HAVAG-Streiks am Freitag: Gezielte Sabotage des Laternenfests? – Kritik und Verständnis

25. August 2022 | Umwelt + Verkehr | 5 Kommentare

Für morgen, Freitag den 26. August 2022, hat die Gewerkschaft ver.di die Beschäftigten der Halleschen Verkehrs-AG (HAVAG) erneut zu Streiks aufgerufen. Unterstützt werden sie dabei von Fridays for Future. Hintergrund der Bestreikung sind Tarifverhandlungen für die Beschäftigten im ÖPNV.

Ausgehend vom Leipziger Turm wird es um 14:00 Uhr unter anderem einen Demonstrationszug zum Betriebsbahnhof Freiimfelder Straße geben. Doch nicht nur in Halle geht Fridays for Future gemeinsam mit den Beschäftigen auf die Straße. Auch in Magdeburg wird es zu größeren Protesten kommen.

Mit dem erneuten Warnstreik möchte ver.di ein deutliches Signal vor der
nächsten Verhandlungsrunde am 29. August 2022 senden und die dringende Notwendigkeit einer Einigung in den Tarifverhandlungen betonen.

In Halle wird aufgrund des Streiks bereits in den frühen Morgenstunden (3 Uhr) kein Bus und keine Bahn der HAVAG mehr zum Einsatz kommen. Betroffen ist davon auch der Schülerverkehr. Das Verkehrsunternehmen erklärte daher, Eltern müssten sich um eine alternative Beförderung ihrer Kinder zur und von der Schule bemühen. Zudem werden den gesamten Tag über beide HAVAG-Service-Center (Halle Neustadt und Rolltreppencenter) geschlossen bleiben.

„Die Arbeitsbedingungen sowie Bezahlung der Mitarbeitenden des ÖPNV sind würdelos. Beschäftigte und Fahrgäste werden kaputt gewirtschaftet und gegeneinander ausgespielt. Wir protestieren gemeinsam als Fahrgäste mit den Streikenden für eine soziale und nachhaltige Gesellschaft.“, erklärte Laurin Weger, Aktivist bei Fridays for Future Halle, den Protest.

„Vielen Beschäftigten steht das Wasser wirklich bis zum Hals. Sie können ihren Alltag jetzt schon finanziell kaum noch bewältigen und machen sich große Sorgen um das, was in der nächsten Zeit auf sie zukommt. Hier muss dringend etwas passieren!“, erklärte auch der ver.di-Verhandlungsführer Paul Schmidt.

Die Forderungen lauten:

  • tabellenwirksamer Inflationsausgleich in Höhe von 1 Euro pro Stunde
  • zusätzliche tabellenwirksame Aufwertungskomponente in Höhe von 50 Cent pro Stunde
  • Erhöhung der Ausbildungsvergütung um 150 Euro pro Monat

Kritik an den entstehenden Verkehrsbeeinträchtigungen kam unter andere von Halles Bürgermeister Egbert Geier. Dieser kritisiere etwa den Umfang und Zeitpunkt des Warnstreiks und bezeichnete diese als „absolut unangemessen“. Unter anderem behindere er in ganz erheblichem Maße den Ablauf des lang ersehnten Laternenfestes, das nach zwei Jahren Pause endlich wieder stattfinden kann.

„Dieser von Verdi angekündigte Warnstreik ist offensichtlich der Versuch, durch eine derzeit unnötige Eskalation erneut möglichst viel Schaden anzurichten. Die Dimension des Streiks von Freitag bis Samstag trifft gezielt das Laternenfest wie auch den zweiten Schultag. Ich erwarte von Verdi, dass sie das Streikrecht verantwortungsbewusst nutzen!“, so Geier.

ver.di-Verhandlungsführer Schmidt erklärte jedoch: „Uns ist bewusst, dass der Streik zu erheblichen Belastungen für die Fahrgäste führt. Leider haben uns die Arbeitgeber trotz unserer Aufforderung Mitte Juli weiterhin kein Angebot vorgelegt. Es bleibt uns also gar nichts weiteres übrig, als den Druck zu erhöhen. Dafür bitten wir um Verständnis.“

Der Linienbetrieb der HAVAG wird nach dem Streik, voraussichtlich am Samstag, den 27. August, ab 1 Uhr morgens wieder aufgenommen werden.

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