Magdeburg macht Rückzieher – nicht ohne Seitenhieb auf Halle

26. Juli 2022 | Politik | 4 Kommentare

– „Blick des Landes sollte sich vom Süden lösen“ –

Bei ihrer Bewerbung als neuer Standort für das um Zukunftszentrum „Deutsche Einheit und europäischen Transformation“ hat die Landeshauptstadt Magdeburg beschlossen, von einer weiteren Bewerbung für den Standort abzusehen. Eine Arbeitsgruppe aus Verwaltung, Universität und Hochschule hatten dies beschlossen, nachdem die Landesregierung beschlossen hatte, die Bewerbung der Stadt Halle (Saale) finanziell zu unterstützen. (HalleSpektrum berichtete)

Mit der Entscheidung Magdeburgs steigen nun die Chancen für Halle erheblich. Eine Investition von mehr als 200 Millionen Euro durch den Bund und eine Million Besucher jährlich rücken demnach in greifbare Nähe. Dennoch übte Magdeburgs Stadtverwaltung harsche Kritik an der Landesregierung und erklärte, die Argumentation für die Wahl auf Halle nicht nachvollziehbar zu finden.

Oberbürgermeisterin Simone Borris sagte zum Ausstieg aus dem Bewerbungsrennen: „So enttäuschend es ist, aber diese – eher politisch motivierte – Entscheidung ist nun einmal nicht für uns gefallen. Da die Landesregierung eine andere Kommune Sachsen-Anhalts öffentlich unterstützt, sind die Hürden nun zu hoch geworden. Ohne den notwendigen Rückenwind der Regierung ist eine Bewerbung aus unserer Sicht nicht mehr erfolgsversprechend.“

Bürgermeisterin Regina-Dolores Stieler-Hinz, die in Magdeburg die Arbeitsgruppe zur Bewerbung leitete, erklärte zudem, dass man nun auf die Zukunft hoffe und erwarte, dass sich der Blick des Landes mittelfristig vom Süden löse und sich auch wieder auf die Errungenschaften in der Mitte und im Norden Sachsen-Anhalts richte.

Etwas distanzierter äußerte sich der Rektor der Otto-von-Guericke-Universität (OVGU) Prof. Dr. Jens Strackeljan. Auch er betonte den politischen Charakter der Entscheidung, erklärte aber dennoch: „Auch, wenn man als Magdeburger der Begründung in vielen Punkten nicht folgen möchte, so sollte uns allen doch klar sein: Es geht hierbei um die Sichtbarkeit des gesamten Landes, einer gesamten Region und weniger um den Erfolg einer Stadt. Magdeburg und die OVGU werden Transformationen mit Elan weiter anschieben, fördern und als Auftrag einer Universität auch beforschen. Dies alles ist authentisch, sichtbar und wird Gäste, Wissenschaftler und Studierende in die Stadt ziehen.“

„Die politische Entscheidung des Landes, die in den Spirit und die Dynamik eines Ideen-Wettbewerbs eingreift, sollte mit Blick auf andere Maßnahmen betrachtet werden,“ so die Rektorin der Hochschule Magdeburg-Stendal, Prof. Dr. Manuela Schwartz. „Die Hochschule versteht sich daher mehr denn ja als etablierte Mittlerin einer Transformationsachse zwischen zwei Standorten, die die akademische Entwicklung dieser Region nachhaltig vorantreibt, auch ohne Zukunftszentrum.“

Zu den Stärken der Landeshauptstadt zählt, dass sie sich immer wieder neu erfunden hat. In Magdeburg ist Transformationsgeschichte täglich lebendig erlebbar. Wiederholte Zerstörung und die Kraft des Wiederaufbaus haben den Stadtcharakter geprägt. Entstanden ist ein Stadtbild epochaler Architektur mit Brüchen und eine engagierte, stolze Stadtgesellschaft, die gern und leidenschaftlich aus ihren persönlichen Transformationserlebnissen berichtet. Das vorerst letzte: der Niedergang der Schwermaschinenindustrie nach der friedlichen Wende von 1989. Mehr als 40.000 Arbeitsplätze gingen allein in diesem Bereich verloren. Trotzdem erholte sich die Stadt an der Elbe davon und zeigt sich heute in einer ungeahnten farbenfrohen Blüte.

Magdeburg bietet in einem gepflegten Stadtbild mit breiten Straßen, großen Plätzen und weitläufigen grünen Erholungsinseln eine hervorragende Infrastruktur für eine mehrtägige Städtereise. Die Hotellandschaft ist vielfältig und zentrumsnah, das Angebot an Gastronomie und Freizeitaktivitäten ist reichhaltig. Der öffentliche Nahverkehr bietet beste Verbindungen für die Wege durch die Landeshauptstadt. Magdeburg hat eine hervorragende Anbindung an das deutsche Verkehrsnetz. Die noch bestehenden Defizite im Fernverkehr der Bahn sollen in den kommenden Jahren abgebaut werden.

„Die aktuelle und kurzfristige Erholung der Besucherzahlen nach der Corona-Pandemie sowohl bei Übernachtungs- als auch bei Tagesgästen ist ein Beweis für die Attraktivität Magdeburgs als Städtereisenziel und für die Resilienz des Tourismus der Landeshauptstadt“, so Hardy Puls, Geschäftsführer des städtischen Magdeburg Marketing.

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