Süßes Gift

14. Mai 2018 | Bild der Woche | 4 Kommentare

„Der Tod ischt ein Maiser aus Deutschland“, versuchte der Rattenfänger Heine zu zitieren, und die feucht-fröhliche Runde der Giftmischer, die sich in der Woche vor Pfingsten zu ihrem Jahrestreffen versammelt hatte, pflichtete ihm bei; „Jenau, Altor, gib mor mal noch ws von dem Zeich hier “ , und schon kreiste die Karaffe mit der leicht süßlichen, aromatischen Brühe weiter  herum, die jetzt, im Abendlicht auch noch wie von selbst zu leuchten schien. „Muschss man aber auf jeden Fall das Kraut  welken lassen, lallte Ratten-Rudi. , „iss Geheimrezept“ . Irgendwas  versuchte er noch zu erzählen, von einer chemischen Substanz, die in der Kräuterbrühe den lieblichen Geschmack grüner Götterspeise erzeugte, deren Abkömmlinge aber eine tödliche Waffe gegen Nager sind. Dann erzählter er noch was von Lebenmittelzusatzverordungen und so weiter, bevor er unter großem Gejohle seiner Mörderkumpels unter den Tisch rutschte.

Wir aber wollen wissen: die Pflanze, die das Getränk so aromatisiert hat, ist ein typisches Würzkraut, das zu dieser Zeit Bestandteil traditioneller Getränke ist.

Außerdem wollen wir wissen: warum  muss man das Kraut, das der Speise der Götter sein Aroma verleiht, welken lassen, bevor man es in der Bowleschüssel versenkt?

Und warum könnte das Getränk nach Sonnenuntergang, in der „blauen Stunde“ zu leuchten scheinen?

Und könnte man mit dem grünen Kraut bedenkenlos seine Hasen füttern, oder ist da eine gewisse Vorsicht angesagt?

Auflösung der letzen Wochenpflanze: Putten und Chippen auf Kunstrasen

57 Prozent der Bundesbürger haben keinen Garten, sondern genießen den Sommer auf dem Balkon. Auch dort kann man sich eine grüne Rasenoase schaffen – mittels Zollstock, Internetzugang, einem gekühlten Getränk mit Flamingostäbchen und der Bereitschaft, pro Quadratmeter etwa 20 Euro auszugeben (- es sind auch preiswertere Varianten möglich). Und dann? Meist gibt es den Rasenteppich als Meterware in 2 oder 4 m Breite. Online hilft ein Kunstrasenrechner, den Verschnitt zu minimieren. Bei der Auswahl sollte man auf Angaben wie Belastbarbarkeit achten, der Rasen soll farbecht und frei von Schadstoffen sein. Die edleren Varianten bestehen aus unterschiedlichen Grüntönen, das erinnert das Auge an echten Rasen, bei dem auch manche Halme weniger vor Gesundheit strotzen. Mit einem Klick kommt man seinem Sommermärchen sehr nahe. Nach der Lieferung hilft ein Cutter beim Zuschneiden und Verlegen – und voilà, der Liegestuhl kann platziert werden.

Die Rasenstängel werden aus thermoplastischem Kunststoff gefertigt und in eine elastische, wasserdurchlässigeTragschicht getuftet. Die häufigste Verwendung ist im Sportbereich, wobei besonders im Fußball noch die Angst vor hoher Verletzungsgefahr herrscht – jedoch nicht mehr so wie vor 10 Jahren (https://rp-online.de/sport/fussball/champions-league/kunstrasen-bringt-magath-auf-die-palme_aid-17246131 – gewonnen hat damals der AC Mailand mit Weltfußballer Kaká). Das Gesundheitsrisiko sollte aber in der derzeitigen „4. Generation“ von Kunstrasensystemen deutlich verringert sein, insbesondere durch dämpfende Gummigranulatverfüllung. Auch die Spieleigenschaften sollen denen auf natürlichen Rasenplätzen inzwischen stark ähneln. FIFA und UEFA zertifizieren daher diese Rasen (mit Ausnahme der WM-Endspielrunde der Männer). Der deutsche Profifußball ist da restriktiver, die 1. Bundesliga bis hinab zur Regionalliga will nur Naturrasen sehen. Beliebte andere Einsätze des Kunstrasens sind als Putting-Grün im Golfen und in gewässerter Form als Hockeyfelder.

Wie ist der Rasen zu pflegen? Anstelle von mähen empfiehlt es sich, am Balkon ab und zu zu saugen, ansonsten gibt es nichts zu tun. Anders ist es bei professionellen Kunstrasenflächen, sie benötigen wöchentliche Pflege bzw. mindestens 13 Grundreinigungen, dann sind sie ca. 12 bis 15 Jahre haltbar. Abschleppen und Egalisieren sind Fachbegriffe dafür. Dazu gibt es genormte Vorschläge (DIN 18035). Das ist Norm, wa?

Dem Naturfreund ist es vermutlich ohnehin klar, allen anderen sei es explizit dargelegt: Das bei der Herstellung verwendete Gummigranulat wird i.d.R. aus Altreifen hergestellt und wirkt dann als Hauptquelle für Mikroplastik, das sich in Meeren und Böden anreichert und dort als Schadstoff auf Organismen wirkt. Unsere Bequemlichkeit kommt also der Umwelt wieder einmal teuer zu stehen.

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