Was für eine Kälte muss über die Leute gekommen sein

1. Juli 2019 | Kultur | Keine Kommentare

Die Erde erwärmt sich, die Leute erkalten, stellen Wilhelm Bartsch und Peer-Uwe Teska fest, und laden deswegen zu einer szenischen Lesung über Altes und Neues von Judenhass und Co.Der eine ist Schriftsteller, geboren 1950, der andere Schauspieler, geborten 1955, beide leben in Halle. Die Premiere ist am Do. 4. Juli 2019 um 19:30 in der Volksbühne am Kaulenberg.

Iris Radisch: Das Holocaust-Mahnmal in Berlin ist ein Picknickplatz für Touristen.
Imre Kertész: Ja. Ich wurde nach Buchenwald eingeladen, ich habe da hinkende Menschen in Sträflingskleidung gesehen, geschmacklos.
Iris Radisch: Imre Kertész nennt sich in seinen Tagebüchern im Rückblick einen Holocaust-Clown.
Ruth Klüger: Ja, der Kertész ist gut. Holocaust-Clown ist fabelhaft. Ich würde das unterschreiben. Ich habe dieses Gefühl auch jetzt noch. Mir geht diese Rolle als Überlebende auf die Nerven. Alle fragen mich: Was machen wir, wenn die letzten Überlebenden nicht mehr da sind, um uns etwas zu erzählen?
– Iris Radisch, Die letzten Dinge, 2015

Da fragte ich mich: Was für eine Kälte/ Muß über die Leute gekommen sein! /Wer schlägt da so auf sie ein, dass sie jetzt so durch und durch erkaltet?
So helft ihnen doch! Und tut das in Bälde! /Sonst passiert euch etwas, was ihr nicht für möglich haltet!
– Bertolt Brecht, 1919

„… es steht zu fürchten, daß die Konzentrationslager und Gaskammern, welche zweifellos eine Art Patentlösung für alle Probleme von Überbevölkerung und `Überflüssigkeit` darstellen, nicht nur eine Warnung, sondern auch ein Beispiel bleiben werden.
– Hannah Arendt, Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft, 1951

„Judenhass ist wieder salonfähig, im Bundestag sitzt die AfD… Eine Partei, deren Mitglieder im Bundestag fordern, dass an den Grenzen auf Flüchtlinge geschossen wird, und deren Vorsitzender den Holocaust zu einem Vogelschiss erklärt…“
– Oliver Polak, Gegen Judenhass, 2019

„Warum dürfen wir nicht, wie die Tiere, alles, was wir können? Einschließlich der Selbstvernichtung?“
– Hans Jonas, 1988

Datum/Zeit
Date(s) – Do, 04.07.2019
19:30 – 21:00

Karten: 9/12 €

 

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