Neues Graduiertenkolleg erforscht das Verhältnis von Aufklärung und Politik

13. Mai 2024 | Bildung und Wissenschaft | Ein Kommentar

Ein neues Graduiertenkolleg an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) wird sich intensiv mit der Geschichte der Aufklärung und ihrem Verhältnis zur Politik auseinandersetzen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat den Antrag für das GRK 2999 „Politik der Aufklärung“ bewilligt, wodurch in der ersten Phase rund fünf Millionen Euro für die Ausbildung von Promovierenden zur Verfügung stehen.

Die Forschungsprojekte des Kollegs werden die komplexen und mitunter widersprüchlichen Debatten zur Aufklärung sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart untersuchen. Eine Leitidee der Aufklärung besteht darin, dass allein die Vernunft das Handeln des Menschen bestimmen soll. Dieses Konzept wurde seit dem 18. Jahrhundert intensiv diskutiert und hat auch heute noch große Relevanz, nicht nur in der Wissenschaft, sondern auch in der Politik.

Prof. Dr. Elisabeth Décultot, künftige Sprecherin des GRK 2999 und Mitglied des Germanistischen Instituts der MLU, erläutert: „Der Begriff Aufklärung ist heute fester Bestandteil des politischen Vokabulars. In den USA gilt Aufklärung und Wissenschaft allgemein als Gegenentwurf zum Populismus von Donald Trump.“ Bereits im 18. Jahrhundert erhoben Gelehrte den Anspruch, als Vertreter der Aufklärung politische Gestaltungskraft zu entfalten und ihre Ideen zu Gesellschaft und Regierungsformen wirksam zu machen.

Die künftigen Promotionsprojekte des GRK 2999 werden sich aus verschiedenen Perspektiven mit dem besonderen Verhältnis von Aufklärung und Politik befassen. Dies umfasst sowohl historische als auch zeitgenössische Betrachtungen, lokale und globale Ansätze sowie einen Fokus auf die Aufklärung außerhalb Europas und die postkoloniale Aufklärungskritik.

Das Graduiertenkolleg vereint zahlreiche geisteswissenschaftliche Disziplinen der MLU und bietet den Promovierenden ein exzellentes wissenschaftliches Umfeld. Die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg hat eine lange Tradition in der Erforschung der Aufklärung. Das Interdisziplinäre Zentrum für die Erforschung der Europäischen Aufklärung (IZEA) der MLU, an dem das GRK angesiedelt ist, genießt international hohes Ansehen und ist hervorragend vernetzt.

Neben ihrer wissenschaftlichen Qualifikation erhalten die Promovierenden die Möglichkeit, ein bis zu dreimonatiges Praktikum bei außeruniversitären Partnerinstitutionen zu absolvieren, darunter die Kulturstiftung Dessau-Wörlitz, der Mitteldeutsche Verlag und die US-Botschaft in Berlin.

Das GRK 2999 „Politik der Aufklärung“ wird somit nicht nur zu einem wichtigen Akteur in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der Aufklärung, sondern auch zur Plattform für den internationalen Austausch über dieses zentrale Thema der Geisteswissenschaften.

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