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Betörender Duft: Fischers Nachtgesang im Dieskauer Schlosspark

Heino liebte diese Stunden, wenn die Tage im späten Mai lang geworden, die Landschaft in ein versöhnliches Blau getaucht und der Duft den vom beginnenden Sommer kündet.  Es war eine gute Idee von Elfriede, doch einmal wieder in den Dieskauer Schlosspark zu gehen.  Dieser liebliche Duft schien gerade jetzt aufgekommen zu sein – am Nachmittage, als sie noch gemeinsam auf der Picknickdecke saßen, hatte Heino ihn noch nicht bemerkt. Irgendwo weiter weg sang jemand. Eine tiefe Baritonstimme, etwas gestelzt, etwas gequält. Es kam vom Ufer des Wassergrabens, der sich sinnlich durch den Park schlängelte. „Wer oder was ist das ?“, fragte Heino seine Freundin. „Das ist der Fischer von Dieskau“, erklärte Elfriede, „solltest Du eigentlich kennen“. Heino verstand gar nichts (sein Musikgeschmack ist ja bekannt). Mein Gott, stöhnte Elfriede. Der interpretiert ein Schubert-Lied !“

„Olaf Schubert?“ fragte Heino belustigt. „Oh Mann, manchmal ist mir dieser Kulturbanause an meiner Seite nur noch peinlich“, durchzuckte es Elfriede. „Klingt nicht mal nach einem Lied, da kann man nicht mal mitsingen, dieses Gestelzte, das ist doch kein Lied“, fand Heino. „Nennt sich deshalb ja auch Kunstlied“, gab Elfriede, die Kennerin vorgebend, zum besten. „Ist das noch Kunstlied, oder kann das weg?“ blödelte Heino. „Dein Humor hat wirklich Olaf-Schubert-Niveau, frotzelte Elfriede. „OK, und was singt der Fischers Fritze da? fragte Heino. „Das, was Du gerade riechst“, erklärte Elfriede. Die Pflanze. Versfetzen drangen durch die Abendluft, Grüne Blätter, die freudig streben, und Blüten, die streng drein blicken und schweigen, in der lauen Frühlingsluft. Der Duft kam von einer Pflanze, die aussah wie Raps. Fast. Denn Heino ist zwar Rot-Grün fehlsichtig, doch gelb und Blau konnte er unterscheiden. Und dieser „Raps“ war lila.

Und hier kommen die großen Fragen:

  • Von welcher Pflanze ist die Rede?
  • Was für ein Lied singt der Fischer ?
  • Und singt der Fischer noch?

Auflösung der letzten Pflanze der Woche („Invasives Russenkraut“): Orientalisches Zackenschötchen, Bunias orientalis

Nhu Deng hatte es herausbekommen: auch wenn er sich bei gelben Kreuzblütern wie Raps und Hederich schwer tut, wie er stat, weil sie sich alle so ähnlich sind. Da hat er sicher recht, einfach ist das nicht.  Unser „invasives Russenkraut“ trägt den „harmlos“ klingenden deutschen Namen „Orientalisches Zackenschötchen“, wissenschaftlich hört es auf Bunias orientalis. Unsere nördlichen Nachbarn nennen ihn „Russekål“, also „Russenkohl“, selbst in Norwegen und Schweden ist er mittlerweile zu einer Plage geworden. Es heißt llerdings auch, man könne ihn essen, die Wurzel soll ähnlich wie Meerettich sein.

Lust auf mehr Spaziergänge mit Elfriede und Heino durch die Botanik? Alle vergangene Wochenpflanzen finden Sie bei uns im Archiv.

7 comments on “Betörender Duft: Fischers Nachtgesang im Dieskauer Schlosspark”

  1. – Gemeine Nachtviole
    – Die Forelle
    – nein, seit etwa 11 Jahren nicht mehr

  2. Nein, ganz ehrlich, nicht im geringsten. Vllt. ist auch „Der Fischer“ gemeint? Bei rund 600 Liedern. Jedenfalls der „Erlkönig“ war es nicht.

  3. ChatGPT und Bing schlagen auch den „Fischer“ oder die „Fischerweise“ vor. Aber beide haben nicht auf die Stichwörter geachtet, sondern haben sich nur von dem Fischer irrleiten lassen – der aber nichts mit der Pflanze zu tun haben kann. Bing tippt übrigens auf Phacelia, ChatGPT auf Veilchen.

  4. Man kann es ChatCPT und Bing nicht mal übelnehmen, Veilchen und Phacelia kommen beim ersten Blick schon infrage, obwohl die Blüten anders aussehen. Rati hat aber das Rätsel schon gelöst und Nachtviole genannt.
    Nur, nachts schwimmen nicht die munteren Forellen im Bach umher, auch nicht gesanglich. Unsere beiden Lieben hören Schuberts Lied „Nachtviole“, gesungen von einem unbekannten Bariton, sicher nicht von Olaf Schubert. Schubert verwendete teilweise ein Gedicht seines Freundes Johann Baptist Mayrhofer.

    Nachtviolen

    Johann Mayrhofer
    Nachtviolen, Nachtviolen,
    Dunkle Augen, seelenvolle,
    Selig ist es, sich versenken
    In dem samtnen Blau.

    Grüne Blätter streben freudig,
    Euch zu hellen, euch zu schmücken;
    Doch ihr blicket ernst und schweigend
    In die laue Frühlingsluft.

    Mit erhabnen Wehmutsstrahlen
    Trafet ihr mein treues Herz,
    Und nun blüht in stummen Nächten,
    Fort die heilige Verbindung.

    Letzte Anmerkung, meine Nachtviolen sind eher violett.
    Ich habe einjährige und kenne sie unter der Bezeichnung Mondviole und Silberblatt.

  5. Dietrich Fischer-Dieskau war keinesfalls unbekannt. Im Park hat aber ein uns unbekannter Bariton gesungen.

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