Ein Jahr des (Impf)Skandals – Die Fronten bleiben verhärtet

17. Januar 2022 | Politik, Vermischtes | 13 Kommentare

Sonntag, 17. Januar 2021: Ein ereignisreicher und im Nachhinein verhängnisvoller Tag – jedenfalls aus Sicht des damaligen halleschen Oberbürgermeisters Bernd Wiegand. Dieser hatte sich an jenem Tag am Nachmittag im Diakonie-Krankenhaus in Halle (Saale) gegen das Corona-Virus impfen lassen und damit gegen die damals gültige Impfreihenfolge verstoßen.

Nach dem Bekanntwerden dieser Ereignisse brach eine letztlich sogar deutschlandweit geführte Diskussion über dieses Umgehen der Impf-Priorisierung aus und der sogenannte “Impfskandal von Halle” nahm für den Oberbürgermeister seinen verhängnisvollen Lauf. Später wurde außerdem bekannt, dass auch weitere Impfungen von Beigeordneten und Stadträten aus Wiegands direktem Umfeld stattgefunden hatten.

Im Zuge der Entrüstung über dieses Verhalten verteidigte sich Wiegand damit, dass die Impfung ansonsten weggeworfen worden wäre. Er habe sich letztlich erst selbst zur Verfügung gestellt, als ihm auf seine mehrfache Nachfrage hin bestätigt worden sei, dass es zu dem Zeitpunkt niemand anderen gegeben habe, der für eine spontane Impfung zur Verfügung gestanden hätte und eine höhere Priorisierung als er gehabt habe.

Am Ende des Skandals stand dann aber trotzdem Wiegands Suspendierung, welche bis heute und trotz seines juristischen Vorgehens gegen diese gilt. Das ehemalige Stadtoberhaupt argumentiert dennoch, er habe nicht gegen die damals geltende Coronavirus-Impfverordnung verstoßen. Inzwischen hat er sich deshalb an mehrere Instanzen gewandt. Zuletzt scheiterte er mit seiner Beschwerde jedoch auch vor dem Oberverwaltungsgericht. Außerdem wurde das Disziplinarverfahren am Landesverwaltungsamt nun sogar um weitere Vorwürfe gegen ihn ausgeweitet.

Angesichts dieses Verlaufs sehen inzwischen immer mehr Stadträte in Halle die Verantwortung für einen offiziellen und Geordneten Rückzug Wiegands gegeben. So erklärte beispielsweise die Vorsitzende Stadträtin Katja Müller von der Linken, sich einen Rücktritt des Oberbürgermeisters zu wünschen. Auch andere Fraktionen im Stadtrat gaben zumindest an, die Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung habe sich seit Wiegands Beurlaubung deutlich verbessert.

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