Coronavirus-Pandemie: Leopoldina fordert konsequenteres Handeln

15. Oktober 2020 | Bildung und Wissenschaft, Vermischtes | Keine Kommentare

 

In den letzten Tagen steigen die Neuinfektionen in fast allen Regionen Deutschlands sprunghaft an. In den meisten europäischen Nachbarländern ist das Infektionsgeschehen bereits außer Kontrolle. Auch in Deutschland sind viele Infektionsketten in Hotspots schon jetzt nicht mehr nachzuverfolgen.

Angesichts dieser sich zuspitzenden Lage sind die gestern bundesweit aufgestellten neuen Regelungen aus Sicht der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina jedoch nicht ausreichend, um das Infektionsgeschehen zu kontrollieren und einzudämmen.

Der Präsident der Leopoldina, Prof. Dr. Gerald Haug erklärte hierzu: „In den kommenden Tagen und Wochen kann die Eindämmung der Pandemie nur noch dann gelingen, wenn die Bundesländer verpflichtende und einheitliche Schutzmaßnahmen vereinbaren und durchsetzen. Sie müssen bereits ab 35 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den letzten sieben Tagen verpflichtend gelten und nicht nur als Empfehlung formuliert sein!“ Das föderale System in Deutschland habe sich in der Pandemie bisher als belastbar und in mancher Hinsicht als vorteilhaft erwiesen. In der jetzt flächendeckend eskalierenden Situation gelte es jedoch, nachvollziehbar und koordiniert zu handeln, um Gefahren für die Allgemeinheit abwenden und einen neuen Lockdown verhindern zu können.

Argumente wie solche, dass das Infektionsgeschehen in manchen Bundesländern bisher nur sehr gering sei und sich die Situation deshalb klar von einer solchen wie in bestimmten Risikogebieten darstelle, wies er hingegen ab: „Es ist notwendig, einheitliche Regeln einzuführen, die auf bundesweit gültigen Grenzwerten basieren. Nur so wird das Vertrauen in die politischen Entscheidungen und die Einsicht in die Notwendigkeit der Maßnahmen gestärkt.“

In einer Forderung der Leopoldina hieß es weiter: Wirkungsvolles Handeln muss nun klar zwischen der lokalen Reaktion auf ein Infektionsgeschehen und der Prävention von Übertragungen unterscheiden. Die Bereitschaft der Bevölkerung, die Maßnahmen mitzutragen, sei dafür laut aktueller Umfragen nach wie vor hoch. Alle Regeln müssten deshalb einheitlich und überall bekannt sein sowie verständlich und transparent kommuniziert werden. Wenn die Politik angesichts absehbar exponentiell steigender  Infektionszahlen nicht vorausschauend handelt, werden das öffentliche Leben und die Wirtschaft stärker eingeschränkt werden, als es notwendig gewesen wäre. Zudem werden die Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen sinken, wird das Gesundheitssystem überlastet und werden individuelle Freiheitsrechte noch stärker eingeschränkt.

Die dringenden Empfehlungen lauten daher weiter: Mund- und Nasenschutz überall dort, wo ein Abstand von zwei Metern nicht eingehalten werden kann, regelmäßiges Lüften, Vermeiden von Menschenansammlungen und lautem Sprechen.

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