Grüner Auftritt im Zoo
3. Juli 2023 | Bild der Woche | 12 Kommentare
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„Ene Besuch im Zoo, oh oh oh oh…“ lautet ein alter Karnevalsschlager. Wer heute den Halleschen Zoo besucht, bekommt nicht nur Löwen, Tiger und Primaten zu sehen – sondern auch Pflanzen. Täglich werden es mehr, was kein Wunder ist, denn viele reisen einfach aus der Luft an, setzen sich in irgendwelchen Ritzen fest, und wenn der Zoogärtner nicht aufpasst – werden sie schnell zu meterhohen Bäumen. So auch die unsrige der heutigen Woche. Sie gehört zu diesen Pionierpflanzen, die weit her durch die Luft geflogen, sich gleich ansiedelt, wenn mal wieder ein Wald abgebrannt oder gerodet wurde, aber sie setzt sich auch gerne an feuchtem Mauerwerk fest. Sie verträgt feuchte und saure Böden. Das unterscheidet sie von vielen anderen Gewächsen, denen beispielsweise Moorböden wegen ihrer Nährstoffarmut, dem niedrigen pH-Wert und der erstickenden Feuchte, die kaum Wurzelatmung zulässt, nicht zuträglich sind. Staunässe verträgt sie genau so wie vorübergehende Trockenheit. Auch eisige Winterkälte ist kein Problem– minus 33 Grad steckt sie locker weg.
Als in Sachsen-Anhalt vor etwa 8000 Jahren die schweren Eispanzer der Gletscher sich zurückzogen, da war sie gleich zur Stelle – sie bildete das Lebensumfeld der Jäger und Sammler, die erst dann wichen, als es wärmer wurde, neue Menschen in das Land drangen, die die Bäume abhackten und die Ureinwohner vertrieben.
Dabei lieferte unsere Pflanze den Menschen so einiges, besonders etwas, ohne das ihnen kaum die Jagd auf Tiere möglich gewesen wäre (ja, die aßen Tiere, viele Tiere, denn zu den kalten Umweltbedingungen sich pflanzlich zu ernähren, wäre schwierig geworden. Auch wenn man den Saft der Pflanze trinken kann, und sogar Zucker enthält),.
Unsere Zootiere fressen die jungen, grünen Blätter gern. Nicht nur in Nordosteuropa, sondern auch bei uns werden die großen Exemplare der Pflanze gerne zu rituellen Handlungen genutzt, und ein echter Saunagang ist ohne sie undenkbar.
OK, das war alles schon viel zu deutlich. Schwierigkeitsstufe Null.
Hier unsere Fragen:
Von welcher Pflanze ist die Rede?
Warum war sie für die Jagd so wichtig, welches Produkt lieferte sie ? (Den Klima-Kids könnte es helfen, sich biologisch an die Straße zu heften, falls man ihnen den Sekundenkleber wegnimmt.)
Den Saft kann man aber durchaus trinken, in Nordosteuropa wird er sogar im Lebensmittelhandel angeboten. Ihm werden werden traditionell sogar Heilwirkungen zugeschrieben: aber das kann man sich getrost in die Haare schmieren. Warum?
In den Blättern auf dem Bild kann man Gesichter erkennen. Warum?
Auflösung der letzten Pflanze der Woche („Eine rosarote Abmahnung“): Kronen-Lichtnelke, Lychnis coronaria
Nhu Deng Gork vom Ork mit seiner großartigen Liebe zur sorgfältigen Recherche hat keine Frage unbeantwortet gelassen. Gratulation. Lassen wir ihn daher zuächst zu Wort kommen, er schrieb:
Die Pflanze mit den charakteristischen pinkfarbenen Blüten und den graugrünen, leicht filzigen Blättern, die derzeit in vielen Gärten blüht, ist die Kronen-Lichtnelke.
Der Farbton, den sich ein Weltkonzern hat schützen lassen, heißt Telekom.
Wie kam dieser Farbton zu seinem Namen und was hat das mit dem Roten Kreuz zu tun?
Er verdankt seinen Namen der blutigen Feldschlacht bei dem italischen Ort Magenta im Sardinischen Krieg.
Und wie steht es in Verbindung mit Fuchsien? Der Name wurde zuerst verwendet als Synonym für den Anilinfarbstoff ‚Fuchsin‘
Hat Elfriede Recht mit ihrer Bemerkung, dass diese Farbe einfach nur eine Lichtwellenlänge ist?
Nein, denn Magenta ist keine Spektralfarbe. Sie liegt auf der Purpurlinie im Farbspektrum und ist eine additive Mischung der Farben rot und blau.
In Licht sind alle Spektralfarben enthalten. Würde man es filtern, würde getrennt voneinander das Licht des „roten“, des „grünen“ und des „blauen“ Spektralbereichs entstehen. Die entsprechenden Farbfilter erscheinen uns in den Farben „Cyan“, „Magenta“ und „Gelb“ („Yellow“). Man spricht deshalb vom CMY-Farbraum.
An welcher Stelle im Sonnenlichtspektrum würde man sie finden? Die Farbvalenz Magenta tritt nicht im Spektrum des sichtbaren Lichtes auf, ist also, wie oben genannt, keine Spektralfarbe. Es ist jedoch eine Valenzfarbe aus der Mischung von spektralem Violett und spektralem Rot.
Kommt sie im Regenbogen vor?
Magenta gibt es nicht im Regenbogen, der doch das gesamte Spektrum der Farben enthält. Magenta gibt es nicht als Primärfarbe, sondern nur als Mischung von Rot und Blau. „

Pflanzenlicht: Statt energiefressender Vollspektrum-Quecksilberdampf-Hochdrucklampen (Im Hintergrund, ausgeschaltet) wird nun das energiesparende LED-Licht aus roten und blauen Dioden verwendet.
Da hat er recht. In Magenta erstrahlen übrigens viele Pflanzen im Winter. Neuerdings immer mehr. Warum? Die heutigen, energiesparenden Pflanzenlampen, die nicht nur Cannabis-Grower, sondern auch harmlose Hobby-Tomaten-Züchter verwenden, beleuchten ihre Pflanzen mit einem pinkfarbenen Licht. Das liegt daran, dass das Fotosystem der Pflanze im Wesentlichen auf dem grünen Blattfarbstoff Chlorophyll aufbaut. Und das absorbiert (und verwendet) alle Wellenlängenbereiche, die nicht grün sind. Grün wird als „unverdaulich“ zurück geworfen, deshalb erscheinen die Blätter grün. Absorbiert, verschluckt, und letztlich verdaut werden die blauen und die roten Spektralbereiche des Lichts. Die modernen Pflanzenlampen enthalten daher LEDs die blaues Licht aussenden, und solches, die rotes Licht aussenden. Zusammengenommen erscheine diese dann als Mischfarbe – im Auge entsteht der Eindruck „Pink“ oder Purpur. Züchter sparen sich also grüne LEDs – das wäre teure Energieverschwendung, Perlen für die Pflanzensau gewissermaßen. Die purpurnen Blütenfarben rühren dagegen von Farbstoffen (oder deren Mischungen her), die grünes Licht absorbieren. Energie gewinnen sie mit dieser Absorption wahrscheinlich nicht – aber es lockt Insekten an, und die Blüte sorgen mit ihrem Farbkontrast dafür, dass die geflügelten Besucher gezielt zur Befruchtung die Blüte, und nicht die grünen Blätter ansteuern.
Neugierig auf mehr rätselhafte Gewächse? Alle vergangenen Wochenpflanzen findet Ihr bei uns im Archiv.
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Aber auf dem Bild sehe ich außen „Magenta“
Die Regenbogenfarben sind von außen nach innen: Rot, Orange, Gelb, Grün, Hellblau, Indigo und Violett.
Ich finde schon, dass Magenta im Regenbogen enthalten ist. Magenta sehe ich in der Außenkurve des Regenbogens, den ich am letzten Wochenende fotografiert habe:

@redaktion:
Danke
Warum war sie für die Jagd so wichtig, welches Produkt lieferte sie? -> Birkenpech (Extrakt der Rinde) wurde schon in der Steinzeit als Hochleistungs-Klebstoff verwendet. Z.B. Befestigung der Pfeilspitzen.
😉 Lasst mir bloß die arme Elfriede in Ruhe. Und Heino. Manche Blumen können einen einfach um den Verstand bringen.
Rati: gerade flatterte ein Schreiben der Landesregierung bei uns rein. Die Baumpflanzung im Zoo verschiebt sich heute auf 14:00 h.
@Gork vom Ork: Das ist uns ausgesprochen peinlich. Das wird personelle Konsequenmzen in der Redaktion haben. Beten wir für Elfriede und Heino.
Hallo, Gork vom Ork,
deine Antwort kam so schnell und fehlerfrei, aber sehen wir es den Verfassern dieser schönen Rätselgeschichten nach. Wahrscheinlich schwirrten schön wieder neue Rätsel im Kopf umher.
2. ?
3. Wirkt als Diurethikum und soll bei Haarausfall helfen.
1. Moor-Birke (Betula pubescens)
4. MP Haselhoff und BM Geyer pflanzten unlängst den Baum des Jahres 2023, eine Moor-Birke im Bergzoo Halle.
Ich will ja nicht meckern, aber ich glaube, die Beantwortung aller Fragen zur Wochenblume in der letzten Woche erfolgte durch mich! 😉