Lehrermangel in Sachsen-Anhalt: Unterrichtsausfälle und Unzufriedenheit belasten Schulstart

16. August 2023 | Bildung und Wissenschaft | Keine Kommentare

Mit dem heutigen Mittwoch ist das Ende der Sommerferien in Sachsen-Anhalt eingeläutet. Doch trotz der Vorfreude auf das neue Schuljahr steht auch dieses wieder einmal im Schatten des allumfassenden Lehrermangels, der auch in den kommenden Monaten für zahlreiche Unterrichtsausfälle sorgen wird. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) weist deshalb darauf hin, dass die Unterrichtsversorgung an den allgemeinbildenden Schulen des Landes nach wie vor prekär ist und fordert konkrete Maßnahmen.

Die Einführung der sogenannten Vorgriffstunde durch das Bildungsministerium sollte zur Lösung des Lehrermangels beitragen. Doch bisher zeigt sich nur ein geringfügiger positiver Effekt, insbesondere vor dem Hintergrund steigender Schülerzahlen. „Es ist dringend erforderlich, die verpflichtende Vorgriffstunde für Lehrkräfte wieder abzuschaffen.“, betont Eva Gerth, Vorsitzende der GEW Sachsen-Anhalt. Die kurzfristige Einführung dieser Maßnahme wirkt sich eher demotivierend aus und stellt keine angemessene Antwort auf den Mangel an Lehrkräften dar.

Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Umsetzung der Vorgriffstunde, die in einigen Aspekten rechtswidrig ist. Vorgriffsstunden, die auf Feiertage fallen, werden nicht vergütet, was gegen das Entgeltfortzahlungsgesetz verstößt. Zudem erfolgt die Bezahlung nicht monatlich, wie es in der Arbeitszeitverordnung vorgesehen ist, sondern erst am Ende des Schuljahres. „Diese Praxis führt nicht nur zu einer höheren Arbeitsbelastung für Lehrkräfte, sondern gewährt dem Arbeitgeber auch unbeabsichtigt zinslose Kredite, da er technisch nicht in der Lage ist, rechtzeitig zu zahlen.“, erklärt Gerth. Die GEW Sachsen-Anhalt unterstützt Lehrkräfte, die ihre Rechte vor Gericht einklagen möchten, und appelliert an das Bildungsministerium, gemeinsam mit Gewerkschaften und Verbänden eine gerechte Regelung für die Arbeitszeit von Lehrkräften zu erarbeiten.

Die Schulen erhielten zu Beginn des Schuljahrs lediglich beschwichtigende Worte und vage Versprechungen seitens des Bildungsministeriums. Die einzige greifbare Maßnahme ist das Verbot der Verwendung des Gendersternchens in offiziellen Schreiben.

„Eine solche Herangehensweise löst Enttäuschung in den Schulen aus.“, so Gerth weiter. „Obwohl die Lehrkräfte nach wie vor engagiert sind, muss das Bildungsministerium dringend substantielle Lösungen für die langanhaltenden Herausforderungen im Bildungssystem finden. Andernfalls drohen verstärkte Belastungen, gesundheitliche Probleme und sogar Kündigungen von Lehrkräften.“

Der Lehrermangel und die anhaltende Unzufriedenheit innerhalb des Bildungssystems Sachsen-Anhalts werfen wichtige Fragen auf, die nicht länger unbeantwortet bleiben können. Eine gemeinsame Anstrengung von Bildungsbehörden, Gewerkschaften und Verbänden ist erforderlich, um nachhaltige Lösungen zu finden und eine bessere Zukunft für Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte gleichermaßen zu gewährleisten.

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