Linke fordert Sonderregelungen für Migrationsschulen
23. Juli 2018 | Soziales | 3 KommentareMit einem Brandbrief an den Ministerpräsidenten und den Bildungsminister hat das Kollegium der Gemeinschaftsschule Kastanienallee in Halle-Neustadt noch vor den Sommerferien erneut auf die Notsituation in ihrer Schule hingewiesen und durchgreifende Verbesserungen für das in drei Wochen beginnende Schuljahr gefordert.
Hintergrund: Im Zuge der verschiedenen Migrationsbewegungen hat sich in den letzten Jahren an einer wachsen Zahl einzelner Schulstandorte die Zahl der Migranten drastisch erhöht. Da mit dem wachsenden Anteil der Migranten an der Gesamtschülerschaft meist auch noch ein fortschreitender Personalmangel einhergeht, sind gravierende Sondersituationen entstanden, die jetzt Sondermaßnahmen erfordern.
Fast die Hälfte der Schüler*innen aus migrantischen Familien besucht Grundschulen. Die älteren Schüler*innen werden zum weitaus größten Teil den Sekundarschulen und Gemeinschaftsschulen zugewiesen. In diesen Schulformen gibt es inzwischen vor allem in den beide Städten Halle und Magdeburg, aber auch in weiteren Städten in den Landkreisen wie etwa in Stendal oder Merseburg erhebliche Probleme, wenn Schulen einem Anteil ausländischer Schüler*innen von weit mehr als 20 Prozent, in extremen Fällen bis zu 70 Prozent, aufweisen.
Jetzt ist das Thema im Land angekommen, die Fraktion LINKE hat es aufgregriffen.
Thomas Lippmann, Sprecher der Landtagsfraktion: :„Für die lautstarken Notrufe aus immer mehr Schulen gibt es sehr handfeste Gründe. Ihnen steht in ihrem schulischen Alltag inzwischen im sprichwörtlichen Sinne das Wasser bis zum Hals. Wenn die Landesregierung und insbesondere das Bildungsministerium hier weiterhin nur zusehen, ohne durchgreifende Sofortmaßnahmen zu ergreifen, werden die Kollegien untergehen. Sie sehen sich zunehmend nicht mehr in der Lage, den massiv steigenden Belastungen weiterhin Stand zu halten und ihren Bildungs- und Erziehungsauftrag für alle ihre Schülerinnen und Schüler zu erfüllen. Von Erfolg beim Bildungserwerb kann unter diesen Bedingungen mancherorts kaum noch die Rede sein“.
Neben einer besseren Steuerung bei der Zuweisung an die jeweiligen Schulen seien Sondermaßnahmen für die Personalausstattung dringend erforderlich. Die LINKE fordert deshalb unverzügliche Sonderregelungen für
Migrationsschulen:
* Aus den unbesetzten Stellen des laufenden Ausschreibungsverfahrens
sofort bis zu 100 Stellen für *Migrationslehrkräfte* auszuschreiben,
die — auch als Seiteneinsteiger — insbesondere als Klassenleiter
und für die Sprachförderung eingesetzt werden können.
* Mit der Aufstellung des Landeshaushaltes für 2019 die
Voraussetzungen zu schaffen, 100 *Schulsozialarbeiter* einstellen zu
können
* In den Sekundar- und Gemeinschaftsschulen die Voraussetzungen dafür
zu schaffen, dass Migranten in *besonderen Lerngruppen* unter entsprechender Berücksichtigung ihrer schulischen Entwicklung der *Hauptschulabschluss unter erleichterten Bedingungen* erworben werden kann (ähnlich wie beim produktiven Lernen)
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Da hat die Linke aber einiges vergessen, wenn sie sich nur für die schulischen Angelegenheiten stark macht. Wie sieht es mit dem medizinischen Bereich aus ( nur als Beispiel zu nennen)?
Als Seiteneinsteiger in einer sozialen Brennpunktschule? Das halte ich aus eigener Erfahrung an der erwähnten Gemeinschaftsschule Kastanienalle für keine gute Idee. Dort werden gut ausgebildete und erfahrene Pädagogen gebraucht. Neben diversen Sprachproblemen für Nichtmuttersprachler haben viele Migranten-Kinder nunmal bereits ein sehr bewegtes Leben hinter sich und schleppen so schon eine ganze Menge Ballast mit sicher herum. Oft mehr als so mancher deutscher Schüler mit einer Normalbiografie. Da bedarf es schon einen erhöhten Aufwand, wenn Integration erfolgreich gelingen soll.
Wie hieß dich gleich der Bildungsminister?