„Du Jude“ darf keine Beleidigung sein!

13. November 2019 | Bildung und Wissenschaft | 4 Kommentare

„Du Jude!“ zählt zu den gängigsten Beleidigungen auf deutschen Schulhöfen, jüdische Schüler sind regelmäßig antisemitischem Mobbing ausgesetzt. Zahlreiche Fälle der letzten Monate haben gezeigt, dass antisemitische Beleidigungen, Bedrohungen und Gewalt an Schulen ein erschreckendes Maß angenommen haben. Die Betroffenen berichten fast immer, dass sie sich komplett alleingelassen fühlen, meint die Amadeu-Antonio-Stiftung, und möchte mit der Kampagne „Du Jude! #sowhat?“ ein Zeichen gegen Antisemitismus im Kontext von Jugend und Schule setzen.

Weiter führt die Stiftung aus: Wenn sich Jugendliche streiten, kann die Wortwahl oft hart ausfallen. Dabei hat sich in den letzten Monaten und Jahren eine Bezeichnung eingeschlichen, die ganz sicher keine Beleidigung ist: Es geht um das Wort ‚Jude‘. „Jüdische Initiativen und Interessenvertretungen zeigten sich in den letzten Jahren über die Verwendung des Wortes ‚Jude‘ als abwertende Bezeichnung an deutschen Schulhöfen zunehmend besorgt. Aus diesem Grund haben wir uns dazu entschieden, dieses Problem in den Fokus unserer diesjährigen Aktionswochen zu stellen und damit vor allem Jugendliche anzusprechen. Wir wollen mit dem Slogan „Du Jude! #sowhat?“ bewusst Aufmerksamkeit erregen und zur Diskussion anregen“, erklärt Florian Eisheuer, Projektleiter der Aktionswochen gegen Antisemitismus.

Motiv: Amadeu-Antonio-Stiftung

Und tatsächlich fällt die Kampagne mit vier verschiedenen Plakatmotiven auf. Um zu sensibilisieren, werden dem Wort ‚Jude‘ vier alltägliche Gegenstände gegenübergestellt, die zur bewussten Herabwürdigung des Gegenübers genutzt werden. Denn auch als Vogel, Lappen, Pfosten oder Lauch beschimpfen sich Jugendliche gerne. „Wir wollen dabei nicht mit erhobenem Zeigefinger auftreten, sondern vielmehr für die Verwendung von Sprache im Streit sensibleren. Gerade in Konflikten ist es wichtig, nicht gedankenlos zu agieren.“, betont Eisheuer.

Antisemitismus im Schulkontext thematisieren und Betroffene unterstützen

Wer das Wort ‚Jude‘ als Abwertung verwendet, äußert sich antisemitisch. Damit wird nicht nur die betroffene Person, sondern auch alles Jüdische abgewertet. Auf diesen Zusammenhang macht die Kampagne aufmerksam. Gleichzeitig werden Betroffene durch die Ergänzung „sowhat?“ unterstützt und gestärkt, denn viel zu oft bleibt die Solidarisierung mit Betroffenen durch Dritte aus. Antisemitismus ist immer noch ein gravierendes Problem aller Generationen und Milieus, wird aber gerade im Schulkontext viel zu wenig thematisiert. Diskussionen über Antisemitismus auf die Tagesordnung zu bringen – dazu wird die Plakat-Kampagne sicherlich beitragen.

Die Kampagne ist Teil der diesjährigen Aktionswochen gegen Antisemitismus, die von der Amadeu Antonio Stiftung gemeinsam mit dem Anne Frank Zentrum ausgerichtet werden. Bereits zum 17. Mal finden sie statt und entwickelten sich in den letzten Jahren zur größten Kampagnen gegen Antisemitismus in Deutschland – allein in diesem Jahr in Kooperation mit über 100 lokalen Initiativen und über 160 Veranstaltungen. Durch ein vielfältiges Programm aus Vorträgen, Workshops, Seminaren, Projekttagen an Schulen, Zeitzeug*innengesprächen, Konzerten, Theater- und Filmvorstellungen und vielen mehr soll über Antisemitismus aufgeklärt und für seine verschiedenen Ausprägungen sensibilisiert werden. Gefördert werden die Aktionswochen durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“.

Eine Übersicht sämtlicher Veranstaltungen, die bis zum 15. Dez. 2019 stattfinden, gibt es hier.

Eine Meldung der Amadeu-Antonio-Stiftung

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