Zahnärztekammer bemängelt: Eltern mit kleinen Kindern zu selten beim Zahnarzt

30. Juli 2020 | Natur & Gesundheit, Soziales, Vermischtes | 2 Kommentare

 

Kinder bis sechs Jahre werden in Sachsen-Anhalt zu selten dem Zahnarzt vorgestellt. Das geht aus dem
neuen Zahnreport der BARMER hervor, den die Krankenkasse am Mittwoch in Magdeburg gemeinsam mit der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt vorgestellt hat.
Im Jahr 2018 waren demnach 43 Prozent der Null- bis Sechsjährigen bei keinem Zahnarzt zur Kontrolle.

 „Eltern warten oft zu lange, bevor sie mit ihrem Kind das erste Mal zum Zahnarzt gehen“, erklärt Axel Wiedemann, Landesgeschäftsführer der BARMER in Sachsen-Anhalt. „Das ist fahrlässig und ein Irrglaube, dass Karies im Kindesalter nicht dramatisch wäre, weil die Milchzähne ohnehin ausfallen. Denn Milchzahnkaries oder suboptimale Zahnstände können lebenslange Folgen haben, denn sie wirken sich auch auf die nachwachsenden Zähne aus.“

Innerhalb des Landes sind die Quoten allerdings sehr unterschiedlich: Während im Landkreis Wittenberg 41,2 Prozent der Zweieinhalb bis Sechsjährigen zur Früherkennungsuntersuchung bei einem Zahnarzt vorstellig waren, lag die Quote beispielsweise im Landkreis Stendal mit 25,7 Prozent deutlich darunter.

Immerhin: Der landesweite Trend lässt hoffen. Seit dem 1. Juli 2019 übernehmen alle gesetzlichen Krankenkassen zur Vermeidung von Karies bei Kleinkindern schon ab dem sechsten Lebensmonat zahnärztliche Früherkennungsuntersuchungen und damit deutlich früher als bisher (zuvor erst ab zweieinhalb Jahren).

Eine erste Auswertung hierzu belegt: Die Inanspruchnahme hat sich leicht verbessert. So wurden im dritten und vierten Quartal 2019 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mehr Kinder unter drei Jahren dem Zahnarzt vorgestellt,
insgesamt war ein Plus von 6,1 Prozent zu verzeichnen.

Die Verbesserung der Mundgesundheit von Kindern ist bereits seit Jahren ein besonderes Anliegen der Zahnärzteschaft“, sagte Dr. Carsten Hünecke, Präsident der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt und Zahnarzt aus
Magdeburg. Denn von den Zielen der Weltgesundheitsorganisation WHO, die für 2020 einen Anteil kariesfreier Gebisse bei Einschülern von über 80 Prozent angibt, sei Sachsen-Anhalt noch weit entfernt.

Wie Zahlen des Landesamtes für Verbraucherschutz zeigen, hatten 2018 nur rund 60 Prozent der einzuschulenden Kinder naturgesunde Zähne. Mehr als ein Viertel der Kinder hat sogar ein behandlungsbedürftiges Gebiss, wie die bei Reihenuntersuchungen des Öffentlichen Gesundheitsdienstes gewonnenen Daten zeigen. Damit gehört Sachsen-Anhalt bei der Kariesprävalenz bundesweit zu den Schlusslichtern. 

Besondere Bedeutung komme daher dem Zahnputztraining in den Kitas des Landes zu. Im Zuge der Corona-Pandemie hätten viele Kitas das Zähneputzen eingestellt, kritisierte der Präsident der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt. Es gebe jedoch keine Hinweise auf ein erhöhtes Infektionsrisiko infolge des Putzens. Im Gegenteil – Es stärke die Immunkompetenz und sei für die Mundgesundheit gerade der Kinder aus sozial benachteiligten Verhältnissen überaus wichtig.

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