Querdenker-Demo in Leipzig – Hallenser mischt(en) mit

9. November 2020 | Gedanken zum Wochenstart, Politik, Soziales | 19 Kommentare

 

Vergangenen Samstag kam es in Leipzig auf der von der Initiative „Querdenken“ ins Leben gerufenen Demonstration zu teilweise chaotischen Zuständen. Rund 20.000 Teilnehmer fanden sich zu dieser im Stadtzentrum ein, um gegen die von der Politik beschlossenen Corona-Maßnahmen zu demonstrieren. Die Polizei war ihrerseits mit knapp 2700 Beamten im Einsatz, hielt sich jedoch trotz zahlreicher Verstöße gegen die allgemein geltenden Hygieneregeln zunächst auffallend zurück und ließ die Demonstrierenden lange Zeit ungehindert gewähren.

Doch nicht nur aufgrund der fehlenden Ahndung dieser Verstöße gab es schnell harsche Kritik in Richtung des Verhaltens der Polizei. So war es zwischenzeitlich zu teils chaotischen Zuständen gekommen, in denen die Polizeibeamten einen unvorbereiteten und überforderten Eindruck gemacht hatten. In der sich aufheizenden Stimmung kam es dann sogar zum Einsatz von Pyrotechnik und einem gewaltsamen Angriff auf einen Pressevertreter.

Ganz vorne mit dabei: Der in Halle und inzwischen auch darüber hinaus bestens bekannte Rechtsextremist und Corona-Leugner Sven Liebich. In einem Video ist er in einem weißen Overall zu sehen, in dem er einen Mann festhält und kurz darauf „im Kreise seiner getreuen Anhänger“ auf ihn einschlägt. Erst deutlich später schafft es die Polizei dazwischen zugehen.

Dem Angriff waren paradoxerweise laute Rufe der Demonstranten vorausgegangen, in denen sie der Polizei „Keine Gewalt!“ entgegen skandierten. – Scheinbar eine Masche, die Beteiligten aller Seiten nervös zu machen und mögliche Ausschreitungen dann als „Polizeigewalt gegen friedliche Bürger“ verkaufen zu können.

Ebenso paradox: Sich auf der einen Seite stets auf die Meinungs- und Versammlungsfreiheit, die in diesem Land herrschen, zu beziehen und andererseits die Pressefreiheit sosehr mit Füßen zu treten, dass es letztlich nicht nur bei verbalen Anfeindungen bleibt, sondern zu handfesten Angriffen kommt, in denen sich das gewaltbereite, wahre Gesicht vieler „Wutbürger“ erst so richtig zeigt.

Außenminister Heiko Maas erklärte hierzu äußerst treffend: „Das Grundgesetz garantiert das Demonstrationsrecht. Wer aber wie in Leipzig Mitmenschen gefährdet, PolizistInnen und JournalistInnen angreift, rechtsextreme Hetze verbreitet oder bei Gegendemonstrationen Barrikaden anzündet, verlässt diesen Schutzbereich des Grundrechts deutlich.“

Aufgrund des Zwischenfalls wurden nun sogar personelle Konsequenzen in einer Kita in Halle gezogen. Hier wurde eine Erzieherin, die in besagtem Video deutlich beim Angriff auf den Mann zu sehen ist, mit sofortiger Wirkung beurlaubt.

Wie allgemein mit den erneuten Ausschreitungen bei einer Corona-Demo umzugehen ist, wird aktuell noch diskutiert. Einige sehen Staatsversagen, andere verteidigen das Polizeivorgehen. Zu letzteren gehört auch Innenminister Horst Seehofer. Heute kommentierte er: „Das Versammlungsrecht muss gewährleistet werden, erst recht in der Krise. Dennoch müssen die Regeln der Versammlungsbehörden eingehalten und durchgesetzt werden können.“

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