Zum Glück negativ: Elfriede war beim Arzt

13. November 2023 | Bild der Woche | 2 Kommentare

„Und, was hat der Arzt gesagt“? rief Heino, als er nach Hause kam. Elfriede hockte im Garten und zupfte Unkraut aus den Blumenbeeten. „Negativ !“, schallte es aus dem Beet erleichtert zurück. „Uff. Und jetzt, wie weiter?“

„Ich soll die Salbe, die er mir vor zwei Wochen verschrieben hat, nicht mehr nehmen. Stattdessen hat er mir was anderes aufgeschrieben“.

„Spinnen diese Ärzte?“, fragte Heino entrüstet.  „Erst wird dieses „Picato“ als Wundermittel angepriesen, und dann..“„

„Er hat irgendetwas von neuen Studien erzählt und dass das Mittel nicht mehr in der EU zugelassen ist, weil es das Krebsrisiko steigern soll. Ich soll jetzt was anderes nehmen“.

„Und was ist jetzt Deine Diagnose?“

„Aktinische Keratose, zu viel Sonne abgekriegt. Kein Krebs, kann aber dazu werden. Ich soll meine Haut deshalb vor Sonneneinstrahlung schützen.“

„OK, Dann pass halt auf und setz in Zukunft einen Gärtnerhut auf“, empfahl Heino überflüssigerweise. „Trägst Du jetzt sogar Handschuhe beim Unkrautzupfen?

„Ja, man kann nie wissen. Gerade auch bei dieser Pflanze“. WElfriede zeigte Heino ein Kraut, das sie gerade ausgerissen hatte. Weißer Milchsaft tropfte aus dem Stengel. „Enthält genau den Wirkstoff, der jetzt verboten ist. Hat mir der Arzt gesagt“. Elfriede war stolz, einmal mehr als Heino zu wissen. „Ha, man könnte eine Pflanze der Woche draus machen. Ich schreibe die dieses mal“, proklamierte Elfriede.

„OK, dann los. Auch wenn ich deine Euphorbie etwas dämpfen muss: es muss auch etwas Historisches für den Bildungsbürger mit rein. Das verlangen die neuen Richtlinien“. Heino war gespannt, ob sie das hinbekommen würde.

„Euphorie heißt das, du Konifere“, blaffte Elfriede zurück. „Und irgendwas mit den alten Römern und so, wird mir da auch schon einfallen. Sowas mit sieben fünf drei, Rom schlüpft aus dem Ei…“

OK, da sind wir mal gespannt, was Elfriede da als Manuskript einreichen wird. Aber eigentlich können wir es uns fast schon denken.

Hier sind die passenden Fragen:

-Um welche Pflanze geht es?

-In welchem Zusammenhang steht sie zu dieser Salbe und Elfriedes Hautkrankheit?

-Und was hat das mit dem alten Rom zu tun?

-Welches Wort passt nicht in die folgende Reihe: „Euphemismus, Eutrophierung, Euskirchen, Eugen“? 

-Und wie ist es mit dem wissenschaftlichen Gattungsnamen unserer Pflanze – passt er da rein?

-Wer ist dieser „Rex Iuba“ in dem Portätmedaillon – und was hat er mit alledem zu tun?   

Auflösung der letzten Pflanze der Woche ( „Wieder Ärger an Nachbars Hecke“): Rotfrüchtige Zaunrübe, Bryonia dioica.

Unser Experte NhuDeng schrieb: „Ich vermute, dass Elfriede die „Rotfrüchtige Zaunrübe „(Bryonia dioica) gepflanzt hat. Die Zaunrübe ist zweihäusig, männliche und weibliche Blüten wachsen nicht auf einer Pflanze, also können die sonst giftigen roten Beeren nicht entstehen. Es sei denn, in der Nachbarschaft stünde der erforderliche Bestäuber.
Ihre oft auffällig geformte Wurzel galt dabei als Ersatz für die seltenere Wurzel der Alraune (Mandragora officinarum). Beeren und Wurzelsaft enthalten Bryonin und Bryonidin sowie Saponin im Samen.“

Da lag er mit allem ziemlich richtig. Die rotfrüchtige Zaunrübe ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Zaunrüben innerhalb der Familie der Kürbisgewächse (Cucurbitaceae). Sie ist eine ausdauernde Pflanze mit einer verdickten, rübenartigen Wurzel. Die kletternden Stängel sind 2 bis 4 Meter lang und verzweigt. Sie ist zweihäusig getrenntgeschlechtig, das heißt, es gibt Einzelpflanzen mit entweder männlichen oder weiblichen Blüten (Das Artepitheton „dioica“ bedeutet „zweihäusig“ (diözisch). Die Blütezeit dauert von Juni bis September. Die Beeren sind in unreifem Zustand grün und werden dann scharlachrot.

Die Pflanze ist in ganz Europa bis nach Westasien verbreitet. Sie wächst gerne an warmen Standorten in Verbindung mit Mauern und Zäunen und kommt vor allem an warmen Heckenrändern vor, wächst an Wegrändern und auf Schuttplätzen.

Wie gefährlich ist die Pflanze? Auch wenn sie keine Früchte tragen sollte: sie ist in allen Teilen giftig, in den grünen Trieben aber wohl nur gering. Die Gifte gehören zur Substanzklasse der Cucurbitacine (L). Dies sind zumeist bitter schmeckende Stoffe, die in vielen Kürbisgewächsen enthalten sind – manchmal sogar in Zucchinis oder Gurken. Deshalb sollte man aufpassen: wenn solches Gemüse bitter schmeckt, sollte man geschmackliche Warnung sehr ernst nehmen: die Folge können sogar tödliche Vergiftungen sein. Auch der Kontakt mit Blättern oder anderen Pflanzenteilen kann bei empfindlichen Menschen zu Hautreizungen führen. Trotz ihrer Giftigkeit diente die Zaunrübe schon in der Antike als Heil- und Zauberpflanze. Wie schon Nhu-Deng ausführte, wurde sie auch in zumeist betrügerischer Absicht als „echte Alraune“ verkauft.

In einem botanischen Lexikon aus dem Jahr 1772 heißt es: „Ihre Wurzel, welcher betrügerische Landstreicher zu den Zeiten des Aberglaubens durch mancherley Handgriffe die Gestalt eines Menschen gaben, um sie für Alraun zu verkauffen, ist sehr gros, weis, saftig, meelig, bitter, stinkend, und voll von einem ekelhaften äuserst scharfen Safte, der sich durch das Austroknen, durch Milch, Wein, Eßig, geläuterten Weinstein, und andere Säuren, auch durch Gewürze mildern läßt.. sie muß aber in allen Fällen mit Vorsicht gebraucht werden; ihre junge Sprossen genieset man an einigen Orten als eine Speise, ungeachtet sie zimlich stark abführen; die Schafe lassen diese Pflanze stehen.“

Alle anderen Pflanzen der Woche, seit 2016, findet Ihr hier im Archiv

 

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