Startseite Foren Halle (Saale) 330 Millionen Hochwasserschäden???

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  • #54090

    Nachrichtenticker schrieb:
    „Bezüglich der Mieterseite, Du willst also mal eben so in der derzeit 6. größten Stadt in Sachsen-Anhalt (Ha-Neu) ungefähr die Hälfte der Mieter mit der Begründung “zieht woanders hin” rausschmeissen ?“

    genau das ist beim Rückbau der Silberhöhe und beim Ausdünnen von Halle-Neustadt doch schon hunderte Mal geschen. Das kann kein wirkliches Argument sein. Damals gab es Abrißprämien, die haben HWG und GWG gerne mitgenommen, da waren die Mieter auch egal.

    #54091

    Denke doch einmal kurz darüber nach. Das war zu einer Zeit wo die großen Mieterbewegungen stattfanden oder hast Du etwas davon gehört das tausende Mieter protestiert haben ? Solch eine Bewegung gibt es aber nicht mehr in Ha-Neu sondern ein langsames schrumpfen. Und je älter die Bevölkerung desto unlieber erfolgt ein Umzug.

    #54092

    Eben. Langsames Schrumpfen. Und wenn man dann in Betracht zieht, dass der vordere Teil Ha-Neus auf gefährdetem (und für viel Geld trocken gehaltenem) Gebiet steht, ist doch klar, wohin der Stadtumbau in den nächsten 20-30 Jahren gehen sollte.

    #54093

    Das bringt aber überhaupt nichts für aktuell zu bauende Hochwasserschutzlösungen. Es wäre aber schön wenn es eine solche langfristige Stadtplanung gäbe.

    #54124

    bevor der von HeiWu angeregte Umbau Ha-Neus im „vorderen Bereich“ umgesetzt wird, sollte auf jeden Fall das Seniorenheim und die Kita am Gut Gimritz geschlossen werden.
    Den übrigen Bewohnern ist per Verfügung mit zu teilen, dass sie für jegliche, bei Hochwasser erforderliche Maßnahmen, selbst aufkommen müssen.
    Dazu gehört auch, das die Eissporthalle und das Planetarium, einschließlich der vorhandenen Infrastruktur, zurück gebaut und verlegt werden.

    Es passt natürlich in SfK`s eingeschränktes, grün-kommunistisch angehauchtes Weltbild, Leute zwangsweise in leerstehende Wohnungen umzusiedeln.

    #54125

    Ich weiß nicht, ob das Weltbild von SfK grün-kommunistisch ist. Es ist einfach menschenfeindlich.

    #54126

    Nachhaltiges Denken und Handeln ist wohl jetzt menschenfeindlich? Ich sage dir mal was: menschenfeindlich ist die Inkaufnahme dieser enormen Schäden, deren Beseitigung mal wieder im wesentlichen über weitere Schulden finanziert wird, welche künftige Generationen ihrer Zukunftschancen immer mehr beraubt. Gerade die ältere Generation sollte darüber einmal nachdenken. Ein Umzug innerhalb einer Stadt ist weder umzumutbar noch ein Verbrechen.

    #54140

    Mugger: „Gefällt mir“

    Also, ich würde umziehen… wenn… man mir das finanziell schmachhaft machte, meine Auslagen zu 100% erstattet, meine neue Wohnung so einrichtet und installiert, wie die alte ist, mir also keinerlei Arbeit und Unkosten aufbürdet… ansonsten würd ich euch was husten…

    #54141

    @Braegel: ganz Deiner Meinung, was die Gimritzer Bewohner betrifft.Wir helfen uns selbst.Was das Altenheim betrifft, musst du dich mit dem Betreiber unterhalten.Der hat jedoch rechtzeitig evakuiert. Dito der Kindergarten. Die Vereinigten Volksrepubliken Gimritz lass einfach in Ruhe. Das schrieb ich Dir schon mehrfach. Was Dich von uns interscheidet, ist die Ortskenntnis und gewisse naturwissenschaftliche und naturraeumlche Kenntnisse. Ausserdem schreien wir nicht bei jedem AA nach Mama Stadt.. Du bist halt sehr von einer anderen Erziehung gepraegt. Wir sind im uebrigen volljährig und brauchen keine rechtslinksautoritaeren Vordenker wie Dich.

    #54306

    ayo

    Was schießt ihr euch hier auf SFK ein? Sucht ihr Sündenböcke? SFK wird genau so wenig wie jeder andere hier die Neustadt umsiedeln. Das ist hier ein Forum und kein Stadtrat.

    Und @Schulze: die ver- oder entsiegelung von Flächen innerhalb der Stadt bezahlst auch du mit. Über die Regenwassergebühr der Stadtwerke. Denn irgendwer muss die anfalllenden Probleme lösen. Und das kostet Grips und Geld. Und du meinst also, die SWH haben sie nicht alle?

    #54313

    Am Gimritzer Damm wohnen kaum Studenten in WGs, die ab und zu ohnehin umziehen. Ohne Not dürfen Menschen nicht zwangsumgesiedelt werden, das Grundwasserproblem ist genauso beherrschbar wie es seit 50 Jahren beherrscht wurde und der Gimritzer Damm kann neu gebaut werden, das sind doch keine großen Probleme.

    #54318

    Ja genau, Wolli. Weil im wesentlichen alle Städte und Gemeinden den Denkansatz von gestern haben, werden wir das Problem in Zukunft weiter verschärfen. Wir brauchen Flutungsflächen und zwar nicht zu wenig. Niemand kann garantieren, wie sich die Niederschlagsmengen weltweit bzw. regional ändern. Es ist unverantwortlich, Schäden in dieser Dimension wie bei der letzten Flut in Kauf zu nehmen.

    #54435

    getroffene Hunde bellen, ich könnte stundenlang dem Gimritzer Gejaule zu hören

    SfK sollte bedenken, dass historisch gesehen, ein Wasserstand von 8m in Halle, nichts ungewöhnlich und fast beinah schon normal ist.
    Die Saale war in Halle schon wesentlich höher, als es noch keinen Gimritzer-,Passendorfer Damm und Brunnengalerie gab.

    #54452

    Vor 100, oder vor 500 Jahren gabs auch keine Bauten direkt an der Saale, kein MMZ, kein MDR Funkhaus, nicht das ehemalige Kartstadt Gebäude und keine Saline Badeeinrichtungen.

    Unsere Vorfahren müssen irgendwoher gewußt haben, das es besser ist, alle Häuser und wichtigen Gebäude östlich der Saale auf hohen Grund zu errichten und nicht mitten ins Überschwemmungsgebiet und Urstromtal der Saale.
    Vor 100 Jahren flutete die Saale sicherlich regelmäßig im Frühjahr die ganze Fläche die wir heute als Halle Neustadt kennen.

    Die Antwort auf die Hochwasser der Saale war die Errichtung der Saalekaskade zwischen 1928-38, und beim Bau von HaNeu die Errichtung der Dämme und einer Brunnengalerie.
    Jetzt ist diese Antwort gegen die Naturgewalten 50 Jahre älter geworden und so wie es ausschaut fehlt es an Geld, einen Damm zu bauen, der ein 10 m Hochwasserpegel standhalten kann.

    #54491

    1. Unsere Vorfahren sind vermutlich noch viel schlimmer abgesoffen.
    2. Wo ist denn mit Halle-Neustadt ein Damm gebaut worden?
    3. Es fehlt nicht an Geld für einem neuen Damm, nur die Linienführung ist noch nicht klar.

    #54492

    @Roshi, solltest einmal in den halleschen Chroniken nachschlagen. Alte Stadtpläne von Halle könnten auch zur Aufklärung beitragen! Die Menschen haben schon immer in Wassernähe gesiedelt. Es hatte große Vorteile bzw. war für machnches Gewerbe notwendig.

    #54531

    @Wolli,
    im weitesten Sinne ist, wie ich schon einmal an anderer Stelle erwähnte, mit der Errichtung der B80/Magistrale ein Querdamm errichtet und damit durch Zuschüttung der Wilden Saale eine wesentliche Querschnittseinengung der Saale vorgenommen worden, deren Folgen wir bei nunmehr 8,10 m UP Trotha deutlich zu spüren bekommen haben.
    Vielleicht sollte man diesen Damm mit zusätzlichen Großrohrdurchpressungen wieder wasserdurchlässiger machen und die Wilde Saale wieder daran anbinden, so wie es vor der Stillegung der Siebenbogenbrücke der Fall war.

    #54532

    @Kenno, das würde wenig bringen. Sicher nur wenige Zentimeter in diesem Bereich. Auch wenn das Wasser, wie es früher einmal möglich war, sich über die Fläche Passendorf Wiesen ausbreiten könnte. Das Problem sind vor allem die Felsen von Giebichenstein und Kröllwitz. Hier besteht ein natürlicher Engpass welcher die Saale staut. Da kam doch schon mal der Vorschlag einen Tunnel zu bauen! Ist schon richtig, was der Herr Uhlmann da geäußert hat. „Die Äußerungen Uhlmanns, die einzig entscheidende Engstelle sei ohnehin nur die Brückenpassage beim Giebichenstein, erregte bei einigen Zuhörern ebenfalls leicht ungläubiges Erstaunen aus.“

    #54534

    @Einbeck,
    das ständige Verweisen auf den Engpass Giebichensteinbrücke hilft uns doch nicht weiter und ist nur ein Alibi. Ich möchte, wie @Tranparenz schon mit Hinweis auf den Hochwasserberichr 2011 erwähnte, endlich ein zeitbezogenes hydraulisches Hochwassermodell der Stadt sehen. Daraus wird man erkennen, wo die anderen Engstellen in der Stadt liegen und wie man diese schnellstens beseitigen kann. Einige Anregungen dazu habe ich schon zur Genüge gegeben.

    #54535

    Aber Kenno, die Felsen sind kein Alibi, die Felsen stehen fest und sind ein natürlicher Engpass. Da hilft keine Polemik, nur Spengstoff! Auch wenn die alten Überflutungsfächen wieder zur Verfügung stehen würden, gäbe es immer noch den Rückstau durch die Felsen. Der Höhenunterschied in diesem Bereich ist zu gering. Das gesamte Wasser muß nun mal durch das Nadelöhr.

    #54536

    Aber Einbeck, vielleicht haben wir uns seit dem Hochwasser im Jahre 1947 (vergleichbar mit dem von 2011) soviel neue Engpässe in das hallesche Überflutungsgebiet eingebaut, dass neue Nadelöhre entstanden sind. Ich denke da auch an den Bereich der Hauptsaale am MMZ (Schieferbrücke)und den Wegfall der Gerbersaale uvam.!!!
    Dies alles möchte ich mal wissenschaftlich und wenn möglich an einem Wasser-Modell genauer untersucht wissen, nicht mehr.

    #54539

    @Kenno, die Nadelöhre wurden eingebaut. Aber auch bei alten Zuständen würde der Rückstau weiterhin bestehen. Der Geländeunterschied bis zum „Nadelöhr“ ist zu gering. Ein großes Loch würde Helfen. Fachleute können berechnen was da an einem Tag so an Kröllwitz verbeifließt. So groß müßte das Loch dann gegraben werden, Loch auf der Spitze reicht nicht. Aber tiefer könnte man buddeln. Dann läuft es auch der anderen Seite der Erde wieder raus!

    Das war satirisch gemeint und ist genau so unsinnig wie zu glauben, ausreichende Flutungsflächen könnten vor dem Nadelöhr den Wasserstand stark verringern. Ich kann mich noch gut erinnern, dass in den 50er/60er Jahren uns erzählt wurde, Hochwasser kann nicht mehr so stark kommen. Da gibt es jetzt Talsperren, die wirken ausgleichend auf den Wasserstand. Da scheint es ein Problem zu geben. Und nicht die Weiße Elster vergessen. Da sind viele Überflutungsflächen verloren gegangen.

    #54541

    Was ich möchte, hatte ich gesagt, alles andere wäre Spekulation und das Schlimmste wäre nichts zu tun.
    Ja, auch an den Talsperren wurde herumgespielt und an der Weißen Elster sind doch viele Überflutungsflächen zum Einsatz gekommen, die uns in Halle auch geholfen haben.

    #54549

    Hochwasser gab es auch zu Kaltzeiten, z.B. während der kleinen Eiszeit. Wer sich einmal die Hochwassermarken an der Neumühle betrachtet wird feststellen, es gab auch starkes Hochwasser zweimal im Jahr! Hier noch etwas aus Rundes Chronik. Aus einer Zeit als die Übberflutungflächen noch nicht verbaut waren. Das nächste Hochwasser kommt bestimmt! Aber wann?

    Das 7. Capitel

    Von grosen Wassern und Wasser-Schaden

    (Drhpt. Th. 1 pag. 632 Cap. 9)

    Nachtrag.

    Ao: 1679 den 21. Juni entstandt durch mehrere Tage anhaltenten Regen ein sehr groses Wasser, welches an den Häusern viel Schaden that, alles verschlemte und viel Floßholz mit weg führte. Daß wilde Wasser war auch in den deutschen Brunnen getreten, so dass derselbe ausgezogen werden musste.

    Fortsetzung

    Ao: 1752 den 5. August war das Wasser so groß, dass (es) den ganzen Stro(h)hof überschwemte und bis an die Moritz-Kirche ging; es standt aber nur bis zum 7. August, wo es aber sehr schnell wieder zurück trat.

    Ao: 1767 den 12. December zur Nacht wuchs das Wasser in der Saale 3 Ellen hoch, wodurch besonders in den Mühlen wegen der darinn sich befindenten Getraide viel Schaden entstandt. Auch wurden 52 Klafter Holz an der Ziegelscheune mit fortgerissen.

    Ao: 1769 den 4. Julii ist die Saale so hoch aus ihren Ufer getreten, dass das Wasser über den Steindamm hinter der Hohenbrücke gegangen ist.

    Den 25. December trat der nehmliche Fall wieder ein.

    Ao: 1770 den 5. April war durch das schnelle Thauwetter die Saale so gewachsen, dass das Wasser bis an die Mühlgasse standt.

    Den 25. Julii war sehr groß Wasser, wodurch alle Wiesen überschwemmt wurden und in der ganzen Gegend alle Mühlen standten.

    Den 30. November war durch den vielen anhaltenden Regen die Saale so groß geworden, dass abermals alle Wiesen unter Wasser standten und keine Mühle mehr ging.

    Ao: 1771 den 1. Julii war durch den viele Meilen weit so lang anhaltenden Regen dass Wasser so groß, dass der ganze Stro(h)hof unter Wasser standt, und im Klaus- und Moritz-Thore auf Kähnen gefahren wurde. Die Häuser auf den Stro(h)hof litten sehr, und das Hauß des Stärkemacher(s) Genthe stürzte ein. Alles Getraide, was von den Wasser überschwemmt war, verdarb, wodurch auch Theurung entstandt. Es fiel zwar den 4. Juli eine Elle, was aber kaum zu merken war, da es die Höhe von 8 Ellen über seinen gewöhnlichen Uferstandt erreicht hatte.

    Ao: 1774 den 29 May war die Saale wieder beträch(t)lich aus ihren Ufern getreten.

    Ao: 1775 den 27. Februar war durch vielen Regen die Saale so groß geworden, dass das Wasser bis zur Mühlpforte herrein standt und in dieser Höhe bis zum 20. Februar blieb.

    Ao: 1781 den 16. Februar ist wieder dass Wasser sehr groß gewesen, so dass alle Mühlen standen.

    Ao: 1784 den 29. Februar war das Wasser in der Saale so gewachsen, dass es bis an die Mühlgasse standt und man in Moritzthor auf Kähnen fuhr.

    Den 1. März wuchs das Wasser mit groser Schnelligkeit, wodurch der ganze Stro(h)hof unter Wasser gesetzt wurde, und da keine Mühle ging, war die Brodnoth in der Stadt groß. Gegen Abend war das Wasser 8 Ellen über sein gewöhnliches Ufer gestiegen. Es drang in der Halle durch die Stadtmauer; 4 Pumpen waren nicht im Stande, selbiges zu zwingen, und man fürchtete, dass die Salzbrunnen ersaufen würden, was aber durch die angestrengte Arbeit in den Spuhlen verhindert wurde. Die darauf folgenden Tage ging es wieder schnell in sein Ufer zurück.

    Den 6. März ging das Eis von der Saale, welches grosen Schaden anrichtete und die Brücke an der Steinmühle mit fort riß.

    Ao: 1785 den 11. September fiel ein Wolkenbruch-ähnlicher Regen, wo das Wasser in den Strasen ½ Elle hoch lief. In den Mühlen standt es eine Elle hoch. Von den Berge an der Maille floß es mit solcher Gewalt, dass es die Erde mit den daruf stehenden Getraide fortschwemmte und die Gärten sehr ruinirte; vor den Galgthore und auf den Petersberg hatte es die Häuser so eingeweicht, dass einige einstürtzten.

    Ao: 1789 den 28. Januar war die Saale wegen deß schnell eingetretenen Thauwetters so gewachsen, dass alle Verbindung mit den jenseits der Saale liegenden Örtern abgeschnitten war und alle Mühlen standen.

    Den 30. Julii wuchs die Saale mit solcher Schnelligkeit, dass ein hallischer Fuhrmann, welcher in der Aue Heu geladen und nach Halle fahren wollte, seine 3 Pferde in Wasser verlohr und er selbst nur mit groser Mühe gerettet werden konnte.

    Ao: 1799 den 24. Februar, bei den Aufgang des Eises, hatten sich oberhalb der Saale zwei grose Schütze gesetzt, wodurch der größte Theil deß in einigen Tagen so schnell wachsenden Wassers nach der Stadtseite gedrängt wurde, so dass es an erwähnten Tage eine solche Höhe erreicht hatte, wie sich die ältesten Leute nicht erinnern konten. Von der Hohenbrücke war nichts mehr zu sehen. In der Klausstraße standt das Wasser bis an das Gödickensche Hauß, und auf den Stro(h)hofe ging es in mehreren Häusern bis in das zweite Stockwerck. Denen in diesen 2 Vorstädten in den Häsern sich befindenten Menschen wurden die Lebensmittel auf Kähnen und Flößen zugeführt. Abends gegen 9 Uhr drohete die Stadtmauer im Thale einzustürzen, und nur die Angst für den grosen Unglück, wenn solches geschehen sollte, war im Stande, die grose Menge von Arbeitern, welche bei dieser Lebensgefährlichen Arbeit halfen, bei guten Muthe zu erhalten, bei welcher viele über ihre Kräfte sich anstrengten. Der Entzweck wurde durch die Menge der Arbeitenten erreicht und die Mauer von Einsturz gerettet. Ein groses Glück für unsere Stadt war, dass dieser hohe Wasserstandt nicht lange dauerte, indem derselbe gleich den andern und die folgenden Tage immer mehr und mehr fiel. Grausen-erregent war der Anblick, wenn man so vieles auf den nahen Dörfern ertrunkenes Vieh, sowie auch die Menge von Trümmern der eingestürtzten Häuser und die grose Anzahl von Hausgeräth, was die armen Menschen nicht hatten retten können, von der Gewalt des Wassers forttreiben sah. Der Schade, den dieses auserordentlich grose Wasser an Gebäuden und andern Sachen gemacht hatte, belief sich für unsere Stadt, nach einer aufgenommenen Taxe, auf 5930 Thlr. 6 Gr. 9 Pf. Aus den Königlichen Cassen wurden in September dieses Jahres 1482 Thlr. 13 Gr. 8 Pf. Als vierten Theil des Schadens zur Unterstützung gezahlt, welche Summa auch verhältnißmäßig vertheilt worden ist.

    Von so vielen damals nicht laut gewordenen Menschenfreundlichen und edelmüthigen Handlungen von Hallensern verdient nachstehende der Vergangenheit entrissen zu werden:

    In der fürchterlichen Nacht vom 27. bis 25. Februar, wo die immer höher und höher steigenden Wasserfluthen vielen Hunderten der Einwohner hiesiger Gegend ihre Wohnungen mit Hab und Gut raubten, fuhren gegen 1 Uhr drey unserer hiesigen Miteinwohner, Namens Gottlieb Coppius, ein Soldat des hochlöbl. damals von Thaddenschen Regiments, von des Herrn Oberst von Müffling Compagnie, der Hallore August Bandermann von hiesigen Königl. Salz-Werke und der Fischer-Geselle August Elitsch aus den Weingärten, in einen Fischerkahne von hier auf der schon unabsehbaren sich ausbreitenden Wasserfläche zwischen den Eisschollen in die Gegend von Passendorf, welches Dorf ganz unter Wasser standt. Überall umgeben von einstürzenden Häusern, retteten sie nach und nach mehreren Menschen, die ihnen aus den Trümmern ihrer Wohnungen flehend zuriefen, das Leben. Ganz aus der Ferne hörten sie um Hülfe rufen; sie fuhren hin, es war in Angersdorf. Hier hängt an einen Baum ein Knabe von etwa 5 Jahren, der seine Arme fest um den Baum geschlungen hatte, halb erstarrt und nur noch schwach wimmernd. Die Fluth hatte beinahe schon die Spitze, wo der Knabe sich festgeklammert hatte, erreicht; sie nahmen den Knaben in ihren Kahn. „Ach nehmt doch auch meine Mutter mit, sie ist hier ganz nahe“, ruft das Kind. Wenige Schritte davon finden sie diese, auf den Überresten einer eingestürtzten Wand. Sie steht schon halb in Wasser. „Wo sind meine beiden andern Kinder, die ich nicht mehr retten konnte“, ist ihre erste Frage an ihre Erretter. Einer von ihnen springt nun aus den Kahne auf das Dach des halb eingestürtzten Hauses; er fält durch das Dach hinunter ins Hauß. Hier durchsucht er alles und greift nach einem vor ihn liegenden Menschen. „Wer ist da“, ruft er. „Es ist unser Vater“, schreit eine Kinderstimme, „ein Balken von den eingefallenen Hause hat ihn erschlagen.“ Er nähert sich der Stimme. Hier findet er an der andern Seite dieses Hauses zwei Kinder, Mädchen von 11 bis 13 Jahren, sie hielten sich fest an ein Stück Mauer, dicht über den Wasser. Auch diese beiden wurden von den braven Hallensern gerettet. Den Vater fand man bei näherer Untersuchung wirklich todt. Die Mutter hieß Anne-Marie Kupferin. Der gerettete Starb im Monat November desselben Jahres an den Pocken; die beiden Töchter aber nebst der Mutter befanden sich zu Ende des Jahres 1799 noch munter und gesund und dankten oft noch ihren Rettern mit Freudenthränen. Auch von der Churfürstl. Sächsischen Landes-Obrigkeit sind diese braven Männer nicht unbelohnt geblieben, denn sie erhielten am 26. Julii desselben Jahres, auf Veranlassung der Hochadel. Von Gol(d)steinschen Gerichte zu Passendorf und Angersdorf, 40 Thlr. aus einer Sächsischen Landescasse zu gleichen Theilen als Belohnung ausgezahlt.

    Ao: 1800 den 22. Februar war das Wasser sehr schnell aus seinen Ufern getreten; alle Wiesen waren überschwemt und nicht eine Mühle ging. Es hielt aber nicht lange an.

    Ao: 1807 den 1. März hatten wir wieder einen sehr hohen Wasserstandt, so dass man keine Mühle nutzen konnte.

    Ao: 1808 den 3. Julii hatte das Wasser eine bedeutente Höhe erreicht. Die Gegend jenseits der Saale war ganz unter Wasser gesetzt, so dass alles Heu und die untern Gartenfrüchte verdarben.

    Ao: 1816 den 30. Juni. Durch den seit 14 Tagen anhaltenten Regen wurde dass Wasser der Saale sehr groß, so dass alle Auen und Wiesen überschwemt waren und offenen Seen glichen. Alle Mühlen standen, wodurch große Brodnoth eintrat.

    Ao: 1827 im Februar und März trat die Saale aus ihren Ufern und überschwemte alle jenseits liegende Ortschaften. Am höchsten standt das Wasser am 4. März gegen Abend, wo auch der ganze Stro(h)hof wieder unter Wasser gesetzt wurde und man im Moritzthor auf Kähnen fuhr. Jedoch hat sich weiter kein Unglück dabei ereignet, als das 2 arme Kinder, ein Mädchen von 12 Jahren und ein Knabe von 8 Jahren, welche die Eltern an diesen Tage früh in die Haide geschickt hatten, um Holz zu holen, nicht wieder zurück kamen und wahrscheinlich bei den schnellen Wachsen des Wassers ertrunken sind.

    Ao: 1829 den 5. September war nach einen 5 Tage anhaltenten ununterbrochenen Regen die Saale so ausgetreten, dass alle Wiesen überschwemmt wurden. Das Wasser verlief sich aber bald wieder.

    Ao: 1830 den 27. Februar trat die Saale aus ihren Ufern, so dass alle Auen-Dörfer unter Wasser standen.

    Den 1. März in der Nacht war das Wasser so gewachsen, dass es mit der Klaußbrücke gleich standt und der ganze Pfännerschaftliche Holzplatz, auf welchen man mit einen grosen Elb-Kahn herum fuhr, so wie auch der andere Holzplatz gegenüber den Königl. Kothen ganz überschwemt war. Auf letztern stand das Wasser so hoch, dass es über die Pallisaden ging. So war auch der ganze Stro(h)hof unter Wasser gesetzt, so dass man von Moritzthor aus auf Flössen und Kähnen hinaus fuhr, um den Bewohnern Lebensmittel zuzuführen. Mehrere Häuser auf den Stro(h)hof haben sehr gelitten, da fast in allen das Wasser im untersten Stockwerk standt. Den 3. März fing das Wasser wieder bedeudent an zu fallen, und den Tag darauf konnte man schon wieder auf den Stro(h)hof gehen.

    Den 1. bis 3. Julii trat abermals das Wasser aus den Saal-Ufern, überschwemte die Wiesen und Auen, wodurch die Heuernte, die dieses Jahr so schöne Aussichten gewährte, fast ganz verlohren ging1).

    1) Von Ao: 1830 bis hierher aus S. 904 (Nachtrag).

    Aus: Rundes Chronik, 1750-1835

    #54550

    Es ist müssig, über eine einzelne Engstelle zu spekulieren. Fakt ist aber, das die Elbe mehr als 80 Prozent – ich wiederhole 80 Prozent (!) – ihrer natürlichen Überflutungsflächen und Auwälder verloren hat. Die Saale mündet bekanntlich bei Barby in die Elbe und Rückstaueffekte verschärfen damit das Problem. Um die Saale scheint es nicht viel besser zu stehen… Wer kein Hochwasser mehr will, muss letztlich bebaute Flutungsflächen als solche wieder freigeben. Mittel- bis langfristig führt daran kein Weg vorbei.

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