Ich schmeiss mich weg!
27. April 2017 | Wirtschaft | 7 Kommentare„Ich les mich weg“ kannte ich als Slogan des Thienemann-Esslinger-Verlages und ihres Imprints Planet Verlag. Nun taucht der Spruch überall im Stadtgebiet Halle als Teil einer Werbekampagne der Mitteldeutschen Zeitung (MZ) auf. Zuerst habe ich es ignoriert, aber nun wird es mit großformatigen Plakaten so aggressiv und aufdringlich, es klingeln bei mir alle Alarmsirenen:
Schwanengesang?
Denn normalerweise ist die Tageszeitung selbst der Werbeträger. Wird das Zeitungsprodukt selbst beworben, und sei es zur Vorstellung eines neuen Layouts, ist etwas im Busch. Der Markt für Zeitungen, zumal lokal, ist nicht einfacher, sondern im Gegenteil verzweifelt geworden. Es wird an allen Ecken und Enden gespart, das macht das Produkt nicht besser. Die Lokalblätter müssen sich gewaltig anstrengen, um überhaupt die vorhandenen Leser zu halten. Neue zu gewinnen, ist im Zeitalter veränderter Mediennutzung kaum noch möglich. „Ich les mich weg“ könnte also ein verzweifelter Hilfeschrei eines Lokalmediums sein. Es geht dem Ende entgegen. Wir wollen es alle nicht wahrhaben, denn es wäre schädlich für die Presselandschaft unserer Stadt. Aber können großformatige Plakate es wirklich aufhalten? „Lies mich oder ich sterb – Du brauchst mich doch“, wäre vielleicht ehrlicher, aber was ist heute schon ehrlich?
Im Hallespektrum wird die neue MZ hier diskutiert.
Paula Poppinga macht sich Sorgen
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manche sagen auch: „Türe schließen“.
Türe gibts eigentlich nicht, sondern nur Tür.
Mir fiel auf, dass einige Stadträte drinne sagen statt drin. Ob die wohl mit dem Apostroph zurechtkommen?
„Bleib stehen“ braucht schon deshalb keinen Apostroph, weil der Imperativ nur im Halleschen ein „e“ am Ende hat.
http://deutsch.info/de/grammar/imperativ
Hochdeutsch muss es also heißen: „Mach Eier“, nicht „mache Eior““ usw.
Für mich ist immer noch der Duden maßgebend:
http://www.duden.de/sprachwissen/rechtschreibregeln/apostroph
Der Zwiebelfisch sagt, dass in den oben genannten Fällen kein Apostroph gesetzt werden soll, aber wohl weiterhin darf.
Rein optisch fände ich hier das große „ICH LES“ ohne Apostroph neben dem Kopf gewöhnungsbedürftig.
Duden:
Kein Apostroph steht regelmäßig in folgenden Fällen:
Bei Wegfall eines Schluss-e bei bestimmten Verbformen:
Ich hör ihm zu.
Ich schreib einen Brief.
Bleib stehen!
Herrlich! Köstlich! Mit dem Apostroph hat sich die MZ einen Bärendienst erwiesen. So deutlich hat sie noch nie ihre Qualität offenbart. Deutschlehrer, versammelt euch zur Protestkundgebung vor dem Plakat!