Von Feldhasen, Angsthasen und Osterhasen

30. März 2018 | Natur & Gesundheit | Ein Kommentar

Feldhase

Als ursprünglicher Steppenbewohner fühlt sich der Hase bei uns auf ausgedehnten Wiesenflächen, Äckern wohl. Meist dämmerungsaktiv versteckt sich er geduckt in einer Mulde, kann aber wenn nötig mit bis zu 80 kmh hakenschlagend Verfolgern entkommen. Fast 1 Million Hasen werden jedes Jahr erlegt. Viele fallen aber auch den Mähmaschinen zum Opfer. Häsinnen setzen 3-4 mal im Jahr Junge, so dass sich die Bestände einigermaßen erholen. Die neugeborenen Hasen sind Nestflüchter und verstecken sich einzeln. Findet man sie, sollten sie nicht angefasst werden, weil sie sonst von der Häsin abgelehnt werden. Dennoch, der Feldhase ist gefährdet. Dünger und Pestizide belasten das Futter der Hasen. Es mangelt an Verstecken in unserer Agrarlandschaft. Zum Tier des Jahres 2015 ausgerufen, wollte man auf diese Probleme hinweisen.
Hasen kommen in zahlreichen volkstümlichen Redensarten vor. „Wissen, wie der Hase läuft“ bezieht sich auf den hakenschlagenden Hasen; “ Wo der Hase liegt“ meint, Bescheid wissen; „Da liegt der Hase im Pfeffer“ bedeutet, dem Hasen zubereitet in Soße ist nicht mehr zu helfen. Die Furchtsamkeit der Hasen spiegelt sich wider in „Angsthase“, „hasenfüßig“; „Hasenherz“ nennt man einen Feigling (z.B. in Schillers Räuber). Weniger geläufig ist heutzutage noch die Wendung „das Hasenpanier ergreifen“; gemeint das Davonlaufen und dabei Sichtbarwerden des Schwänzchens. „Hasenbrot“ nennt man ein Butterbrot, das man wieder mit nach Hause bringt und den Kindern überlässt mit der Ausrede, man habe es einem Hasen abgenommen. „Mein Name ist Hase, ich weiß von nichts“ geht auf eine Heidelberger Duellgeschichte zurück, bei der der Student Viktor Hase einem Kommilitonen zur Flucht verhalf. Es gibt noch etliche hasenbezogene Redensarten mehr.
Dass der Feldhase zum Spezialisten fürs Eierfärben und -verstecken wurde, geht sicherlich auch auf seine Fruchtbarkeit und sein Paarungsverhalten in der vorösterlichen Zeit zurück. Der Osterhase, der die Eier färbt und versteckt, ist ein protestantischer Brauch, der sich im 18. Jahrhundert vor allem in städtischen Regionen durchgesetzt hat. Aber auch schon früher kannte man das, wie man der Dissertation des Heidelberger Arztes Johannes Richier „De ovis paschalibus“ („Von Ostereiern“) aus dem Jahr 1682 entnehmen kann. Er stellte fest, dass „in Oberdeutschland, in unserer Pfalzgrafschaft, im Elsass und in benachbarten Gemeinden sowie in Westfalen … der Osterhase solche Eier lege und in den Gärten im Grase verstecke, damit sie von den Knaben umso eifriger gesucht würden.“

Meister Lampe

In Deutschland ist Hasenfleisch mittlerweile zu einer seltenen Delikatesse geworden. Es wird z.B. aus Argentinien importiert. Hasenrückenfilets in Kräuteröl mariniert und dann kurzgebraten sind ein beliebtes Gericht. Das typische Rezept für den bekannten „Hasenpfeffer“ stammt von dem Römer und Gourmet Marcus Gavius Apicius. Er war es, dessen Empfehlung sich in vielen Rezepten bis heute gehalten hat, dass nämlich dieses Gericht mit gesäuertem Hasenblut angereichert werden müsse. Aus hygienischen Gründen allerdings heute undenkbar. Der „Falsche Hase“ wurde erfunden, als Papst Zacharias im Jahre 751 den Verzehr von Hasenfleisch verbot. Denn er befürchtete, dass es wegen der Fortpflanzungsfreude der Hasen als „Teufelsbraten“ keusche Christen zur „Unzucht und hitziger Geschlechtslust“ anstifte.
Nicht überall isst man Hasenfleisch. Das Verbot des Verzehrs von Hasenfleisch gehört z.B. zu den verbindlichen jüdischen Speisegesetzen. In der Tora wird im 3. Buch Mose über reine und unreine Tiere geschrieben: „Die Kaninchen wiederkäuen wohl, aber sie spalten die Klauen nicht; darum sind sie unrein. Der Hase wiederkäut auch, aber er spaltet die Klauen nicht; darum ist er euch unrein. Und ein Schwein spaltet wohl die Klauen, aber es wiederkäut nicht; darum soll’s euch unrein sein. Von dieser Fleisch sollt ihr nicht essen noch ihr Aas anrühren; denn sie sind euch unrein.“ Damit wird der Verzehr von Tieren, die „keine gespaltenen Klauen haben und nicht wiederkäuen“, untersagt.
Jetzt sind die Hasen wieder einmal gefordert. Wie sagte Wilhelm Busch doch ganz richtig: „Es ist das Osterfest alljährlich für den Hasen recht beschwerlich.“

(H.J. Ferenz)

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