Studierende – vergessen in der Corona-Krise?

8. März 2021 | Bildung und Wissenschaft, Gedanken zum Wochenstart | Keine Kommentare

Lange Zeit kamen sie in der öffentlichen Diskussion so gut wie gar nicht vor: Studierende! Sie gehören weder zur Corona-Risikogruppe noch zur systemrelevanten, arbeitenden Gesellschaftsschicht und stellen des Weiteren nur einen kleinen Teil der eher betagten deutschen Gesellschaft dar. Ferner wissen sie keine multimilliardenschwere Lobby hinter sich, die im Notfall im Hintergrund weiterhin die Strippen ziehen und Sonder- oder Ausnahmeregelungen bewirken kann.

Deshalb hat es fast ein Jahr gedauert, bis das Thema „Studierende“ auch öffentlich verstärkt wahrgenommen wurde.  Denn inzwischen zeigt sich, dass neben Schülerinnen und Schülern auch eine ganze Generation von Studierenden abgehängt zu werden droht. So sind es bereits tausende von ihnen, die aufgrund des Wegfalls ihres Nebenverdienstes wieder ins elterliche Kinderzimmer zurückziehen mussten und nun vom Bett aus den Podcasts und Online-Vorlesungen ihrer Dozenten lauschen, die oft gar nicht viel besser auf den plötzlichen digitalen Umschwung vorbereitet waren als die vielen überforderten und von der Politik im Stich gelassenen Lehrkräfte dieses Landes.

Es wurde sehr wohl viel getan! Wird nun sicherlich der ein oder andere sagen. Schließlich wurden coronabedingt die sogenannten Nullsemester eingeführt, Semester des Jahres 2020 werden demnach nicht ehr zur offiziellen Studiendauer angerechnet. Außerdem wurden Langzeitstudiengebüren schon vor einiger Zeit wieder abgeschafft und Prüfungsordnungen dahingehend verändert, dass nun sogar das vielfache Durchfallen und Wiederholen von Klausuren nicht mehr zum Ausschluss aus der Universität führt.

Und doch muss sich gefragt werden: Ist das wirklich alles? Führen diese Regelungen nicht vielleicht sogar eher zu einer eigentlich ungewollten Faul- und Trägheit? Vereinsamen nicht zahlreiche Studierende alleine in ihren Zimmern? Drückt die allgemeine Perspektivlosigkeit, das junge, eigentlich unbeschwerte Leben ohne die sonst so zahlreichen und wichtigen Erfahrungen und die Tatsache, im zweiten Semester die eigene Universität noch nicht einmal von Innen gesehen zu haben, nicht vielleicht doch zu sehr auf das Gemüt und wird uns erst in zukünftigen Jahren wichtige Versäumnisse vor Augen führen, die heute als zweit oder gar drittrangig betrachtet werden?

Langsam beschäftigen diese Fragen nun auch die Politiker. In Sachsen-Anhalt haben sich heute diesbezüglich die Freien Demokraten geäußert und sich in einer Pressemitteilung zum Thema direkt an die Landesregierung gewandt. Konstantin Pott, der als FDP-Landtagskandidat für die Bereiche Bildung und Hochschulpolitik verantwortlich ist sagte demnach: „Für den Lehr- und Lernbetrieb ist auch im Bereich der Universitäten und Hochschulen dringend eine Öffnungsperspektive notwendig. Viele Studentinnen und Studenten befinden sich seit ca. einem Jahr im Home-Learning. Gerade Examenskandidatinnen und -kandidaten haben ein berechtigtes Interesse, zeitnah und sicher ihre Prüfungsvorbereitung zumindest in Teilen in Präsenz fortzusetzen. Das Land ist in der Pflicht, für die fast 55.000 Studentinnen und Studenten endlich Verantwortung zu übernehmen. Bei der Teilnahme an Prüfungen, Lehrveranstaltungen oder dem Laborunterricht ist die Kontaktverfolgung z.B. über den Studierendenausweis problemlos möglich.“

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