Würzige Kugelblüten

19. September 2022 | Bild der Woche | 3 Kommentare

Man ahnt schon, wie die Pflanze einzuordnen ist, wenn man sie isst oder zwischen den Fingern zerreibt. Man kann alle Pflanzenteile essen –  roh oder gekocht. Die purpurfarbenen Blüten eignen sich als hübsche ,schmackhafte Dekoration für Salate. 

Die krautige Pflanze kommt in Europa und im Mittelmeerraum vor. Sie gehört zur Familie der Amaryllisgewächse. Genetische Analysen haben das bestätigt. Es gibt etliche nahe Verwandte, die wohlbekannte Nutzpflanzen sind. Die Vegetationsphase ist recht kurz. Als Zwiebel überdauert die Pflanze längere sommerliche Trockenphasen. Sie dürftest dem Klimawandel gut zurechtkommen. Im Garten können viele Zierformen mit ihren Blütenkugeln Akzente setzen. Und die Bienen lieben sie auch.

Wie heißt sie?

Auflösung der letzten Pflanze der Woche (Schaumgeborenes Gemüse mit Petroleumgeschmack“): Meerfenchel, Crithmum maritimum

Hei – Wu ist aus seinem Griechenland-Urlaub zurück. Sogar die Koffer dind mitgekommen – ein was mittlerweile keine Selbstverständlichkeit ist. Vorsichtig packt er das Gläschen mit den Pflanzentrieben aus, die er an den Felsen dicht über der Meeresbrandung gesammelt hat. Salz hatte er darüber gegeben, damit sie, so konserviert, die Reise überstehen.  So machten es dereinst auch die Seeleute –  um wenigstens etwas frisches Gemüse vorrätig zu haben. Wer „Kritama“ an Bord hatte, litt nicht an der gefürchteten Seefahrerkrankheit Skorbut, einer Vitamin-C-Mangelkrankheit. „Ist hier Meerfenchel gemeint?“, fragte Gork vom Ork. Und lag damit genau richtig.

Meerfenchel ist ein Doldenblütler, tatsächlich eng verwandt mit dem echten Fenchel. Die Pflanze hat sich an ihren speziellen Lebensraum angepasst: zwischen Felsen, die hin und wieder die salzige Gischt der Brandung abbekommen. Es ist eine sehr salzverträgliche Pflanze, die aber auch ohne Salz auskommt. Frost verträgt sie nicht. Die dickfleischigen Blätter sammeln Wasser, so übersteht die Pflanze auch Trockenperioden, denn mit dem Salzwasser allein kann sie nicht leben.  Die Pflanze kommt ringsum das Mittelmeer vor, auch an der Atlantikküste. vereinzelt findet man sie sogar auf Helgoland.

Seit dem Altertum wird sie gegessen, dazu wird sie in der Regel  gekocht oder blanchiert,  dann gibt man gibt etwas Zitronensaft oder Essig drüber, und richtet mit Olivenöl an. Der Geschmack ist auf Grund der ätherischen Öle sehr intensiv – es ist eine sehr intensive Note irgendwo zwischen Fenchel, Anis, Petroleum und Terpentinöl. Gegessen wird das Gericht kalt. In etwas gehobeneren Tavernen in Griechenland findet man „Kritama“ gelegentlich auf der Speisekarte unter den „Mesedes“, den kleinen Vorspeisen. Zuweilen bedauert der Kellner, es gäbe keine mehr – an manchen Stellen ist die Pflanze regelrecht von den Sammlern ausgerottet – vom Aussterben bedroht ist sie aber keinesfalls. Die Samenfrüchte sind schwimmfähig, so breitet sich die Pflanze aus.

Der lateinische wissenschaftliche Name „Crithmum maritimum“ erklärt sich selbst – allerdings ist unklar, woher das „h“ im Gattungsnamen kommt.

 

Noch viel mehr Pflanzen findet Ihr in unserem Archiv. Seit 2016 jede Woche ein neues Gewächs im unserem  virtuellen Hallischen Kleingarten.

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