Tzschisch

16. Oktober 2023 | Bild der Woche | 6 Kommentare

In der Hallespektrum-Pflanzenredaktion nannten sie ihn nur „Tzschich“. Heino konnte sich den Nachnamen nicht merken, geschweige aussprechen. Die Zuständigkeit des neuen Mitarbeiters war die Grafik, wozu insbesondere die Schriftgestaltung gehörte, also nicht nur die Bilder zur Pflanze der Woche sollte er bearbeiten, sondern beispielsweise auch Briefköpfe, Rechnungsformulare, Vordrucke für Urlaubsanträge  und vieles mehr entwerfen, alles halt, was so ein großes Haus wie die Hallespektrum-Verlagsdruckerei so benötigte. Heino konnte mit „Tzschich“ nicht viel anfangen. Der Typ hatte eine Slavenmacke, und wollte lieber Ivan statt Jan genannt werden. Und er dozierte lieber über Grafikgestaltung, anstatt seine Arbeit zu machen. Er propagierte da eine gewissen Minimalismus, bevorzugt nur serifenlose schlichte Buchstaben auf dem Rechner, wie etwa diese hässliche Arial oder die altertümliche „Futura“. Und als grafische Elemente nur Striche, fette Punkte und einfachste geometrische Formen. Elfriede verabscheute vor allem, dass einige von Tzschichs „Künstlerfreunden“ noch radikaler waren: sie waren strikte gegner der gross und kleinschreibung, auch das ß ersetzten sie durch ss u.s.w.
Und dieser Glaspalast, was hat der damit zu tun? Elfriede kam das Gebäude irgendwie bekannt vor. „Klar, Dessau“, sagte sie zu Heino. „Aber auf dem Briefkopf steht etwas anderes. Alfeld steht da. Das ist doch Niedersachsen“ stellte Heino fest.  „Der Briefkopf muss doch an die hundert Jahre alt sein, schau mal die Telefonnummer: Fernruf Nr. 18 und 5“

Und das Lösungswort für die Pflanze soll oben im Briefkopf stehen? „Schuster, bleib bei deinen Leisten“ nörgelte Heino. „Wenigstens etwas Pflanzliches sollte doch in der Grafik enthalten sein“ fand er. „Ist es doch, schau mal, Heino“ stellte Elfriede fest.

So, und hier unsere Fragen (sind jetzt ganz viele):

Wie heißt die Pflanze der Woche?

Was stellte die Firma in dem Glashaus daraus her?

Wer hat das Fabrikgebäude entworfen?

Wer hat die Drucksachen entworfen ?

Gibt es die Firma noch, und woraus fertigen sie heute ihre Produkte ?

Steht das Gebäude noch?

Und wer ist dieser ominöse Tzschisch?

Auflösung der letzten Pflanze der Woche („Die Blume des Feldherren“): Schnee-Felberich, Lysimachia clethroides

Lysimachia clethroides, der Schnee-Felberich oder Entenschnabel-Felberich trägt seinen letztgenannten Namen wegen seiner geschwungenen Blütenrispe, die entfernt an einen Entenkopf mit Schnabel erinnert. Die Pflanzenart stammt aus Ostasien und wird seit Mitte des 19. Jahrhunderts auch in Europa als Gartenpflanze geschätzt. DSer Gattungsname stammt von dem Botzaniker linne und ist einer Beschreibung des antiken Naturhistorikers entnommen, der eine pflanze erwähnt. die angeblich von dem Feldherrebn und Nachfolger Alexanders des Großen entdeckt worden sei. Die Beschreibung des Plinius passt jedoch nicht so ganz, und die Pflanze war im Antiken europa oder Kleinasien wahrscheinich gar nicht bekannt. Das Art-Epitheton sagt, dass die Pflanze der  „Clethra“, dem „Zimterlenstrauch“, ähnele. Was isch a Zimterle ? ein kleines Stück Zimt auf Schwäbisch? Dies ist eine andere pflanze, wir wollen jetzt nicht abschweifen.

Lysimachia clethroides, Schnee-Felberich

Pflanzenrätzelmeister ist auf jeden Fall NhuDeng. Nach anfänglichem Stolpern beantwortete er alle Fragen, die zugegebenermaßen nicht ganz einfach und vor allem: nicht vegan, also nicht rein pflanzlich, waren. Und was der gehörnte Alexander da auf dem Kopf hat, das beantwortet eine andere Webseite viel besser, deshalb hier diesen Link: https://www.antikensaal-mannheim.com/vorstellung-der-gipse/portr%C3%A4ts/tondo-des-alexander/

Alle anderen Pflanzen der Woche, seit 2016, findet Ihr hier im Archiv.

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