Der Blumenstrauß der Märchenprinzessin

29. Mai 2023 | Bild der Woche | 3 Kommentare

Eine Sage, die sich um unsere heute gesuchte Pflanze dreht, geht so: „Es war einst eine zauberhafte Prinzessin aus Italien, die von einem Herzog zu einer herbstlichen Jagdgesellschaft auf sein Schloss eingeladen wurde. Sie brachte einen prächtigen Strauß blühender weißer Blumen aus ihrer Heimat mit. Nach der Jagd versammelten sich die Adligen zu einem opulenten Bankett, das von Tausenden von Kerzen erhellt wurde und das gesamte Schloss in einen zauberhaften Schein tauchte. Doch dieser Glanz verursachte Unmut bei den Bürgern Heidenheims, die mit betrübtem Blick zu den Mauern des Schlosses aufschauten. Sie empfanden es als ungerecht, dass der Landesherr Geld mit vollen Händen ausgab, während das Volk in Armut lebte.

Als das Fest schließlich vorüber war und die Gäste abgereist waren, fand eine alte Magd den verwelkten Strauß im Gemach der Prinzessin. Nur noch die holzigen Stängel mit ihren bürstenartigen Früchten waren übrig geblieben. Die Magd beschloss, den Strauß über die Mauer der vorderen Bastei zu werfen, wo er auf die grauen Schlossfelsen fiel. Zu aller Erstaunen geschah etwas Unglaubliches: Die Samen keimten aus und im nächsten Jahr präsentierte sich eine üppige Flora. Ein Meer von weißen Blüten schmückte den Fels.  Von diesem Moment an erfreute sich die gesamte Region an der Pracht und Schönheit dieser außergewöhnlichen Blume. Sie wurde zu einem Symbol der Hoffnung und des Wohlstands für das Volk von Heidenheim, das in der Schönheit der Natur Trost fand. Und so erzählt man sich bis heute die Legende von der wundersamen Entstehung dieser „Schlossblume“ – einer Blume, die die Liebe und die Magie der Prinzessin in sich trug und das Land mit ihrem bezaubernden Duft und ihrer Schönheit erfüllte.“

Die Blume hat charakteristische Doppeldolden mit 5-12 Strahlen und einem Durchmesser von etwa 5 Zentimetern.  Besonders auffällig sind die stark vergrößerten Randblüten, die fast doppelt so lang sind wie die kleineren Innenblüten.Die Blätter sind denen der Möhre ähnlich, mit der sie auch eng verwand ist. Auch der Geruch der Blätter erinnert an das Wurzelgemüse. Tatsächlich blüht die Pflanze heute nochauf den Felsen dieses in Süddeutschland gelegenen Schlosses. Was an dem Märchen stimmt, ist dass der weiß blühende Korbblütler aus Südeuropa als Zierpflanze eingeschleppt wurde und sich zunächst verbreitete. Zeitweilig geriet sie sogar zu einem regelrechten Ackerunkraut.  Mit der Veränderung der landwirtschaftliechen Bodenbearbeitung und der Saatgutreinigung verschwand sie jedoch. Heute steht sie auf der Roten Liste, und zwar unter der höchsten Gefährdungsklasse 1: „vom Aussterben bedroht“. Das erscheint verwunderlich, ist sie doch immer wieder mal in Saatgut für Blumenwiesen enthalten – wo sie -an sonnigen und trockenen Standorten durchaus Fuß fassen  kann (Siehe Foto unten rechts).

Und das sind unsere Fragen:

1. Um welche Pflanze könnte es sich hier handeln?

2. In welcher Stadt liegt das „Märchenschloss“ und wie heißt es?

3. Was machen wir zu Pfingsten, wenn die Wiesenblumen blühn?

Auflösung der letzten Pflanze der Woche („Betörender Duft: Fischers Nachtgesang im Dieskauer Park“):  Nachtviole, Hesperis matronalis

Der Fischer hat unsere Pflanzenfreunde etwas irritiert. Rati hatte zwar schnell die Pflanze gefunden, die gemeine Nachtviole, Hesperis matronalis. Aber der Fischer? es war eine Anspielung auf den Baritonsänger Dietrisch Fischer Dieskau  (1925-2012), der die gesamten Lieder des Romantikers Peter Schubert (1797 – 1828) interpretiert hat. Eben nicht nur die „Forelle“ und „Fischerweise“, sondern auch die Nachtviole. NhuDeng  hat denn auch noch den Text gefunden, und Hören kann man die Nachtviolen hier: https://youtu.be/Xrz7Jpd1YG8

 

Nachtviolen sind Kreuzblüter, ihre Heimat liegt in Südosteuropa. Schon früh wurde sie allerdings als beliebte Gartenpflanze nach Mitteleuropa gebracht, wo sie dann erfolgreich auswilderte. Sie verträgt sogar schattige Plätze recht gut, liebt Kalk und Feuchtigkeit. Die violetten Blüten duften besonders nachts sehr stark.  Die Blüten ähneln dem ebenfalls violett blühenden Silberblatt, auch Mondviolen oder Judaspfennig genannt, die NhuDeng offenbar im Garten hat. unterscheiden kann man sie nichtr an den Blüten, wohl aber an den Blättern. Und im Spätsommer, wenn die Samen reifen, hat die Nachtviole längliche Schötchen ausgebildet, die dem Raps nicht unähnlich sind. Das Silberblatt dagegen hat dann, wenn seine runden Samenschoten aufgeplatzt sind, die namengebenden transparenten, silbern schimmernden Scheibchen, was die ehemaligen Schotentrennwände sind.

Lust auf mehr sagenumwobene Pflanzen ? Alle vergangenen Wochenpflanzen finden Sie bei uns im Archiv.

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