Dritte Corona-Prämie im Gesundheitswesen: ver.di kritisiert ungerechte Verteilung

19. Dezember 2022 | Natur & Gesundheit | Keine Kommentare

Unter dem Motto: „Wir wurden vergessen“ hat die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft eine Kampagne ins Leben gerufen, die sich für die Auszahlung der Prämie an alle Beschäftigten einsetzt, die Corona-Patienten versorgt haben.

„Es ist nicht hinnehmbar, dass die Bundesregierung den Kreis der Anspruchsberechtigten einschränkt, einzelne Berufsgruppen bewusst ausschließt und damit in Kauf nimmt, dass Beschäftigte im Gesundheitswesen gegeneinander ausgespielt werden.“, kritisiert Bernd Becker, Landesfachbereichsleiter für das Gesundheitswesen.

Eine Milliarde Euro sollen ausgeschüttet werden – zu gleichen Teilen an die Beschäftigten in der ambulanten und stationären Altenpflege und an die Beschäftigten in den Krankenhäusern.
Für die Auszahlung der Prämie wurden Kriterien festgelegt, die dazu führen, dass beispielsweise Pflegehelferinnen, Reinigungskräfte, Angestellte von Transportunternehmen oder Mitarbeiterinnen in Laboren und in den Notaufnahmen einfach vergessen wurden.

„Wir haben Kenntnis von Pflegekräften, die ihre Prämien an die leer ausgegangenen Kolleginnen verteilen wollen – ein beispielloses solidarisches Handeln, was nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass die Verteilungsregularien ungerecht sind. Ein Krankenhaus ist wie ein Uhrwerk, ohne das kleinste Zahnrad läuft nichts. Diese Binsenweisheit sollte endlich in der Politik angekommen
sein.“, so Becker.

Doreen Fiedler aus dem OP, Gesundheitszentrum Bitterfeld/ Wolfen, beschreibt die Situation so: „Leider ist der 19.12. entweder familiär verplant oder die Kollegen sind arbeiten (so viele gibt es ja nicht mehr). Mehrbelastung durch höheren Personalaufwand/ auch wenn nicht vorhanden (bei
Coronaverdacht / Notfall noch nicht getestet/ oder Kontaktpersonen, trotz höheren Patientenzahlen /OP Zahlen). Ohne das gesamte Team funktioniert ein Krankenhaus nicht! Die Motivation der betroffenen Abteilungen ist im Keller. Außerdem werden gefühlt in unserer Klinik die Daumenschrauben verstärkt eingesetzt! Seitdem der Geschäftsführer auch Einfluss auf die
Personalverteilung nimmt. Unsere Politiker verschließen die Augen und das Gesundheitssystem ächzt weiter unter der extremen Belastung. Wenn sich in diesem Bereich nichts ändert, muss man sich nicht über den Ausgang mancher Wahlen wundern. Und das wäre furchtbar. Sie müssen endlich aufwachen.“

Und auch Susanne Leibe aus der kardiologischen Funktionsabteilung im Carl-von-Basedow Klinikum Merseburg möchte ihrem Ärger Luft machen: „Auch ich und meine Kollegen in der kardiologischen Funktionsabteilung wurden vergessen. Wir haben viele Coronapatienten untersucht und haben auf den Stationen geholfen, die Versorgung der anderen Patienten zu gewährleisten, da viel Personal ausgefallen war und immer noch ausfällt. Teilweise hatten wir
Doppelschichten. Erst bei uns in der Abteilung, danach auf Station. Und auch alle anderen Mitarbeiter (Servicekräfte) haben geholfen, die schweren Zeiten zu meistern.“

Die Gewerkschaft ver.di hat in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen circa 2.000 Beschäftigte aus dem Gesundheitswesen auf Foto-Bannern versammelt. Die Collagen werden am heutigen 19. Dezember 2022 übergeben. Unter anderem auch das „sachsen-anhaltinische Banner“ gegen 13:00
Uhr an Herrn Dennis Hellmich (Landesvorsitzender Bündnis 90-Die Grünen)- Beschäftigte aus dem Städtischen Klinikum Dessau sowie dem Harzklinikum werden die Übergabe der Collage im Regionalbüro zur Weitergabe an das MdB für Sachsen-Anhalt und Umweltministerin der Bundesregierung, Frau Steffi Lemke in Magdeburg, begleiten.

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