Realschulabschlüsse: Empörung gegen Tullners verschärfte Versetzungsordnung

19. April 2021 | Politik | 4 Kommentare

Bildungsminister Marco Tullner (CDU) will den Zugung zum Realschulunterricht durch eine neue Versetzungsordnung erschweren.  Nach der neuen Verordnung müssten Schülerinnen und Schüler von Sekundarschulen, die zum Ende des 6. Schuljahrs durchgängig mindestens eine Note 3 (bislang eine 4) in versetzungsrelevanten Fächern erreichen, um zum Realschulunterricht zugelassen zu werden. Höchstens eine 4 (bislang eine 5) kann durch eine bessere Note ausgeglichen werden. Wer diese Anforderungen nicht erfüllt, wird automatisch dem Hauptschulunterricht zugeordnet.

Die Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion Sachsen-Anhalt, Katja Pähle, hat Pläne von Bildungsminister Marco Tullner (CDU) zur Änderung der Versetzungsverordnung scharf kritisiert. Pähle: „„Das ist bildungspolitisch unverantwortlich und ein Angriff auf die Zukunftschancen unserer Kinder. Wer die Möglichkeiten von Kindern mit Realschulabschluss einerseits und Hauptschulabschluss andererseits auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt vergleicht, der sieht sofort: Die Schuljahre 7 bis 10 müssen intensiv genutzt werden, um so viele Kinder wie möglich für eine guten Realschulabschluss zu qualifizieren. Wenn für Tausende Schülerinnen und Schüler die Weichen schon am Ende der 6. Klasse Richtung Hauptschulabschluss am Endes 9. Schuljahres gestellt werden, verlieren wir einen Großteil künftiger Schülergenerationen für Fachkräfteausbildung und gute Berufsperspektiven.

Das ist einerseits unverantwortlich angesichts des großen Bedarfs der ausbildenden Betriebe an Schülerinnen und Schülern mit einem guten Schulabschluss. Andererseits ist es grob unfair für die jetzigen, von Corona betroffenen Jahrgänge. Auch in den 5. und 6. Klassen müssen die Kinder mit den Problemen von Distanz- und Wechselunterricht, von Quarantäne und ausfallendem Unterricht kämpfen. Wenn ihnen aufgrund dieser Schwierigkeiten der Weg zum Realschulabschluss verbaut wird, werden sie doppelt und dreifach bestraft.

Die SPD lehnt diesen Plan von Minister Tullner ebenso wie weitere mögliche Verschärfungen strikt ab.“

Ähnlich hatte sich bereits der bildungspolitische Sprecher der Fraktion die LINKE,  Thomas Lippmann, geäußert:

Minister Tullner muss diese Pläne unverzüglich begraben. Sein Vorgehen gegen die Bildungschancen tausender Schüler*innen in den Sekundarschulen ist absolut willkürlich und richtet sich in unverantwortlicher Weise gegen die Interessen der betroffenen Schüler*innen. Wir fordern die Koalitionspartner SPD und Grüne auf, dem Minister in den Arm zu fallen und das Vorhaben zu verhindern.

Das Ziel des Bildungsministers besteht offenbar darin, den eskalierenden Lehrkräftemangel, den er vor allem an den Sekundarschulen
nicht in den Griff bekommt, jetzt auf dem Rücken der Schüler*innen und ihrer beruflichen Zukunft auszutragen. Denn  Hauptschüler*innen kann er schon nach der 9. und nicht erst nach der 10. Klasse aus den Sekundarschulen entlassen und wird sie somit ein Jahr früher los als die Realschüler.

Den betroffenen Schüler*innen, die dadurch ohne Grund in die Hauptschulbildungsgänge gezwungen werden, wird so ihr späterer beruflicher Lebensweg verbaut. Denn wer am Ende der Schulzeit nicht wenigstens einen Realschulabschluss (Mittlere Reife) erreicht, hat später sehr viel schlechtere Aussichten auf eine erfolgreiche berufliche Ausbildung.

 

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