Eine Schönheit von Brandberge

26. Februar 2018 | Bild der Woche | 3 Kommentare

Die heute gesuchte Pflanze gehört einer Gattung an, die ihren Namen von einem Wesen der griechischen Mythologie bezogen hat. Dieses Wesen hat den Oberkörper eines Mannes und den Körper eines Pferdes. Sie sind berühmt für ihre Treffsicherheit im Bogenschießen und für ihre genialen Kenntnisse  in der Heilkunde und der Sterndeuterei. Die Mischwesen kommen auch Rowlings Harry Potter-Romanen vor.

Die ausdauernde krautige Pflanze erreicht eine Wuchshöhe von 30 bis 70 cm. Die oberen Blätter sind ungeteilt und wechselständig, eiförmig bis lanzettlich. Die violett-farbenen Blütenkörbe werden zwischen 2 und 4 Zentimeter breit und bestehen aus vielen violetten Röhrenblüten, wobei die randständigen vergrößert, aber steril sind. Sie blüht von Juni bis Oktober. Bestäubende Insekten sind u.a. Bienen, Hummeln, Schmetterlinge und Schwebfliegen. Die Samen sind schwarzbraun bis weißlich und rundlich. An der Verbreitung sind Ameisen beteiligt.

Aus den Blättern kann ein Extrakt gewonnen werden, der bei Augenentzündungen helfen soll. Die Bitterstoffe der Wurzel werden als harntreibend, verdauungsfördernd und allgemein stärkend beschrieben. Blätter wurden früher als Hopfenersatz beim Bierbrauen verwendet.

In Nordamerika ist sie trotz hübscher Erscheinung recht unbeliebt als aggressive invasive Pflanze. Sie behindert durch Allelopathie, also Freisetzung eines wachstumshemmenden Stoffes, das Wachsen konkurrierender Pflanzen. Es handelt sich dabei um Catechine, pflanzliche Gerbstoffe, die die Wurzelzellen benachbarter Pflanzen abtöten können. In Nordamerika überzieht sie  inzwischen ganze Prärien. Sie wird wegen des hohen Gehaltes an Gerbstoffen von Weidetieren gemieden. In ihrem Herkunftsland Rumänien jedoch hat ihr Catechin keine Auswirkung auf konkurrierende Pflanzen. Offensichtlich haben hier die vergesellschafteten Pflanzen und die Mikroflora Resistenzen entwickelt.

Die Pflanze fand ich übrigens in Halles NSG Brandberge.

(H. Ferenz)

 

Auflösung der letzten Pflanze der Woche (Ein fremder Zauber oder nur ein Scherz?)

Der Flamingo unter den Blumen: Anthurium andraeanum und -scherzerianum)

( Habitus (A.S.))

 

Richtig geraten! Wir waren auf der Suche nach einer exotischen Schönheit, also einer fremdartigen Pflanze mit fast magischer Ausstrahlung – die Flamingoblume. Neben der Rose ist auch die Anthurie, die Flamingoblume, sehr gut geeignet, am Valentinstag als Symbol der Liebe verschenkt zu werden. Blickt man von oben auf die Blätter, erkennt man eine ideale Herzform. Symbolhaft ist auch ihre Langlebigkeit zu verstehen: Als Schnittblume bleibt sie etwa dreimal länger frisch als eine Rose. Im Topf zeigt sie, dass sie das ganze Jahr über zu blühen vermag, sie gilt als die am längsten blühende Zimmerpflanze. Diese Ausdauer hat unsere Schönheit aus den Tropen mitgebracht. Die Gattung Anthurium stammt aus Amerika, dort ist sie mit rund 1000 Arten äußerst vielfältig. Meist sitzt sie epiphytisch auf anderen Pflanzen drauf, um dem Licht näher zu sein.  Bei uns findet man als Zimmerpflanzen nur die Große (A. andraeanum) und die Kleine Flamingoblume (Anthurium scherzerianum), welche beide ihre dicken Wurzeln gerne auch in Erde versenken. Ihre grundständigen Laubblätter werden dunkelgrün glänzend an langen Stielen präsentiert. Wir lieben das meist rot oder weiß gefärbte, prachtvolle, oft hochglänzende Hochblatt der Schönheit (auch andere Farben werden gezüchtet). Dieses auffällige Hochblatt ist eine sogenannte Spatha. Das ist ein besonderes, röhrenförmiges Hochblatt, das sich um den Blütenstand windet. Es handelt sich dabei aber nicht – ebenso wenig wie beim Weihnachtsstern – um Blütenhüllblätter. Der Blütenstand selbst ist ein hellorangefarbener Kolben, welcher sicherlich viel Aufmerksamkeit auf sich zieht (siehe Foto). Bei der Kleinen Flamingoblume ist er in sich gedreht und ragt als vorwitzige Ähre aus der Spatha hervor. Hier ergibt sich ein passender Zusammenhang mit dem Gattungsnamen, der von den griechischen Worten „anthos” und „oura” abgeleitet ist, die „Blüte” und „Schweif” bedeuten. Anthurium wird auch als Geschenk für folgenden „Typ Mann“ empfohlen: „Der extravagante Publikumsliebling: Beschäftigt sich immer mit der neuesten Mode, steht gern im Mittelpunkt oder hat einfach das gewisse Etwas.“  Dass die Flamingoblume etwas Männliches repräsentiert, ist zumindest unverkennbar…

(A.S.)

 

Laubblätter und Hochblätter stilisieren ein Herz und dürfen daher als Symbol der Liebe gedeutet werden. (c) Wikimedia Commons

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