Startseite Foren Halle (Saale) ICE blieb bei Halle liegen

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    Propaganda und Wirklichkeit bei der Deutschen Bahn
    Autor Vera LengsfeldVeröffentlicht am 27. Juni 2023

    Auf meinen Bericht über die Unfähigkeit der Bahn, einem überfüllten ICE, der wegen eines Oberleitungsproblems 10 Fahrtminuten nach Leipzig stehen blieb und evakuiert werden musste, habe ich zahlreiche Leserzuschriften bekommen. Zwei davon möchte ich zur Kenntnis geben, denn sie beschreiben, wie groß unsere Probleme mit einer immer dysfunktionaleren Bahn sind und wie wir darüber von den Medien belogen werden.

    Beide Leserbriefe sind anonymisiert.

    Sehr geehrte Frau Lengsfeld,

    ich freue mich immer über Ihre interessanten Beiträge.
    Und es ist gut, dass man auch Dinge aus „erster Hand“ bekommt – so über das Erlebte im heutigen Beitrag über das Chaos bei der Deutschen Bahn.
    In einem Beitrag heute im Fernsehen wurde dieser Zugausfall und das Umsteigen auf einen Ersatzzug vollkommen reibungslos dargestellt.
    Unglaublich, wie die Menschen in diesem Land belogen werden.

    Mit freundlichen Grüßen

    ***

    Sehr geehrte Frau Lengsfeld!
    Eben habe ich Ihren Bericht über die Fahrt mit der DB gelesen. Aus Foren von Eisenbahnern weiß ich in etwa, was da so ablief.
    Ihr ICE hatte einen Schaden an einem Stromabnehmer. Mit dem verbliebenem versuchte man weiterzufahren und blieb wieder stehen. Im Stand konnte der Lokführer die Stromabnehmer für das Schweizer Netz nutzen und z.B. die Klimaanlage laufen lassen. Diese Stromabnehmer sind etwas schmaler als die der deutschen Norm. Fahren ist damit nicht möglich, weil der ganze Zug umgestellt wird auf „Fahren in der Schweiz” und die deutschen Signale nicht mehr richtig begreift. Der Evakuierungszug fährt wiederum erst auf die Strecke, wenn diese sicher frei bei der Zentrale gemeldet ist und kein Zug mit offenen Türen auf dem Nebengleis steht.
    Das ganze Regelwerk ist von Bürokratie durchdrungen und für die Nutzer als Beförderungsfall menschenverachtend. Bei mir ist damit zu rechnen, daß ich auch an unpassenden Stellen aussteige und auf andere Art weiterreise.
    Warum es nicht möglich sein soll, im Notbetrieb mit angemessener Geschwindigkeit den SBB-Stromabnehmer zu nutzen, weiß ich nicht. Aus Leipzig, Halle, Erfurt oder Großkorbetha kann die DB auch eine Schlepplok anfordern ( mit Notkupplung) und alles zum nächsten Bahnhof ziehen.
    Für solche Fälle wie eben gibt es keine sinnvollen Vorstellungen bei der derzeitigen Eisenbahn, wie mit den Fahrgästen umgegangen wird. Stundenlang warten, man hat Hunger und Durst, muß auf Toilette, Kinder werden unruhig, Termine fallen weg oder man hat körperliche Einschränkungen (Wirbelsäule, Blase, Diabetes). Wenn die Billig-Fahrkarten eingeführt sind, wird es, so befürchte ich, noch schlimmer.
    Vom Viel-Umherfahrer mit der Bahn wie früher bin ich mittlerweile weit entfernt.
    Wenn Sie unterwegs sind, empfehle ich den Eisenbahn-Kurier als Lesestoff.
    Mit freundlichen Grüßen
    ***

    #437168

    Heute wurde ich ganz zufällig Zeuge eines Gespräches zweier Lokführer. Einer der beiden, ein junger Mann, war wohl Führer des liegengeliebenen Zuges. Seinem Kollegen berichtete er über den Ärger. Er habe angeblich vorschriftswidrig die Türen freigegeben, als der Zug ohne Klimaanlage und Lüftung Uuf der Brücke zu stehen gdkomnen dei Das habe er nicht, könne man nachweisen. Die Fahrgäste hätten sich selbst befreit. Allerdings hätte es wohl in seiner Macht gestanden, die Benutzung des Nothammers freizugeben, um die Scheiben einzuschlagen. Er beklagte mangelhaftes Konzept der Bahn. So etwas müsse geübt werden, wie im Luftverkehr. Solche Übungen finden bei der Bahn nicht statt. Offenbar verfolge man bei der Bahn ( es geht um Aufall der Klimaanlage) lieber das Konzept, „besser es kollbiere jemand drinnen als verbrenne er draußen“

    Das war jetzt kein Interview; halt aufgeschnappt auf dem Bahnhof. Die Durchsagen waren an sonsten sehr laut, vielleicht gebe ich nicht alles richtig wieder, manchmal verstehe ich nur Bahnhof, aber fast nichts davon musste ich mir ausdenken.

    • Diese Antwort wurde geändert vor 10 Monaten von hei-wu.
    #437196

    Das sollte eigentlich hier her und nicht in den Kommentar unter den Artikel:

    Hier ist einiges schief gelaufen. Hoffentlich untersucht die Deutsche Bahn das und leitet daraus entsprechende Maßnahmen für die Zukunft ab.

    Die Situation muss der Albtraum schlechthin gewesen sein. Überfüllter Zug (die Leute standen in den Gängen), Hitze, keine Klimaanlage), man kommt kaum von seinem Platz weg. Die Türen durften nach Anweisung der Leitzentrale (zunächst) nicht zum Lüften geöffnet werden. (Gibt es für solche Fälle keine vorbereiteten Handlungsanweisung?) Dazu kommt, dass lt. MZ die umliegenden Rettungsdienste nicht informiert waren und diese von diesem Notfall erst aus den Medien erfahren haben …

    Früher hätte man gesagt „Hier müssen Köpfe rollen“. Heute sollten zumindest Konsequenzen so gezogen werden, dass eine solche Situation nie wieder entstehen kann.

    Offensichtlich hatten die Mitarbeiter in der klimatisierten Leitzentrale keine Vorstellung darüber, was sich in einem überfüllten ICE der bei 30 °C in der prallen Sonne, ohne Klimatisierung steht, nach kurzer Zeit abspielt.

    #437197

    Man darf raten was die Probleme waren. Die Feuerwehr durfte ja vor Eröffnung üben aber ich vermute die Nummer wäre teuer geworden. Dank Automatisierung kann wohl kein Zug heran fahren wenn die Türen offen sind.

    Keine Übung, kein Plan und merkwürdige Technik. Vermutlich hatte man auch wenig Bock auf einen Rettungseinsatz. Die Berichte aus dem Zug klangen auch spannend. Ich hätte wohl zeitnah den Nothammer benutzt. Ich bin gespannt ob es die Leute durchziehen und ggf. klagen, denn man hatte nicht nur die Türen ewig nicht geöffnet, sondern auch die Leute dann nicht rausgelassen. Als der ICE zum evakuieren kam, war auch nicht genug Platz für alle. Schon Wahnsinn wie inkompetent man bei der Bahn ist.

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