Studie enthüllt alarmierende Lücken: Darmkrebsbehandlung in Subsahara-Afrika unzureichend

24. November 2023 | Natur & Gesundheit | Keine Kommentare

Die Mehrheit der Menschen mit Darmkrebs in Subsahara-Afrika erhält keine oder unzureichende Behandlung, obwohl diese eigentlich therapeutisch möglich wäre. Eine neue Studie im JNCCN – Journal of the National Comprehensive Cancer Network, durchgeführt von der Universitätsmedizin Halle in Zusammenarbeit mit der American Cancer Society und internationalen Instituten, belegt dies. Die Forscher analysierten die Daten von 653 Personen mit einer Darmkrebsdiagnose. Angesichts der steigenden Fallzahlen und niedrigen Überlebensraten in der Region betonen die Autoren die Dringlichkeit, Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten zu verbessern.

Lucia Hämmerl, Erstautorin der Studie und wissenschaftliche Mitarbeiterin der Arbeitsgemeinschaft Global Health an der Universitätsmedizin Halle, erklärt: „Unser Ziel war es herauszufinden, inwieweit eine Grundversorgung bei Darmkrebs in Subsahara-Afrika stattfindet und wie stark der Therapieeffekt hinsichtlich der Überlebensraten ausfällt.“ Die Forscher orientierten sich dabei an angepassten Darmkrebs-Leitlinien, die die spezifischen Umstände in Subsahara-Afrika berücksichtigen.

Die Analyse umfasste 653 Personen mit einer Darmkrebsdiagnose aus elf populationsbezogenen Krebsregistern. Von diesen waren in 356 Fällen zusätzliche medizinische Informationen verfügbar. Bei 262 Personen wurde nicht-metastasierter Darmkrebs (Stadium I-III) und bei 94 Personen metastasierter Darmkrebs (Stadium IV) dokumentiert. Lediglich 3 % der Personen mit nicht-metastasiertem und potenziell heilbarem Darmkrebs erhielten eine leitlinienkonforme Behandlung, während über die Hälfte eine abweichende und mehr als ein Drittel gar keine Darmkrebstherapie erhielt. Dies führte zu einer bis zu 3,5-fach höheren Sterblichkeitsrate in den untersuchten Regionen.

Die Untersuchung verdeutlicht auch eine internationale Ungleichheit, die am Index für menschliche Entwicklung (Human Development Index, HDI) gemessen wird. Die Sterblichkeitsrate von Darmkrebspatienten in Ländern mit niedrigem HDI wie Äthiopien, Mali oder dem Kongo ist um zwei Drittel höher im Vergleich zu Ländern mit mittlerem HDI wie Namibia oder Kenia.

Prof. Dr. Eva Kantelhardt, Co-Autorin der Studie und Leiterin der AG Global Health an der Universitätsmedizin Halle, betont die alarmierende Kluft zwischen den Empfehlungen der angepassten Leitlinien und den tatsächlich durchgeführten Therapien, insbesondere bei Patienten mit potenziell heilbarem Darmkrebs. Angesichts der alternden Bevölkerung in Subsahara-Afrika und der steigenden Häufigkeit von Darmkrebserkrankungen könnten bereits einfache Maßnahmen viel Leid vermeiden. Die Expertin plädiert dafür, insbesondere Chirurgen weiterzubilden, um die erforderlichen onkologischen Operationen durchzuführen. Deutsche Krankenhäuser könnten dabei durch Partnerschaften zur Weiterbildung von Fachpersonal aus afrikanischen Ländern einen Beitrag leisten. Im Rahmen des BMBF-geförderten Forschungsnetzwerks NORA ist geplant, die Studie zu wiederholen und den bisherigen Daten gegenüberzustellen.

Print Friendly, PDF & Email

Kommentar schreiben