Gesellschaft in der Krise? Vorlesungsreihe zur Kulturellen Identität

5. April 2018 | Bildung und Wissenschaft | Keine Kommentare

Viele sehen die Gesellschaft in einer Krise: Identitäten scheinen verloren zu gehen, Vielstimmigkeit wird vornehmlich als Dissonanz wahrgenommen und Konflikte scheinen die Gesellschaft nicht mehr voranzubringen, sondern zu zerbrechen. Eine Ringvorlesung, die im Sommersemester an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) stattfindet, greift unter dem Titel „Kulturelle Identität? Herausforderungen der Moderne“ diese aktuelle Thematik auf. In zwölf Vorlesungen setzen sich Vertreter der Disziplinen der Philosophischen Fakultät II aus verschiedenen Perspektiven damit auseinander. Die Vorlesungsreihe startet am kommenden Dienstag, 10. April, auf dem Steintor-Campus.

„Es gibt eine große gesellschaftliche Verunsicherung“, sagt der Organisator der Reihe, Germanist Prof. Dr. Daniel Fulda. Es seien die Geistes- und Kulturwissenschaften, die gefordert seien. Sie böten hier großes Orientierungspotential. „Wir wollen damit auch klarmachen, dass ein Studium der Germanistik oder einer anderen Geisteswissenschaft eine Orientierung in der eigenen Gesellschaft und allgemein in der Welt bietet und dazu befähigt, Verunsicherungserfahrungen auszuhalten.“

Die Ringvorlesung findet als Kooperation der Philosophischen Fakultät II mit dem Interdisziplinären Zentrum für die Erforschung der Europäischen Aufklärung (IZEA) statt. In der Vorlesung werden Vertreter der verschiedenen Fächer ihre Methoden als Beitrag zur Analyse und zum Verstehen kultureller Identitätsproduktion vorstellen. Die Ringvorlesung ist eine Kooperation mit dem IZEA, da, so die Partner, es vor allem die von der Aufklärung ausgehenden Ordnungen der modernen Gesellschaft sind, die unter Beschuss geraten und eine wissenschaftliche Antwort darauf verlangen.

Die Veranstaltungen sind auch offen für interessierte Bürgerinnen und Bürger. Sie finden, da sie sich gezielt an Studierende aller Disziplinen richten, immer dienstags von 10 bis 12 Uhr auf dem Steintor-Campus, Ludwig-Wucherer-Straße 2, Hörsaal IV, statt.

Die Termine:

  1. April: Werner Nell (Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft): Kulturelle Identität? Herausforderungen der Moderne
  2. April: Elisabeth Décultot (Neugermanistik): Natur oder Kultur? Zur Konstruktion der Identität Altgriechenlands im Europa des 18. und 19. Jahrhunderts
  3. April: Robert Fajen (Romanistik): Lob des Unreinen: Kulturelle Hybridität als Herausforderung
  4. Mai: Jörg Dierken (Theologie): (Un-)Vermeidbar? Zur Kritik von Fundamentalismus
  5. Mai: Hans-Joachim Solms (Altgermanistik): Sprache und Nation
  6. Mai: Hans-Joachim von Gottberg (Medienwissenschaft): Die Rolle der Medien bei der Konstruktion von Wertvorstellungen und Identität
  7. Mai: Klaus Näumann (Musikethnologie): Gesellschaftliche Kulturkämpfe: Musikalischer Wettstreit und formalisierter Musikwettbewerb
  8. Juni: Andreas Lau (Sportwissenschaft): Körperkultur, Sport und Identität im Spannungsverhältnis der Moderne – Erklärungs- und Bewältigungsansätze aus (sport)soziologischer Perspektive
  9. Juni: Norman Kasper (Neugermanistik): Kein Anschluss unter dieser Nummer. Der radikale Konservatismus der 1920er Jahre und seine Spuren in der Gegenwart
  10. Juni: Andrea Jäger (Neugermanistik): Von der kollektiven Suche nach einer nationalen Identität. Deutsche Feuilletondebatten 2015/16
  11. Juni: Daniel Fulda (Neugermanistik): Vervielfältigte Weltbeziehungen. Literatur als Spielraum von Beheimatung
  12. Juli: Christiane Holm (Neugermanistik): Wozu Dichterhäuser? Konzepte zwischen Symbolpolitik, Stadtmarketing und Literaturvermittlung
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