Getrennte Wege in der Moritzburg

14. November 2016 | Kultur | Keine Kommentare

Wie uns die Stiftung Dome und Schlösser Sachsen-Anhalts gerade erklärte, werden sich nach einer Phase unterschiedlicher Auffassungen über die Frage, wie die Sammlung Hermann Gerlinger in das Gesamtkonzept des Kunstmuseums Moritzburg Halle (Saale) einzubinden ist, nach Beendigung der Sonderausstellung „Inspiration des Fremden“ am 29.01.2017 Museum und Sammler einvernehmlich voneinander trennen. Die Stiftung Dome und Schlösser in Sachsen-Anhalt bedauert diesen Schritt zutiefst, sieht aber im Einvernehmen mit dem Leihgeber keine Zukunft mehr für eine weitere Zusammenarbeit im Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale). In den vergangenen drei Jahren wurden am Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) Pläne entwickelt, die Sammlung Hermann Gerlinger stärker in die Präsentationen des Hauses einzubinden oder in den Kontext von Sonderausstellungen zu rücken sowie die Gemälde – wie von den Besuchern des Hauses verstärkt gewünscht – dauerhaft zu präsentieren. Zudem sollte die Sammlung im Hinblick auf Erfassung und Digitalisierung in die organisatorischen Abläufe des Hauses eingebunden werden.

Eine Zeichnung aus der Sammlung Gerlinger

Eine Zeichnung aus der Sammlung Gerlinger

Unterschiedliche Auffassungen und der unklare Verbleib einer Zeichnung

Dagegen standen andere Erwartungen und Vorstellungen des Sammlers. Stiftung und Sammler sind sich darin einig, dass eine Trennung notwendig ist, um die von der Stiftung beabsichtigte Entwicklung des Museums fortzuführen.
Anstoß für die Trennung und letztes Glied in der Kette unterschiedlicher Auffassung von Sammler und Museum ist der unklare Verbleib einer kleinformatigen Zeichnung aus der Sammlung. Von Seiten der Stiftung Dome und Schlösser in Sachsen-Anhalt wurde und wird alles unternommen, den Verbleib der Zeichnung aufzuklären. Dennoch ist gemäß der Regelungen des mit dem Sammler geschlossenen Leihvertrages ein Ausgleich erfolgt.

Die Stiftung Dome und Schlösser in Sachsen-Anhalt erinnert an die positive Geschichte der Sammlung im Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale). Durch die Stiftung, resp. das Museum wurden in den zurückliegenden 15 Jahren seit 2001 fast 30 Sonderausstellungen erarbeitet, mit denen nahezu die komplette Sammlung (ca. 95 Prozent des Gesamtbestandes) den Besuchern zugänglich gemacht wurde. Es gab zudem drei vom Museum begleitete Ausstellungen in Hamburg, Schweinfurt und Wien sowie in der gesamten Zeit zahlreiche Leihgaben zu Ausstellungen national und international, ein Kolloquium und 10 Publikationen, darunter 4 Almanache der Brücke. Hinzu kommen die Einrichtung eines modernen und heutigen Ansprüchen genügenden Depots exklusiv für die Sammlung Hermann Gerlinger und die nationale sowie internationale Bewerbung der Sammlung. Während der gesamten Leihdauer wurde die Sammlung im Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) entsprechend den allgemein geltenden konservatorischen Anforderungen sowie den Wünschen und Vorstellungen des Sammlers folgend betreut. Aktueller Bestand der Leihgabe: 1.012 Werke (vornehmlich Arbeiten auf Papier sowie mehr als 40 Gemälde). Es gibt Stimmen aus der Politik, wie vom ehemaligen Kultusminister Jan-Hendrik Olbertz, die darüber „erschüttert“ waren, andere reagierten gelassener und sahen die neuen Chancen.

 

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