„Dichtergarten Giebichenstein – Romantiker in Halle“

8. Mai 2016 | Rezensionen | Keine Kommentare

Zur Wende des 18./19. Jahrhunderts hielt die deutsche Romantik in Halle Einzug, genauer gesagt in Giebichenstein. Der Garten und das Haus des bekannten Musikers und Hofkomponisten Johann Friedrich Reichardt (1752-1814) wurden zum „Dichterparadies“.

In der Reihe „Mitteldeutsche kulturhistorische Hefte“ des Hasenverlags hat sich Simone Trieder diesem literarischen Glanzlicht der Saalestadt bereits vor Jahren gewidmet. Nun ist eine zweite Auflage erschienen – ein Indiz für das Interesse der Hallenser an diesem Thema. Zunächst beleuchtet die Autorin unter „Zauber des Ortes“ die Geschichte des Landschaftsensembles mit der Burg Giebichenstein. 1791 pachtete Reichardt dann ein Grundstück des ehemaligen Klosters Neuwerk entlang der Seebener Straße. Die vorhandenen Gartenanlagen formte er zu einem Landschaftsbild mit Brücken, Grotten, künstlichen Ruinen, verschiedenen Anpflanzungen und Rasenflächen. Sein Anwesen mit Haus, Gartensaal und Wirtschaftsgebäuden wurde schnell zu einem Treffpunkt der halleschen Universitätsprofessoren und Studenten.

Die Gästeliste des freizügigen und kunstsinnigen Gastgebers liest sich wie das „Who is Who“ der deutschen Romantik: die Dichter Tieck, Novalis, Brentano, Fouqué, Arnim, die Brüder Grimm und auch Goethe waren hier zu Gast. Unter diese Künstler hatte sich auch hallesche Prominenz gemischt, die Uni-Professoren Schleiermacher und Steffens, Stadträte und andere Honoratioren der Stadt. Bei den Geselligkeiten wurden Verse vorgetragen und gemeinsam musiziert. Im Mittelpunkt standen dabei Reichardts Töchter, von den Anwesenden als „Gesangsgöttinnen“ umschwärmt.

Trieder beschreibt ausführlich diese Geselligkeiten (und deren Romantikerklatsch), wobei sie auch kurz die Charaktere der Gäste skizziert. Abschließend gibt sie einen kurzen Überblick, was aus dem „romantischen Giebichenstein“ nach dem kurzen literarischen Intermezzo geworden ist. Viele historische Abbildungen und Porträts machen das „Heft“ neben dem informationsreichen und sorgfältig recherchierten Text zu einer interessanten Publikation der halleschen Regionalgeschichte.

Manfred Orlick

Simone Trieder: „Dichtergarten Giebichenstein – Romantiker in Halle“, Hasenverlag
Halle/Saale 2016, Heft 9 der „Mitteldeutschen kulturhistorischen Hefte“, 2. überarb. Aufl.,
12,80 €, 80 S., ISBN 978-3- 939468-08- 0

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