Nur noch 10 Gramm Fleisch am Tag? Medienberichte verunsichern Verbraucher

29. Mai 2023 | Politik | 11 Kommentare

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) ist ein eingetragener Verein (e.V.), der seit 1953 in Deutschland besteht. Sie ist eine unabhängige wissenschaftliche Fachgesellschaft in Deutschland und hat die Rechtsform eines gemeinnützigen eingetragenen Vereins. Gemäß ihrer Satzung ist die DGE dem Gemeinwohl und der Wissenschaft verpflichtet und verfolgt hauptsächlich zwei Ziele: die Förderung, Auswertung und Publikation ernährungswissenschaftlicher Forschung sowie die Ernährungsberatung und -aufklärung im Dienste der Gesundheit der Bevölkerung. Die DGE setzt sich für eine vollwertige Ernährung ein, indem sie den Forschungsbedarf in ernährungsrelevanten Fragen feststellt, Ergebnisse sammelt, auswertet und öffentlich zugänglich macht. Zudem veröffentlicht die DGE Empfehlungen, Leitlinien und Stellungnahmen, die auf wissenschaftlicher Forschung basieren. Sie organisiert auch wissenschaftliche Tagungen, Seminare und Lehrgänge.

Vor einigen Tagen geriet der Verein mit Schlagzeilen in die Medien. Angeblich plant er, den Deutschen zu empfehlen, maximal täglich 10 Gramm Fleisch zu essen. Diese Empfehlung würde eine „180-Grad-Wende“ darstellen, da der Verband bisher ausdrücklich kritisch gegenüber einer rein veganen oder fleischarmen Lebensweise war. Nach Einschätzung der DGE ist eine ausreichende Versorgung mit bestimmten Nährstoffen bei einer rein pflanzlichen Ernährung nicht oder nur schwer möglich. Der kritischste Nährstoff ist Vitamin B12. Hierbei muss man wissen : B12 wird von keiner Pflanze produziert. Die Nahrungsmittel-Ergänzungsindustrie bedient sich zur Herstellung des Vitamins, soll es denn nicht aus tierischen Innereien gewonnen werden, genmanipulierter Mikroben.

Zusätzlich zu einer veganen Ernährung gelten auch Protein bzw. essentielle Aminosäuren, langkettige Omega-3-Fettsäuren sowie die Vitamine D und Riboflavin sowie die Mineralstoffe Calcium, Eisen, Jod, Zink und Selen als potenziell kritische Nährstoffe. Die DGE empfiehlt ausdrücklich keine vegane Ernährung für Schwangere, Stillende, Säuglinge, Kinder und Jugendliche, da diese speziellen Bevölkerungsgruppen ein höheres Risiko für Nährstoffdefizite haben. Personen, die sich dennoch vegan ernähren möchten, sollten dauerhaft ein Vitamin-B12-Präparat einnehmen, auf eine ausreichende Zufuhr insbesondere der kritischen Nährstoffe achten und gegebenenfalls angereicherte Lebensmittel und Nahrungsergänzungsmittel verwenden. Die DGE betonte bisher, dass eine Beratung durch qualifizierte Ernährungsfachkräfte erfolgen und die Versorgung mit kritischen Nährstoffen regelmäßig ärztlich überprüft werden sollte. Auf den Webseiten des Vereins ist ebenfalls nichts von den angeblichen 10 Gramm Fleisch zu lesen.

In den ausdrücklichen Empfehlungen auf den Webseiten der DGE heißt es:

„Orientierungswerte:

wöchentlich

fettarmes Fleisch und/oder fettarme Wurst bis zu 300 g für Personen mit niedrigem Kalorienbedarf oder 600 g für Personen mit hohem Kalorienbedarf

und

1 Portion (80 – 150 g) Seefisch (wie Kabeljau oder Rotbarsch) und 1 Portion (70 g) fettreichen Fisch (wie Lachs, Makrele oder Hering) und bis zu 3 Eier.“

Die Quellenlage zur neuen 10-Gramm-Empfehlung ist jedoch dünn. Die Nachricht, die für Aufsehen sorgte, wurde von „BILD“ veröffentlicht, die sich auf ein „internes Dokument“ beruft, das „der Redaktion vorliegt“.  Angesichts der vorherigen Stimmungsmache im Zusammenhang mit den Heizungsplänen von Habeck reicht die angebliche Empfehlung zweifellos für weitere Aufregung. Man darf in den folgenden Tagen sicher noch eine Welle von Empörungen, Dementis und verzweifelten Korrekturen erwarten. Die Klickzahlen sind BILD jedoch sicher.

 

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