Pflanze der Woche: Aufwendige Zierde barocker Gärten

28. Januar 2019 | Bild der Woche | 2 Kommentare

Unsere heutige Rätselpflanze ist nicht bei uns heimisch. Aber seit der Renaissance gibt es eine ungebrochene Faszination für das Ziergehölz. In seiner natürlichen Heimat gedeiht der Baum in einem dauerhaft warmen, sonnigen und sehr feuchten Klima. Unter den hierzulande vorherrschenden klimatischen Bedingungen ist das zur Familie der Rautengewächse zählende immergrüne Gehölz allerdings nicht winterhart. Dementsprechend wird es ausschließlich im Kübel gehalten, wo es im Sommer sonnige Bereiche im Garten, auf der Terrasse, dem Balkon aber auch Wintergärten ziert. Selbst wenn die Pflanze ein sonniges Plätzchen am Fenster hat, sind die Lichtverhältnisse im Haus nicht optimal, auch nicht im Sommer. Mindestens 4-6 Stunden Sonne täglich sind notwendig. Die Überwinterung muss in einem frostfreien Quartier erfolgen. In extra großen repräsentativen Gewächshäusern pflegte früher der barocke Adel aufwändig diese Ziergehölze, die sogar namensgebend für die großen Glashäuser waren.
In seinen natürlichen Verbreitungsgebieten und in geeigneten Klimazonen wird der Baum plantagenmäßig angebaut. Die Früchte, der aus ihnen gewonnene Saft und andere Produkte sind wegen ihres erfrischenden Geschmacks und Vitamingehaltes sehr beliebt und werden von uns in beträchtlichen Mengen importiert. Die größten Produzenten in Europa sind Spanien, Italien und Griechenland; weltweit führend ist Brasilien.
Die weißen Blüten stehen einzeln in den Blattachseln oder in wenigblütigen, traubigen Blütenständen zusammen. Sie duften angenehm. Der Fruchtknoten ist oval und deutlich vom Griffel abgesetzt. Früchte entstehen auch ohne Fremdbefruchtung. Das Innere besteht aus zehn bis dreizehn Segmenten, die mit Saftschläuchen gefüllt sind. Jedes Segment ist von einem dünnen Häutchen (Endokarp) umgeben, die ganze Frucht von einer zweigeteilten Schale. Die äußere ist im reifen Zustand grün bis gelb. In Regionen mit tropisch-warmen Nächten und hoher Luftfeuchtigkeit bleiben die Früchte während der Reifung grün. Da viele Verbraucher die grüne Farbe aber für ein Unreifemerkmal halten, werden die grünen Früchte in der Regel vor dem Verkauf entgrünt. Dadurch bedingte Qualitätseinbußen werden der besseren Vermarktung wegen hingenommen. Die Entgrünung ist in der EU erlaubt.
In der reifen Fruchtschale sitzen zahlreiche Öldrüsen. Sie verströmen einen aromatischen Duft. Aus den Fruchtschalen gewinnt man das Terpen d-Limonen, das als biogenes Lösemittel und Rohstoff für die Parfümindustrie vielseitig verwendet wird. Das edel riechende Neroliöl erhält man durch Wasserdampfdestillation der Blüten. Getrocknete Schalen finden sich auch häufig in Teemischungen. Auch die Blüten können zu einem Tee verarbeitet werden. Die bei uns vermarkten Früchte sind zum Schutz gegen Verderb chemisch behandelt. Die Schale ist deshalb nicht mehr genießbar.

(H.J. Ferenz)

Auflösung Rätselpflanze 4.Woche 2019:
Die Rätselpflanze der letzten Woche war die Pfeilkresse Lepidium (Cardabia) draba. Herzkresse und Türkische Kresse sind weitere bekannte Namen für sie. Gefunden wurde sie hier auf Trockenrasen bei Barnstädt. Karriere als Heilpflanze hat sie nicht gemacht. Als Ersatz für den teuren Pfeffer war sie aber einst hochwillkommen.

 

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