Lernen unter Corona

3. Januar 2021 | Nachrichten | 4 Kommentare

Pressemitteilung der Arbeitsgemeinschaft für Bildung – Landesverband Sachsen-Anhalt (SPD):

Lernen unter Corona: Höchste Zeit zum Handeln – Höchste Zeit, Verantwortung zu übernehmen!

Die Voraussetzungen für ein erfolgreiches Lernen unter den Bedingungen der Corona-Pandemie sind in Sachsen-Anhalt auch nach fast einem Jahr unverändert schlecht. Seit dem ersten Lock-Down  im Frühjahr wurden zwar digitale Lern- und Fortbildungsangebote verstärkt entwickelt, aber weder bei den Rahmenbedingungen für erfolgreiches digitales Lernen noch bei einem aktiven, überlegten und planvollem Krisenmanagement sind Fortschritte festzustellen: zusammenbrechende Server, Zugang zur Lernplattform Moodle nur für einen Bruchteil der Schulen, nach wie vor keine Endgeräte für Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler – sind die traurigen Fakten. Es existiert keine erkennbare Strategie für den Wiedereinstieg in das Lernen nach den Weihnachtsferien. Die „Teststrategie“ verdient ihren Namen nicht. Schulleitungen, Lehrkräfte, Eltern und Schülerinnen und Schüler sind zurecht frustriert.
Schulen sind unverzichtbare Lern- und Lebensorte, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern. Um die Zukunftsperspektive unserer Schülerinnen und Schüler zu sichern, den Gesundheitsschutz für alle an Schule Beteiligten zu verbessern und endlich die Bedingungen für ein gelingendes digitales Lernen zu schaffen, müssen die verantwortlichen Bildungspolitiker endlich handeln. Es ist offensichtlich geworden, dass die Schulbehörden weder konstruktiv  zusammenarbeiten, noch qualitative Hilfestellungen und Strategien für die Schulen in unserem Land bereithalten. Die bisher gezeigten Leistungen entsprechen den Anforderungen nicht! Um dem entgegenzuwirken, schlägt die AfB den Entscheidungsträgern folgende Alternativen vor:

1. Risikominimierung durch Unterrichtung in Halbgruppen
Lernen unter Corona-Bedingungen ist immer eine Abwägung zwischen Bildungsvermittlung, die nach wie vor am besten in Form des Präsenzunterrichts in Schule stattfindet, und dem notwendigen Gesundheitsschutz. Lernende und Lehrende benötigen vor allem Kontinuität und Verlässlichkeit. Nach Beendigung des bundesweiten Shutdowns würde ein Wechselmodell mit stabilen Halbgruppen dafür den besten Rahmen bieten. Damit hätten alle Beteiligten Planungssicherheit! Da die schulische Organisation eine differenzierte Lerngruppenbildung erlaubt, kann das Wechselmodell auch besondere Bedürfnisse von Schülerinnen und Schülern berücksichtigen (Abschlussklassen, Lernende mit besonderem Förderbedarf etc.), indem höhere Präsenzzeiten ermöglicht werden. Das betrifft ausdrücklich auch die Betreuungsbedarfe berufstätiger Eltern. Zur Sicherstellung des Präsenzunterrichts muss das Land Sachsen-Anhalt als Dienstherr seiner Fürsorgepflicht nachkommen und allen unterrichtenden Lehrkräften FFP2-Masken zur Verfügung stellen.

2. Lernzeit gewinnen – Prüfungstermine verschieben
Die nun endlich auch in der KMK geführte Diskussion zur Sicherung der Abschlussprüfungen muss von Sachsen-Anhalt aktiver als bisher begleitet werden. Die im letzten und auch im laufenden Schuljahr verlorene Bildungszeit lässt sich nicht mehr vollständig aufholen. Um mehr Bildungs- und Lernzeit zu gewinnen, sollte eine Verschiebung der schriftlichen Prüfungen auf die Zeit nach den Pfingstferien 2021 erfolgen. Gleichzeitig sollten die Prüfungen deutlich verschlankt und in der zeitlichen Abfolge gestrafft werden. Die Organisation von zielgerichteten Vorbereitungskursen muss jetzt vorbereitet werden. Der sehr späte Beginn der Sommerferien in diesem Jahr begünstigt dieses Verfahren und würde den Abschlussklassen eine adäquate Vorbereitung ermöglichen.

3. Konsequenter Ausbau der digitalen Infrastruktur
Die digitale Infrastruktur im Bildungsbereich muss so angelegt sein, dass leistungsfähige Netzwerk und Serverstrukturen allen Schulen des Landes den Zugang zu digitalen Angeboten ermöglichen. Eine weitere wesentliche Voraussetzung für das digitale Lernen ist eine Lernplattform, die allen Schulen zur Verfügung steht, technisch stabil funktioniert und ein Grundangebot modern und gut aufbereiteter Inhalte einbindet. Moodle ist eine etablierte, webbasierte Lernplattform. Sie ermöglicht eine datenschutzkonforme und sichere Struktur für die Kommunikation sowie für das Lehren als auch das Lernen. Leider steht sie bisher nur 120 der über 800 Schulen im Lande zur Verfügung. Die lange versprochene Ausschreibung zur Gewinnung eines Partners zur Bereitstellung, technischen Begleitung und dem Hosting von Moodle-Instanzen für alle Schulen muss endlich erfolgen. Wir erwarten ein professionelles Handling – Schluss mit dem Stillstand. Des Weiteren sind landeseigene, mit dem Know-how seines Bildungsinstitutes gespeiste Lernangebote kontinuierlich auszubauen. Durch EmuTUBE und EmuCloud werden digitale Lern- und Lehrinhalte für die Unterrichtsvorbereitung zu Hause, im Unterricht in der Schule oder auch bei Fort- und Weiterbildungen zur Verfügung gestellt. Die Umsetzung des Digitalpaktes in Sachsen-Anhalt muss endlich Priorität bekommen. Andere Bundesländer haben es vorgemacht und Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler bereits weitgehend mit Endgeräten ausgestattet. Digitale Lernwelten erfordern ebenso eine gesicherte Administration in allen Schulen. Hierfür müssen Fachleute eingestellt oder den betreuenden Lehrkräften ausreichend Anrechnungsstunden zur Verfügung gestellt werden.

4. Regelmäßige qualifizierte Corona-Tests für das gesamte pädagogische Personal und die Schülerinnen und Schüler
Die Sicherstellung einer begleitenden Teststrategie kann ein wesentliches Element zur Beherrschung des Infektionsgeschehens an Schulen sein. Eine solche Strategie erfordert aber gute Planung und qualifizierte Rahmenbedingungen. Die bloße Bereitstellung von Schnelltests und einem Erklärvideo erfüllen diese Anforderung nicht im Ansatz. Die Durchführung regelmäßiger Tests muss durch qualifiziertes Personal erfolgen. Schnelltests sind keine Selbsttests! Der Dienstherr trägt hierfür die Fürsorge. Damit Schule ein sicherer Ort sein kann, müssen auch Schülerinnen und Schüler in die Teststrategie eingebunden werden. Für Lehrkräfte und anderen an Schule beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die der Risikogruppe zuzuordnen sind, muss es endlich gesicherte Bedingungen geben. Schulen sind systemrelevant! Unsere Lehrkräfte schaffen durch Erziehung und Bildung die Zukunftsperspektiven unserer Kinder. Mit der Aufrechterhaltung des Schulbetriebes leistet das pädagogische Personal auch einen bedeutenden Solidarbeitrag, indem sie den arbeitenden Eltern durch Betreuung ihrer Kinder den Rücken freihalten. Damit eine gute Bildung weiterhin möglich ist, muss Politik Verantwortung übernehmen und auch danach handeln.

Landesvorstand der Arbeitsgemeinschaft für Bildung

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