Schwierige Lage der Landwirte: Handelsverband wehrt sich gegen Schuldzuweisungen

1. Februar 2024 | Wirtschaft | Keine Kommentare

In den letzten Wochen haben zahlreiche Landwirte durch Demonstrationen und Protestaktionen auf ihre prekäre wirtschaftliche Situation aufmerksam gemacht und Veränderungen in der Agrarpolitik gefordert. Währenddessen versuchen einige politische Akteure, die Verantwortung für die Krise auf den Einzelhandel abzuwälzen. Der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland (HDE), Stefan Genth, bezeichnete dies nun als unlauter und populistisch.

Genth stellte klar, dass die wirtschaftlichen Probleme der Landwirte nicht durch das Verhalten des Lebensmitteleinzelhandels verursacht werden. Maßnahmen, die auf Beschränkungen für den Einzelhandel abzielen, würden dem Markt und den Verbrauchern schaden und der Landwirtschaft nicht helfen. Der HDE betonte zudem, dass die Preise für Agrarrohstoffe maßgeblich von der verarbeitenden Ernährungswirtschaft und den Weltmarktpreisen beeinflusst werden. Direkte Vertragsverhältnisse zwischen Handel und Landwirtschaft seien selten, und der Einfluss des Handels auf die Preise sei begrenzt.

Ein Blick auf die Exportzahlen verdeutlicht die Bedeutung des Exports für die deutsche Landwirtschaft. Ganze 49 Prozent der Produktionsmengen werden als Frischelebensmittel exportiert, während Deutschland gleichzeitig 38 Prozent in diesem Bereich importiert. Diese Zahlen legen nahe, dass der Einzelhandel nicht der entscheidende Faktor für die Einkommen der Landwirte ist.

Auch im Fall von Milch kann der Lebensmitteleinzelhandel nicht als Hauptverursacher niedriger Entlohnung angeführt werden. Im Jahr 2023 wurden 51 Prozent der Milchmenge exportiert, und nur etwa 11-12 Prozent wurden als Konsummilch im Inland verwendet. Zudem bestehen nur in den wenigsten Fällen direkte Beziehungen zwischen Landwirten und Handelsunternehmen.

Stefan Genth betonte: „Angesichts der Daten und Fakten ist klar: Wer dem Lebensmitteleinzelhandel in der Preisbildung eine entscheidende Marktmacht unterstellt, hat sich von der Realität abgekoppelt.“ Unzureichende politische Maßnahmen könnten die Hoffnungen der Landwirte enttäuschen und den Markt unnötig einschränken, ohne einen Mehrwert für die Landwirtschaft zu schaffen.

Der HDE appelliert daher nun an die Politik, sich auf echte und erfolgsversprechende Lösungswege zu konzentrieren und haltlose Angriffe gegen den Lebensmittelhandel zu vermeiden.

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