Kürzungen an der MLU erst einmal „vom Tisch“ ?

9. Juni 2021 | Bildung und Wissenschaft | 11 Kommentare

Nach den studentischen Protesten und einer Online-Petition waren Pläne des Rektors der MLU, dem Wirtschaftsrechtler Prof. Christian Tietje, überregional Kritik geraten. Mit dem Argument, die Hochschule sei unterfinanziert, hatte er die Streichung von zehn Professorenstellen wie auch Schließung ganzer Fachbereiche angekündigt. Die darauf folgende Protestwelle, richtete sich anfangs  – kurz vor den Landtagswahlen – gegen die Landesregierung und das Wirtschaftsministerium. Die Online-Petition des Fachschaftsrates der Philosophischen Fakultät I erfuhr sogar besondere unter Altphilologen und Archäologen internationale Beachtung, wie viele der (Stand heute) über 16.000 Unterschriften zeigen. Erst im weiteren Verlauf der Debatte, die über die Landesgrenzen hinweg medialen Zuspruch erfuhr, kristallisierte sich heraus, dass insbesondere die geplante Kürzung der Professuren nicht auf dem Mist der Landesregierungt gewachsen war, sondern wohl auf einen Alleingang des Uni-Rektors.

So schien das Wissenschaftsministerium wenig von den konkreten Sparpläne des Rektors zu wissen, die „überraschende wie irritierende Aussagen“ beinhalten, wie es aus Magdeburg verlautete.  Das Ministzerium monierte unter anderem, dass einschneidende strukturelle Maßnahmen nur im Einvernehmen mit dem Ministerium umgesetzt werden dürfen, eine solche Abstimmung sei jedoch nicht erfolgt.

Alleingang des Rektors gestoppt

Auf der an der Uni Halle einberufenen Senatssitzung musste Tiedje nun zurück rudern, und sprach kleinlaut nur noch von einer „Eröffnung von Diskussionsprozessen“, die er habe anregen wollen. Am Ende der Senatssitzung stand ein beinahe  einstimmig beschlossenes Papier, entworfen von Senatsmitglied Bertolt Marquardt. Dessen zentrale  Aussage kann man als Ohrfeige für den Rektor auffassen, dessen Pläne nimmt das akademische Gremium allenfalls als „Einstieg in eine ergebnisoffene Diskussion zur Kenntnis“:  Der Senat „stellt fest, dass damit kein Detail zur Ausgestaltung der zukünftigen Personalstruktur im Bereich des wissenschaftlichen Mittelbaus, zur konkreten Streichung einzelner Professuren, zur konkreten Ausgestaltung der zukünftigen Fakultätsstruktur der MLU oder zu sonstigen, in dem Plan angesprochenen Themen entschieden ist.“

Bildung, die der Wirtschaftsjurist überflüssig findet

Der Beschluss ist eine herbe Schlappe für Rektor Tiedje: denn in seinem Entwurf war es sehr konkret um Streichung seiner Ansicht nach  „unnötiger“ oder „überflüssiger“ Fachbereiche gegangen: so sollten Lehrstühle Latinistik, Gräzistik, Mittel- und Neulateinische Philologie Archäologie des Vorderorients gestrichen werden. Mit einer Begründung übrigens, die dem Geist einer unabhängigen Universität widersprechen dürfte: „Drittmittelstarkes Forschungspotential und Potential für angemessene Studierendenzahlen“ sei dort „nicht erkennbar“.

(Quelle: forschung-und-lehre.de, eigene Recherche)

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