Von wegen, „nur eine“ vernaschen: Verwirrung zwischen Ost und West im Garten der Lüste

20. September 2021 | Bild der Woche | 3 Kommentare

Es muss die Mittagshitze der griechischen Macchia gewesen sein, die Hei-Wu derart die Sinne vernebelte. Schon mehrere Stunden lang war er orientierungslos über die lehmig-staubigen Feldwege in den Bergen umher getapert, benebelt von der Hitze, irritiert von dem dunkellaubigen Gestrüpp, das mehr und mehr, je weiter der Weg in die Berge hinauf führte, die Vegetation dominierte. Keine Feige, die dem Durstigen hätte Labung, keine Platane, die hätte Schatten spenden können. Kein Bächlein, das dem dürstenden Erfrischung geboten hätte. Aber zwischen den dunklen, gesägten Blättern, die entfernt an Lorbeer erinnerten, bemerket er orangegelbe und auch rote Früchte, und die begannen zu sprechen. „Eine kannst du essen… aber nur eine….“.  „Hihi, nur eine…“ zwitscherten Vögel aus dem Geäst. Eine merkwürdige Wunderwelt tat sich auf – nackte, bleiche Mädels boten sich dunklen Jünglingen an, andere ritten auf fliegenden Fischen, auf wilden Schweinen und allerhand Getier, ein See war da, wo die Geschöpfe allesamt viel Spaß hatten und in dessen Mitte eine gewaltige Destille vor sich hin blubberte. „Ost, West, trallala“ sangen sie hier, ein wirklich surreale Szene breitete sich aus: und alle hatten Spaß an den roten Früchten. „Mer weed wach, rief die Aure un sieht en nem Bild zweschen Brueghel un Bosch kei Minsch, dä öm Sirene jet jitt..“ klang es aus der Ferne. Hei-Wu musste unbedingt die Orientierung wieder gewinnen. Die Früchte, das war es: sie waren unterschiedlich. Die Bäume zu seiner Rechten hatten leicht gezackte Blätter, sie waren etwas größer und stachelig. Zur Linken waren sie kleiner, dafür hingen sie aber in langen Trauben von den Stämmen, die Blätter hatten nicht diese scharfen Zacken. „Also eine esse ich“, sprach Hei-Wu, griff sich eine von dem Busch auf der rechten Seite und biss hinein. Innen war sie weich, das gelbliche Fruchtfleisch schmeckte süß-säuerlich, aber die vielen Kerne störten doch sehr zwischen den Zähnen…

Liebe Freunde der Botanik, wer hilft unserem verwirrten Autor aus dem Gestrüpp?

  • Soll er nicht doch noch eine Frucht essen?
  • Wenn er die Büsche links und rechts liegen lässt und geradeaus weiter geht:  scheint ihm die Sonne dann in den Rücken oder ins Gesicht? 
  • Wer hat das Bühnenbild gemalt und was hat das mit den beiden (eng miteinander verwandten) Pflanzen zu tun?
  • Um welche beiden Pflanzen geht es hier überhaupt? 

(Das Rätselbild in etwas größerer Auflösung gibt es hier)

(Hei-Wu)

Auflösung der letzten Pflanze der Woche (Durchwachsene Alternative zur Maiswüste): Durchwachsene Silphie, Silphium perfoliatum.

Gesucht war die Durchwachsene Silphie Silphium perfoliatum. Die Pflanze wird noch wenig genutzt. Weitere agrarökologische Untersuchungen sind  noch nötig, um sie optimal zu nutzen. Die Silphie kam aus ihrer nordamerikanischen Heimat über Russland nach Ostdeutschland. Sie ist mehrjährig. Und kann wirtschaftlich über längere Zeit genutzt werden, was die anfänglichen hohen Anbaukosten relativiert.

(Hans Ferenz)

 

Lust auf mehr Pflanzen-Stories ?  In unserem Archiv findet Ihr alle bisherigen „Pflanzen der Woche“, seit 2016.

 

Print Friendly, PDF & Email
3 Kommentare

Kommentar schreiben