat einer Produktionsfirma, die für einen öffentlich-rechtlichen Sender tätig ist, für Dienstag, 10 bis 11 Uhr, eine Drehgenehmigung erteilt – und zwar ausschließlich für den Universitätsplatz. Diese Anfrage war, wie es von einem Qualitätsmedium zu erwarten ist, seriös und enthielt zudem alle nötigen Angaben, im Übrigen auch zur Ausrichtung des zu produzierenden Beitrags, um diese Drehgenehmigung erteilen zu können. Im Sinne der Ermöglichung einer unabhängigen Berichterstattung durch die Medien sahen wir bei der Anfrage keinen Grund die Aufnahmen zu untersagen.“

Paulas Kommentar dazu:

Nachdem sich ganz Halle am 1. Mai eindeutig gegen Rechts positioniert hatte, „schlug das Imperium“ jetzt zurück. Natürlich mit der interlektuellen Speerspitze der Rechtsorientierten, den Identitären. Dazu kommen mir viele Fragen. Warum brauchte die Produktionsfirma diesen Drehort und welche Absicht steckte dahinter? Die Identitären zu entlarven, ist dies wohl der vollkommen falsche Ort. Da hätte ich persönlich das Dorf Schnellroda empfohlen. Denn die prominente Kulisse des Löwengebäudes gauckelt doch vor, das identitäre Ansichten an einer Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg etwas völlig Normales wäre. Das ist aber nicht so. „Unser Campus bleibt bunt“, rief ein Student. Was auch immer die Produktionsfirma mit diesem Drehort beabsichtigt hat, sie assistiert dieser obskuren Bewegung. Die Universität hat der Produktionsfirma im Auftrag eines öffentlich-rechtlichen Senders vertraut. Aber wissen wir wirklich, wer hinter dieser Firma steckt und dient der Beitrag wirklich der Entlarvung der Identitären oder doch eher dazu, sie mehr bekannt zu machen? Im Sinne der Aktionisten waren die Gegenproteste noch das I-Tüpfelchen. Besser hätte es nicht laufen können! Öffentlichkeit ist für diese Art von Politaktivisten das Wichtigste. Sie haben eine Bresche in unser „Halle gegen Rechts“ schlagen können. Wie ist dieses Loch wieder zu stopfen? Die Universität hat alles richtig gemacht, aber es war doch vollkommen falsch.

Übrigens fast genauso falsch, wie die Berichterstattung darüber. Mea culpa, mea maxima culpa.

Paula Poppinga

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