Protest gegen die Kürzungspläne auf dem Universitätsplatz

2. Juni 2021 | Bildung und Wissenschaft, Veranstaltungen | Keine Kommentare

Im Rahmen ihrer Haushaltskonsolidierungspläne hatte die Landesregierung bereits vor einiger Zeit angekündigt, umfangreiche Mittelkürzungen an der Universität in Halle vorzunehmen. Nach diesen Plänen sollen beispielsweise noch in diesem Jahr bis zu 15 Millionen Euro durch Stellensperren sowie durch Bibliotheks- und Sachmittelkürzungen eingespart werden. In der Folge hatte die Universität ihrerseits bestimmt, zahlreiche kleinere Studiengänge schließen und mehrere Professorenstellen streichen zu wollen. Nach einer geplanten Fusion der Philosophischen Fakultäten I und II sollen bis 2022 ferner auch knapp 100 Vollzeitstellen wegfallen.

Kritik gegen diese Pläne regte sich prompt von Seiten des Studierendenrates der MLU. Aber auch Vertreter in Wissenschaft und Politik kritisierten die Entscheidung, da in einer Art Eilverfahren über die Köpfe vieler betroffener hinweg entschieden werden soll. Sie riefen deshalb zu Protesten gegen die Kürzungen und den Abbau des in Halle eigentlich sehr breit gefächerten Bildungsangebotes auf.

Der Fachschaftsrat der Philosophischen Fakultät I, welche sich am deutlichsten von den Kürzungen betroffen sieht, rief vor wenigen Tagen außerdem eine Online-Petition ins Leben, bei der mindestens 12000 Unterschriften für die Fächervielfalt der Universität gesammelt werden sollten. Bis zum aktuellen Zeitpunkt sind bereits deutlich mehr als die geforderten Unterschriften zusammengekommen. Die Petition kann auch weiterhin unter: https://www.openpetition.de/petition/online/kahlschlag-an-der-mlu-verhindern-fakultaeten-retten unterstützt werden.

Für den heutigen Tag hatte der Studierendenrat ab 12 Uhr mittags zu einer Protestaktion aufgerufen.

Hunderte Studierende und Angestellte der Universität sind diesem Ruf gefolgt und haben sich aktuell zu lautstarkem Protest auf dem Universitätsplatz zusammengefunden, während sich der Senat zur Abstimmung über den Entwurf treffen und über die Zukunft der Uni entscheiden will.

Konsens aller Protestierenden ist dabei: „Die Pläne sind eine Gefahr für den Fortbestand der Uni!“ Kritisiert werden vor allem der unsolidarische Beschluss und das Schnellverfahren, in welchem der Kahlschlag beschlossen werden soll, ohne zuvor mit den Betroffenen darüber ins Gespräch getreten zu sein.

„Es ist die verdammte Pflicht der Landesregierung, eine faire und solide Finanzierung der Hochschulen sicherzustellen, damit dann gemeinsam und wissenschaftlich entschieden werden kann, ob und an welcher Stelle Einsparungen angemessen sind!“, so etwa ein Sprecher unter lautem Beifall. Die aktuellen Streichungspläne seien in ihrer Vehemenz daher durch nichts zu rechtfertigen, zumal ganz offensichtlich nur diejenigen Fächer und Lehrstühle betroffen seien, die in absehbarer Zeit aufgrund der Rente ihrer derzeitigen Inhaber und Inhaberinnen sowieso vakant seien.

„Gerade die sogenannten kleinen Fächer sind es aber, die die MLU so wertvoll machen!“, kommentierte eine andere Sprecherin. Schließlich könne man viele besondere Studiengänge nur hier studieren.

Auch seitens der Politik bekamen die Protestierenden Unterstützung. So erklärte etwa die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Stadtrat der Stadt Halle (Saale), Melanie Ranft, bereits im Vorfeld, eine Universität müsse ihrer Meinung nach vielseitig ausgerichtet sein. „Diese Vielseitigkeit ist bei einer Umsetzung der Vorschläge der Universitätsleitung aber in Gefahr!  Wir fordern daher eine kurzfristige Rücknahme der Vorlage und eine offene Diskussion mit dem Land über die Zukunft der betroffenen Institute und bekennen uns ganz klar zur universitären Vielfalt und einem offenen Prozess unter Einbeziehung aller betroffenen Einrichtungen.“

Und auch die Stadtratsfraktion „Die Linke“ meldete sich zu Wort und sah vor allem die Landesregierung in der Verantwortung für das aktuelle Debakel: „Klar ist, dass sich die Hochschullandschaft verändert. Eine Diskussion über eine Strukturveränderung ist deshalb sinnvoll. Allerdings findet sie aktuell vor dem Hintergrund politischer Vorgaben statt. Dass sich die MLU deshalb nun gezwungen sieht, sich von wesentlichen Fachbereichen zu trennen, kann nicht die Lösung sein!“

„Der Verlust unserer vielfältigen Hochschullandschaft wird viel größer sein als die 15 Millionen Euro, die dem Etat entzogen werden sollen!“ – so die Studierendenvertreter einheitlich.

Die endgültige Entscheidung über die Kürzungen ist nun also noch abzuwarten …

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