Suizid in der JVA: „Verfehlte Politik der Strafe“

20. Dezember 2022 | Soziales | 2 Kommentare

In der vergangenen Woche wurde erneut ein Suizid eines Menschen bekannt, der als Inhaftierter durch eine staatliche Einrichtung, der JVA in der Frohen Zukunft in Halle, verwahrt wurde. HalleSpektrum hatte bereits gestern über diesen und die Forderung der Gruppe Medinetz nach besserer gesundheitlicher Betreuung der Inhaftierten Halle berichtet.

Heute nun gibt auch die Rote Hilfe Halle/Saale ein Statement zu dem Vorfall ab und kommentierte, dass es insbesondere zutiefst schockierend sei, dass diese tragische Nachricht keine Seltenheit in der Hauptstelle „Roter Ochse“ nahe der Innenstadt und der Nebenstelle „Frohe Zukunft“ sei.

So haben sich in den vergangenen neun Jahren mindestens 14 Menschen allein in diesen beiden Einrichtungen das Leben genommen. Auffallend ist die Berichterstattung von Seiten des Landes dazu, denn so gut wie nie soll bei den Verstorbenen eine suizidale Absicht erkennbar gewesen sein.

Die Suizide sollten daher nicht als Einzelschicksale betrachtet werden, sondern seien ein weiterer Beweis dafür, dass Gefängnisse und der Umgang mit straffällig gewordenen Menschen kritisch hinterfragt werden müsse, so die Solidaritätsorganisation.

„Betrachtet man die Haftgründe der Personen, die durch Suizid in Haft zu Tode gekommen sind, ähnelt sich vieles. Oftmals handelte es sich um Menschen, die wegen Ersatzfreiheitsstrafeneinsitzen – also weil sie nicht in der Lage sind, Bußgelder und Strafzahlungen zu leisten. Auch die Haftzeit war häufig von kurzer Dauer.

Hier wird deutlich, dass diese Vorfälle mit strukturellen Problemen innerhalb der staatlichen Anstalten in Verbindung gebracht werden müssen. Die Inhaftierten werden lediglich verwahrt und erhalten meist in keiner Weise ein reflektiertes Angebot auf Rehabilitation. Die Isolation in Haft, das damit verbundene gesellschaftliche Stigma und die Auswirkungen auf das weitere Leben lassen viele Menschen perspektivlos zurück.“, so ein Sprecher der Roten Hilfe aus Halle.

Es sei folglich dringend erforderlich, dass der Umgang mit straffällig gewordenen Personen einen grundlegenden Wandel erlebe. Haftstrafen, die auf Armut zurück zu führen seien, wie obengenannte Ersatzfreiheitstrafen, dürften nicht länger sein!

Die Rote Hilfe forderte daher nun ebenfalls eine grundsätzliche Debatte über das Gefängnis als Institution der Verwahrung, eine Überarbeitung des Haftsystems bis hin zu einer Abschaffung von Justizvollzugsanstalten.

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