Zu Besuch bei Novalis

8. August 2019 | Kultur | Ein Kommentar

Ca. 44 km vom Markt in Halle entfernt liegt das Schloss Oberwiederstedt. Gut trainierte Fahrradfahrer könnten die Strecke sogar unter 3 Stunden in einer Richtung bewältigen. Schloss Oberwiederstedt gehört zur Gemeinde Arnstein und beherbergt die Forschungsstätte für Frühromantik und und das Novalis-Museum.

Georg Philipp Friedrich von Hardenberg (1772-1801), besser bekannt als Novalis, ist der vielleicht berühmteste romantische Dichter. Auf jeden Fall ist sein Gesicht und sein Schicksal als „schwindsüchtiger Dichter“ das Aushängeschild der Romantik. Obwohl er nur 29 Jahre alt wurde, beeinflußt sein Werk Menschen bis heute. Die von ihm geschaffene blaue Blume gilt als das Symbol der Romantik. Es gab in den 70er und 80er Jahren sogar ein Rockband namens „Novalis“, die nicht ganz unerfolgreich Texte des Dichters vertonte und in ein modernes Gewand steckte. Unser persönlicher Favorit ist das Album „Brandung“ aus dem Jahre 1977.

Auch wenn sein Werk in eine Studienausgabe (vorliegend die von Gerhard Schulz aus dem Verlag C.H. Beck) von 879 Seiten (mit allen Anhängen) paßt, ist Novalis also nicht vergessen. Zudem war Novalis kein Berufsschriftsteller, er hatte an der Bergakademie Freiberg studiert und war als Beamter in diesem Bereich tätig, das Dichten war für ihn eine „Nebensache“, wie er sich selbst ausdrückte. Deswegen ist es um so erstaunlicher, welche Bedeutung sein Werk erlangte.

Die Geburt von Novalis

Am 24. Februar 1798 sandte der Freiherr Friedrich von Hardenberg sein Manuskript „Blütenstaub“ (Vermischte Bemerkungen) an Schlegel zwecks des Abdrucks in der frühromantischen Zeitschrift Athenaeum ab. Er bat um die Unterschrift „Novalis“ und erklärte „welcher Name ein alter Geschlechtername von mir ist, und nicht ganz unpassend.“ (zitiert nach der Studienausgabe s.o.)

Schloss Oberwiederstedt

Im wirklichen Leben wurde Novalis am 2. Mai 1772 im Schloss Oberwiederstedt geboren. Bereits 1785 zog die Familie nach Weißenfels um.  Die ersten dichterischen Versuche von Novalis ließen sich im 1788 feststellen. Das Schloss Oberwiederstedt war somit also nie „Schreibstube“ des Dichters. Novalis legte sein juristische Examen 1794 in Wittenberg ab. In diesem Jahr verliebt er sich in Sophie von Kühn. Sie verloben sich. 1797 stirbt die Verlobte. Ein harter Schlag für den Dichter. Ende 1797 beginnt er mit dem Studium an der Bergakademie Freiberg. 1798 unternimmt Novalis einen Kuraufenthalt in Teplitz. Es wird auch bei ihm eine tuberkulöse Erkrankung festgestellt. Ende 1798 verlobt er sich mit Julie von Charpentier. Ende 1799 erfolgt seine Ernennung zum Salinenassessor. 1800 erscheinen seine „Hymnen an die Nacht“ im letzten Heft des Athenaeums. Sein Gesundheitszustand verschlimmert sich. Januar 1801 schreibt er an Tieck, dass er durch seine Krankheiten völlig berufsunfähig geworden ist. Seine Verlobte pflegt ihn. Am 25. März 1801 stirbt Novalis in Weißenfels.

Das Haus von Novalis abreißen?

In den Achziger Jahren gab es einen Artikel in der Wochenzeitung „Die Zeit“ über das Schloss Oberwiederstedt und das die DDR vorhatte, es abzureißen. Es wurde Geld für den Erhalt gesammelt. Was danach geschieht, wird auf den Seiten des Novalis Museums kurz zusammengefaßt: „1987  Das Schloss wird aus der Liste der Kulturdenkmale der DDR gestrichen. Ihm steht der Abriss bevor. Ab 1988  Mit dem Abriss ist bereits begonnen. Eine Bürgerinitiative sichert und saniert in ehrenamtlicher Arbeit das Schloss. Am 2. Mai 1989 eröffnet im Erdgeschoss eine Novalis-Gedenkstätte. 1992 (2. Mai)  Am Geburtstag des Dichters wird die Internationale Novalis-Gesellschaft gegründet. 2001 (25. März)  Am Sterbetag des Dichters wird die Novalis-Stiftung „Wege wagen mit Novalis“ errichtet.“ (Quelle: http://www.novalis-museum.de/index.php/geschichte2)

Ein Blick ins Foyer des Museums

Inzwischen beherbergt das Schloss Oberwiederstedt nicht nur die Novalis-Stiftung und die Internationale Novalis Gesellschaft, sondern auch die Forschungsstätte für Frühromantik und das Novalis-Museum Schloss Oberwiederstedt. Dieses ist zu besichtigen war das Ziel unseres Besuches. Neben dem Museum lohnt sich auch der romantischer Park mit Blauem Garten und Lindenallee, sowie neben dem Schloss der Märchenrosengarten mit den Rosensorten Sterntaler, Bremer Stadtmusikanten und Rotkäppchen u.a. Natürlich blüht in dem Rosengarten auch die Novalis-Rose.

Um ins Museum zu gelangen, darf man zuerst am Schlossportal klingeln. Manchmal steht die Tür aber auch offen. Um alles zu erfahren, buchen Sie am Besten eine Führung. Leider darf in der Dauerausstellung nicht fotografiert werden, deswegen können wir unsere Eindrücke hier nur kurz ohne Illustration schildern. Neben dem berühmten Novalis-Gemälde, dem einzigen und berühmten Portrait von ihm, beherbergt die Ausstellung weitere Familienbilder und Novalis-Erinnerungsstücke. Im Untergeschoß geht es um Alltagsgeschichte zur Zeit von Novalis und vereinfachte Erklärungsansätze zu einzelnen Novaliswerken. Dieser Teil ist z.T. extra für Kinder konzipiert und hat uns sehr gut gefallen. Wenn Sie sich viel Zeit nehmen, können Sie etwas 1-2 Stunden für den Museumsbesuch einplanen.

Fahrrad- und Autostellplätze sind ausreichend vorhanden. Das Museum ist von Dienstag bis Sonntag von 10 – 16 Uhr geöffnet.

Weitere Informationen: www.novalis-museum.de

 

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