Was kommt nach dem 9-Euro-Ticket? – Verkehrsverbände diskutieren mögliche Nachfolger

15. Juli 2022 | Umwelt + Verkehr | Keine Kommentare

Der Boom bei Bussen und Bahnen im Land ist ungebrochen hoch: Denn das 9-Euro-Ticket aus dem Entlastungspaket der Bundesregierung 2022 sorgt noch immer für eine spürbar erhöhte Reiselaune der Bürgerinnen und Bürger. Wenngleich Bundesverkehrsminister Wissing bis zuletzt eine mögliche Verlängerung der aktion nach dem Sommer ablehnte, hat nun ach die bundesweite Marktforschung des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) und der Deutschen Bahn AG bestätigt, dass sowohl Nachfrage, Bekanntheit und Attraktivität des 9-Euro-Tickets weiterhin für sich sprechen.

„Wir verzeichnen überall vollere Busse und Bahnen. Außerdem gibt ein Fünftel der Käuferinnen und Käufer an, dass es den ÖPNV zuvor normalerweise nicht genutzt habe. Dabei wären sechs Prozent der Fahrten ohne das 9-Euro-Ticket mit einem anderen Verkehrsmittel außerhalb des ÖPNV unternommen worden, davon gut die Hälfte mit dem Auto.“, so VDV-Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff und fügte hinzu: „Diese deutliche Erhöhung der Nachfrage ist mit Blick auf den Klimaschutz und die Belastungen des Systems kritisch zu hinterfragen. Und es gilt weiterhin, dass eingedenk der steigenden Preise zum Beispiel für Kraftstoffe, Energie und Personal die Situation für immer mehr Unternehmen schwieriger wird. Wir brauchen daher immer drängender Lösungen zur Kompensation dieses Anstiegs, sonst drohen deutliche Tarifsteigerungen oder gar, dass erste ÖPNV-Linienangebote eingeschränkt werden müssen. Hier ist die Politik gefordert, kurzfristig zu entscheiden, wie sich das Angebot für die Menschen nach dem 9-Euro-Ticket gestalten soll.“

 

Auch in Halle (Saale) hatte das städtische Verkehrsunternehmen HAVAg bereits Ende des vergangenen Monats einen enormen Zuwachs an Fahrgästen verzeichnet. das Unternehmen hatte angegeben bis Ende Juni bereits knapp 88.000 der 9-Euro-Monats-Tickets verkauft zu haben. „Unsere Zahlen sind damit nun sogar über das Vor-Corona-Niveau gestiegen!“, erklärte HAVAG-Vorstand Vinzenz Schwarz erfreut.

„Die Marktforschung zeigt einerseits auf, dass es die Branche geschafft hat, Ticket und Mobilitätsangebote in kürzester Frist im Rahmen der Möglichkeiten auf den Weg zu bringen. Doch die Freude darüber darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass Bund und Länder zusammen mit der Branche in Kürze drängende Fragen beantworten müssen, auch mit Blick auf den Klimaschutz und die Abhängigkeit von Energie-Importen!“, so Wolff abschließend.

Die Frage, die sich viele nun also stellen ist: Wie soll es ab September weitergehen? Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) hat hierzu jetzt einen ersten Nachfolgevorschlag gemacht. Demnach  könnte es ab September ein sogenanntes 69-Euro-Klimaticket geben. Anders als bisher würde diese Variante allerdings nicht automatisch auch für Abonnentinnen und Abonnenten gelten. Ob es aber wirklich dazu kommt, ist noch fraglich. Derzeit diskutieren Politik und Verkehrsbranche noch über weitere mögliche Angebote.

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